Die Umwandlung der Schule bis hin zu dem Zustand, in dem sie heute ist – außerordentlich beliebt, in hohem Maße nachgefragt, mit einem beispiellosen Profil – all das ist auch ihr Lebenswerk. Und es ist Ihnen gelungen, das italienische Erbe der Schule nicht nur zu bewahren, sondern zukunftsfähig zu gestalten.
Vielleicht wirkte dabei förderlich, dass Sie ein leidenschaftlicher Geschichtenerzähler sind. „Wenn man ihn besuchte, mußte man sehr viel Zeit haben, weil er zu jedem Exponat in der Schule stets in der Lage war, eine Geschichte zu erzählen“ wird kolportiert, so daß man sich dem Einfluß und der Interpretation, mit der Sie Ihre Schule sahen, kaum entziehen konnte. „Bei Papa Giovanni muß man immer bei allem direkt weit ausholen. Alles hat immer mit allem zu tun.“ So haben Sie mir mal Ihre Schule erklärt. Und Sie kennen tatsächlich jeden Stein und jedes Blatt, können dazu jeweils eine Story erzählen, und sagen auch, dass Sie das tun werden.
Dabei war Ihnen auf beispielhafte Weise das Wohl und Wehe der Ihnen und der Schule anvertrauten Schüler natürlich besonders am Herzen. Sie kannten die Inklusion schon, bevor die Soziologen den Begriff für die politische Interpretation der Arbeit in einem Stadtteil konzipierten. Und natürlich noch viel länger, bevor dann die Bildungspolitik in etwas schräger Abwandlung diesen Begriff auf die Schulen applizierte. An meinem zweiten oder dritten Arbeitstag in der Schulabteilung sprachen alle von Inklusion und suchten nach Möglichkeiten intelligenter Anwendungen für unsere Schulen. Schnell kam man auf die Idee, diesen mir natürlich völlig unbekannten Herrn Rabe von der Gesamtschule in Stommeln einzuladen und mit ihm nach beispielhaften Lösungen zu suchen. Natürlich haben Sie mitgespielt und natürlich waren wir erfolgreich.
Die Verbindungen zur Stadt Pulheim und zur Kommunalverwaltung sind exzellent, zum Wohle der Schule konnten so viele hilfreiche Absprachen getroffen werden. Sie haben immer Brücken gebaut, Sie haben in oft spontanen Entscheidungen Schüler aufgenommen, die leider an anderen Schulen wirklich keiner mehr haben wollte – dabei nahmen Sie in Kauf, damit gelegentlich Ihre Abteilungsleiter oder Kollegen zur Fassungslosigkeit oder Weißglut gebracht zu haben.
Gleichwohl sind Sie aber nicht über deren Interessen hinweggegangen. Oft haben Sie Ihre eigenen Interessen zurückgestellt, wenn es um die Sorgen und Nöte Ihrer Mitarbeiter und ihrer Familien ging. Dabei kam ihnen zugute, daß es Ihnen zuverlässig gelang, etwaige Hemmnisse in der Kommunikation abzubauen, es war einfach, mit Ihnen zu sprechen, Sie haben nicht nur von oben herab doziert.
Manchmal war es aber auch nicht so einfach, mit Ihnen zu sprechen. Unsere Sekretärinnen hatten manchmal den Eindruck, daß man am Telefon sich gar nicht richtig melden konnte. Sie hatten sich in voller Länge Ihres Namens und demjenigen der Schule sowie mit Ihrem Anliegen vorgestellt, so dass man erst nach gefühlten fünf Minuten die Gelegenheit hatte, „Guten Tag, Herr Rabe“ zu sagen.
Ihre liebste Aufgabe war – bis heute – der Unterricht und die Arbeit mit den Kindern. Sie waren und sind begeistert, wenn Sie von Ihren Schülern sprechen. Sie sind begeistert über die Kontakte, die die Ehemaligen zu Ihnen pflegen. (..)
Sie sind so begeistert, daß Sie fast jedes Kind (anders als es unseren Sekretärinnen manchmal möglich schien) in der Pause anspricht: „Guten Morgen, Herr Rabe!“. Das führte dazu, daß wir bei Bausitzungen in der Schule vermeiden mußten, in der Pause auf dem Gang etwas mit Ihnen klären zu müssen. Unter diesen Umständen war ein Gespräch – selbst ein kleines – nicht möglich.
Herr Rabe, Sie waren und sind ein geschätzter Mann. Ob im Erzbistum oder bei der Bezirksregierung – Sie waren in den diversen Gremien, die ich jetzt nicht alle aufzählen kann – überall gern gesehen und hoch geachtet. Ihr Wort hatte Gewicht, und man wußte, daß man sich auf Sie verlassen konnte.
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Ihr Denken und Handeln war immer von einem selbstverständlichen christlichen Glauben geprägt. Hier sahen und sehen Sie den Maßstab Ihres Handelns. Und zwar nicht irgendwo, sondern in Köln, in Ehrenfeld, in Stommeln. Sie haben mir mehr als einmal erzählt und am Foto gezeigt, wie Sie in jungen Jahren im Dom gesungen haben. Und was Sie sonst noch im Ehrenfeld des letzten Jahrtausends erlebt haben.
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Lieber Herr Rabe, Sie haben sich in hervorragender Weise verdient gemacht um Papa Giovanni und die erzbischöflichen Schulen! Dafür gebührt Ihnen besonderer Dank und besondere Anerkennung!
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Für die nun folgenden Jahre des Ruhestands wünsche ich Ihnen eine erfüllte Zeit, vor allem Gesundheit und den reichen Segen des menschenfreundlichen Gottes.