Religion und Glaube in der Familie

Eltern Kinder Religion

Ungewöhnlich ist der Blick auf Erwachsene und Kinder, den die Bibel zeigt: „Werdet wie die Kinder!“, „Lasset die Kinder zu mir kommen. Hindert sie nicht daran!“. So lauten die Aufforderungen an die Erwachsenen. Das Kind als Orientierung, als Vorbild - auch für Eltern? Kinder als diejenigen, die Gott suchen, und Erwachsene, die ermahnt werden müssen, dies nicht zu behindern? Nicht Erziehung der Kinder, sondern Selbsterziehung der Erwachsenen im Vordergrund?

Auf den ersten Blick sind die Aufträge des Evangeliums schwerlich vereinbar mit dem, was wir über Erziehung wissen: Eltern sind für ihre Kinder verantwortlich. Kinder brauchen Halt, Anleitung und Unterstützung – auch auf ihrem religiösen Weg. Die Bibel stellt eine Idee von „Mündigkeit“ vor, die anders ist, als wir es gewohnt sind - das Verhältnis von Erwachsenen und Kindern in anderem Licht.

Und doch – zu allen Zeiten haben Menschen im Leben mit Kindern erfahren, dass die biblische Sichtweise etwas von der Wirklichkeit der Kinder trifft und ihre Stärken und Fähigkeiten erkennbar macht. Sie benennt, was Kinder und Erwachsene nötig brauchen und die humane Grundlage von „Erziehung“ ausmacht. 
Denn der biblische Blick fordert zur Anerkennung der Würde des Kindes als Person auf. Er ist gleichsam die „Grammatik“ einer Erziehungsethik, die Kindern das Recht auf Schutz, Versorgung, Bildung und Beteiligung gewährt – und den Erziehenden dabei zu einer Begrenzung seiner Macht und einer Orientierung am Kind verpflichtet – auch in der religiösen Erziehung.

Maria Montessori gehörte zu denen, die dies in ihrer pädagogischen Arbeit erkannt und realisiert haben. Ihr Werk ist ein Beispiel, wie die biblische Botschaft pädagogisches Denken und Handeln befruchten kann – so, dass Kinder in Würde und Freude lernen und ihren eigenen Weg zu Gott finden können.

Das Erzbistum Köln hat 2007 mit dem „Jahr für Ehe und Familie“ und der Domwallfahrt unter dem Motto „Und er stellte ein Kind in ihre Mitte“ (Mk 9,36) wichtige Zeichen gesetzt. Für die Einrichtungen der Erwachsenen- und Familienbildung ist dies Anlass, mit großer Verpflichtung an der Umsetzung der biblischen Perspektive zu arbeiten.

Was bedeutet das biblische Anliegen in der Bildungspraxis? Wie kann in der Vielzahl der Veranstaltungen für Eltern gezeigt werden, dass Erziehung und Religion zusammen gehören? Wie vermitteln, dass dies grundlegend ist zum Wohle und Schutz der Kinder? Wie kann Elternbildung zeigen, dass die Begegnung mit dem christlichen Glauben für Kinder ein Reichtum ist?

Der Fortbildungstag für die Elternbildung stellt in Vorträgen und Foren eine Vielzahl von Überlegungen, Veranstaltungsideen und didaktischen Hilfen vor, die dazu beitragen können, heutigen Eltern und Kinder viele „Türen“ zu Glaube und Gemeinde zu öffnen. 

Bildungswerk der Erzdiözese Köln, Marzellenstr. 32, 50668 Köln