Erich Krian

Ausstellung

Erich Krian

„Kreuzbild. Zornesröte über Teer.“

Sowie Arbeiten auf Papier und Nessel

Ausstellungseröffnung: 06.12.2010, 19:00 Uhr

Ausstellungsdauer: 06.12. - 24.01.2011 ganztägig geöffnet
Maternushaus, Kardinal-Frings-Str.1, 50667 Köln

Die Kreuzbilder Erich Krians verdanken sich keiner konzeptionellen Idee, als habe sich der Künstler absichtsvoll diesem Thema zugewandt. Eher ist es ihm wohl zugewachsen, hat sich ihm im künstlerischen Prozess gezeigt. Dieser Prozess ist biographisch verwoben, er ist kein l’art pour l’art. Der Künstler hat in tief greifender Leiderfahrung nach einem Ausdruck, ja nach einem Abarbeiten seines Schmerzes gesucht in seiner Sprache, der Malerei. Er hat nicht nach dem Kreuz gesucht.Es hat sich ihm gezeigt. Es drängte sich ihm aus der Bildtiefe auf. Daraus sind die Kreuzbilder erwachsen, die das Kreuz in unterschiedlichen Farbatmosphären und Bildkompositionen aufscheinen lassen. Titel wie Gnade, Hoffnung, Angelehnt, Verwundbar ergeben sich, ohne den Betrachter festzulegen, aus den emotionalen Assoziationen, die jene Kreuzbilder auslösen. Mit großer Wucht, wie eine der Bildunterschriften aus 2009 lautet, zeigt sich das Kreuz in den Arbeiten Erich Krians auf neue, unverbrauchte Weise. Das alte Zeichen, oft vergessen oder zum Dekor verkommen, beweist seine lebendige Kraft. Zu immer neuen malerischen Entdeckungen treibt das Zeichen des Kreuzes, stört so das heimliche Einverständnis der Zeitgenossen, die mit ihm nichts mehr zu tun haben, es abschieben wollen in die Diskretion des Privaten. Es bleibt die Ambivalenz des Kreuzes. Da sind der Schmerz, das Leid, der Tod. Das Kreuz lässt keine vordergründige Versöhnung zu, zeigt es doch ein Marterinstrument, an dem gelitten und qualvoll gestorben wurde. Das Kreuz hat die Maße des Menschen, es ist eine Kürzel, eine Abbreviatur seiner Gestalt. Wo das Kreuz sichtbar wird, wird der Mensch sichtbar in seinem Leid, seinem Tod. Auch Schuld und Versagen kommen mit dem Kreuz ins Spiel. Für den zeitgenössischen Unschuldswahn ist da kein Platz. Das Kreuz ist – auch in seiner Abstraktion – ein störendes, ein schwieriges Zeichen.

Es bleibt die Ambivalenz des Kreuzes. Einer hat an ihm gelitten, der anders war, obwohl er litt, wie alle litten, obwohl er starb, wie alle starben. Einer hat da die Sache des Menschen ausgetragen, „mit großer Wucht“ hat er Sünde und Tod ausgetragen. Jetzt kann das Kreuz angeschaut und muss nicht mehr verdrängt werden. Es bleibt die Ambivalenz des Kreuzes: Dunkelheit und Licht, Verwundbarkeit und Gnade. „Kreuz. Gnade.“ heißt eines der Bilder. Zitternd schwebt das Kreuz auf dem Papier, seine schwarze Schwere hat es verloren. Rötliches Farbenspiel schenkt ihm Leichtigkeit. Nicht drückend steht das Kreuz vor dem Betrachter, eher frei, fast einladend, es an- und auf sich zu nehmen. Das Kreuz wird zum Zeichen einer Freiheit, die nicht vom Vergessen lebt und so der Beliebigkeit Hausrecht gibt. °Kreuz. Gnade.“weist auf erlöste Tiefe, auf ein Leben, das wahrhaftig sein darf.

Erich Krian hat schwieriges Terrain betreten; aber er hatte keine Wahl, das Kreuz hat sich ihm gezeigt.
 

Prälat Josef Sauerborn, Künstlerseelsorger