Sich bedroht fühlen

Sich bedroht fühlen.

Angst als Thema von Erwachsenenbildung

Eine Planungshilfe für die Erwachsenenbildung

In der ein oder anderen Form, in dem ein oder anderen Umfang, in der ein oder anderen Stärke kennt sie jeder: die Angst. Zu allen Zeiten und an allen Orten war und ist sie eine unvermeidliche Erfahrung des menschlichen Lebens. Hinter ihr steht die Grunderfahrung der Ungesichertheit der Existenz. Insofern ist es immer aktuell, über Angst zu sprechen. Es ist allenfalls die Selbstverständlichkeit der Angst, die ihre Thematisierung überflüssig erscheinen lassen kann.
Für moderne Gesellschaften, die sich seit dem 17. Jahrhundert von Westeuropa ausgehend entwickelt haben, ist die Angst allerdings in neuer und anderer Weise präsent. Erst für sie wird menschlich herstellbare Sicherheit zu einem zentralen Thema. Mit den Versprechen von der Berechenbarkeit, Vorhersagbarkeit und Beherrschbarkeit der Welt geht der Versuch einher, die Angst aus dem Leben der Menschen zu verbannen. Umso stärker bricht sie hervor, wenn doch unkalkulierbare Risiken und unvorhersehbare Gefahren offensichtlich werden.
Was zu Beginn des Projekts der Berechenbarkeit und Beherrschbarkeit der Welt noch nicht absehbar war, zeichnet sich aber am Horizont des 21. Jahrhunderts deutlich ab: die Moderne erübrigt die Angst nicht, besiegt sie auch nicht, sondern bringt sie mit ihrem gesteigerten Sicherheitsbedürfnis erst hervor. Denn proportional mit diesem Bedürfnis wächst das Erleben der unaufhebbaren Ungesichertheit des menschlichen Lebens, d.h. die Angst. In den letzten zwei oder drei Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts ist sie in den Vordergrund gerückt und weit verbreitet. Das ist weniger der Fall, weil eine Jahrhundert- oder sogar Jahrtausendwende bevorsteht, sondern weil sich die modernen Gesellschaften, unabhängig von kalendarischer Zählung, qualitativ auf dem oder hinter dem Höhepunkt der Modernisierung befinden, in der "radikalisierten Moderne" (Anthony Giddens) bzw. der "Postmoderne" (z. B. Ulrich Beck). Da "das Leben als letzte Gelegenheit" empfunden wird, hat sich das "Sicherheitsbedürfnis" angesichts solcher "Zeitknappheit" (Marianne Gronemeyer) radikalisiert, mit ihm die Angst als Erlebnis realer oder auch nur vermuteter Unsicherheit.
Diese noch sehr allgemein gehaltenen Hinweise mögen genügen, um die Aktualität und Relevanz eines Themas anzudeuten, an dem die Erwachsenenbildung nicht vorbeigehen kann: das Thema Angst. Zudem ist es ein besonders interessantes Thema, weil es einen Querschnitt durch sämtliche Themenfelder der Erwachsenenbildung bildet. So bezeichnet Sigmund Freud in seinen "Vorlesungen zur Einführung in die Psychoanalyse" (1917) das "Angstproblem" als einen "Knotenpunkt..., an welchem die verschiedensten und wichtigsten Fragen zusammentreffen, ein Rätsel, dessen Lösung eine Fülle von Licht über unser ganzes Seelenleben ergießen müßte" - eine Herausforderung für die Erwachsenenbildung.

 

Inhalt

  • Informationen zum Thema Angst
  • Gefühl und Angst - psychologische Aspekte
  • Freiheit und Angst - philosophische Aspekte
  • Hoffnung und Angst - theologische Aspekte
  • Krankheit und Angst - therapeutische Aspekte
  • Wissen und Angst - didaktische Aspekte
  • Veranstaltungen zum Thema Angst
  • In der Elternbildung
  • In der politischen Bildung
  • In der beruflichen Bildung
  • In der Persönlichkeitsbildung
  • In der Gesundheitsbildung
  • In der wissenschaftlichen Bildung
  • In der kulturellen Bildung
  • In der religiösen Bildung
  • In der Altersbildung
  • Medien zum Thema Angst
  • Sachbücher und Arbeitshilfen
  • Spiel-, Dokumentar- und Trickfilme
  • Dias, Tonbilder und Tonbänder

 

Herausgeber: Erzbistum Köln, Hauptabteilung Bildung und Medien, Abteilung Erwachsenenbildung, Marzellenstr. 32, 50668 Köln
Text: Dr. Ulrich Papenkort
Verantwortlich: Kurt Koddenberg
Hauptabteilung Bildung und Medien im Erzbistum Köln, 1999

 

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