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Bonn-Hardtberg - Besuch bei Guido Zernack in der Gemeinde St. Augustinus :Das "Netzwerk Syrienhilfe" in Bonn Duisdorf

Netzwerk Syrienhilfe Bonn-Duisdorf
Datum:
24. Nov. 2014
Von:
StA Kommunikation / KL
Bonn-Hardtberg - Besuch bei Guido Zernack in der Gemeinde St. Augustinus

Guido Zernack ist Pastoralreferent in den Gemeinden St. Rochus, St. Augustinus und St. Edith Stein in Bonn-Hardtberg. Gemeinsam mit mehr als 50 ehrenamtlichen Helfern hat er in den vergangenen Monaten ein Hilfsprojekt für Flüchtlinge auf die Beine gestellt – 27 Personen hat das „Netzwerk Syrienhilfe“ innerhalb von kurzer Zeit aus Syrien und Jordanien nach Bonn holen können. In einem Gespräch im Pfarrheim von St. Augustinus berichtet er über die Aktion.

  

Im Advent 2013 klingelt das Telefon von Pastoralreferent Guido Zernack. Sein Kollege - der syrischstämmige Ahmad Kiwan - benötigt dringend Hilfe. Seine Familie ist in Gefahr. Er will sie aus dem in Syrien tobenden Bürgerkrieg holen und in Sicherheit bringen. Er erzählt Gudio Zernack von einem Programm des Landes Nordrhein-Westfalen, das ermöglicht, Flüchtlinge aus Syrien einreisen zu lassen, wenn Bürgschaften und die Kosten für den Flug, die Unterkunft sowie die Verpflegung in Deutschland übernommen werden. Geld für 27 Personen - das brauchte Ahmed Kiwan, um seine Familie nach Deutschland holen zu können.

 

„Ich habe damals nachgerechnet und festgestellt, dass die Flugkosten 10.000 Euro betragen. Hinzu kämen monatlich noch einmal 10.000 Euro für den Unterhalt der 27 Familienmitglieder. Wir haben hier in der Gemeinde rund 10.000 Mitglieder, wenn jedes Mitglied im Monat nur einen Euro spenden würde, könnten wir Ahmad Kiwan helfen. Für eine Einzelperson ist so etwas doch gar nicht zu stemmen“, beschreibt Guido Zernack seine Gedanken im Anschluss an das aufwühlende Telefonat.

  

Netzwerk von Freiwilligen

Um die Aufgabe gemeinsam meistern zu können, bildete sich schnell ein Netzwerk von Hilfswilligen. „Ich habe alle Gremien und Gruppen in der Gemeinde angesprochen und gefragt, ob sich Helfer für die anfallenden Arbeiten finden lassen“, erzählt Guido Zernack. Die Resonanz auf die Aufrufe war überwältigend, schnell waren zahlreiche Helfer gefunden und viele Spenden gesammelt. „Wir mussten uns am Anfang alles selbst erarbeiten. Wir waren Laien, was das Thema Flüchtlinge betrifft. Als wir auf die Stadt und die Ämter zugingen, wussten diese zunächst auch nicht so recht, wie Sie uns weiterhelfen können. Unsere Aktion war quasi Learning by Doing“, beschreibt der Pastoralreferent die damalige Situation.

 

Nachdem Anträge ausgefüllt und Flüge für die ersten Familienmitglieder organisiert waren, musste Wohnraum für die Neuankömmlinge gefunden werden – keine leichte Aufgabe, denn einige Vermieter wollten ihre Wohnungen nicht an Flüchtlinge vermieten. Mit einem Trick kam die Gemeinde dann doch zu Wohnraum. Die Deutsche Annington (Privates Immobilienunternehmen) ließ sich auf einen Deal mit dem Netzwerk Syrienhilfe ein: Ahmad Kiwan würde die Wohnungen anmieten, die Gemeinde würde - dank der zahlreichen Spenden - für die Kosten aufkommen.

 

Viele Wochenenden hintereinander waren die Helfer dann damit beschäftigt Sachspenden einzusammeln, Möbel zu transportieren und die Wohnungen einzurichten. „Wir haben uns in der Zeit natürlich ständig mit dem Bürgerkrieg in Syrien beschäftigt, waren aber völlig ahnungslos, wie das erste Aufeinandertreffen mit der syrischen Familie werde würde. Wer wird da eigentlich zu uns kommen? Wollen die Flüchtlinge überhaupt unsere Hilfe? Das alles war für uns Neuland. Uns war es in erster Linie wichtig, die Menschen freundlich aufzunehmen und willkommen zu heißen“, beschreibt Guido Zernack seine Gedanken.

  

Die erste Familie kommt an

Als die erste Familie dann im Februar in Siegburg ankam, waren alle überrascht wie wenig Gepäck sie dabei hatte. „Wir waren extra mit zwei großen Vans angereist, doch die sechs Personen hatten nur eine kleine Tasche dabei. Alles andere war im Krieg zerstört worden oder musste zurückgelassen werden“, so Zernack. Auf mitgebrachten Bildern konnten die freiwilligen Helfer das Ausmaß der Zerstörung in der ehemaligen Heimat der Geflohenen sehen.

 

In Bonn wurden die Flüchtlinge dann mit einem großen Frühstück in der Gemeinde willkommen geheißen. Anfängliche Verständigungsprobleme wurden aus dem Weg geräumt, die Familie wurde sofort in das Gemeindeleben aufgenommen, obwohl die Flüchtlinge selbst keine Christen sind. Einigen ehrenamtlichen Helfer meldeten sich, um bei Behördengängen zu helfen, andere wiederum boten einen Fahrdienst an oder wollten private Deutschstunden geben. Nach und nach konnten bis Mai alle Angehörigen von Ahmad Kiwan nach Bonn geholt werden. „Die Familien waren überrascht, dass sie hier so herzlich empfangen wurden, der liebevolle Umgang hier in Deutschland war völlig neu für die Syrer. In Jordanien hatten sie andere Dinge erlebt, dort wurden sie beschimpft als sie sich auf die Straße getraut hatten“, erklärt Guido Zernack.

  

Im Alltag angekommen

Inzwischen haben sich die fünf Familien gut eingelebt. Die Kinder sind alle in der Schule oder im Kindergarten und die Erwachsenen besuchen Deutschkurse. Man wolle jetzt schnell Arbeit für die Familien finden, so Guido Zernack. „Ich weiß, dass das nicht einfach wird aber die Brüder und Schwestern von Ahmad Kiwan sind gut qualifiziert - wir haben zwei Ärzte, Bankkaufleute und zwei Übersetzer.Ich würde mir wünschen, dass diese Berufe in Deutschland anerkannt werden würden und sich die Gesetzeslage in dem Punkt ändert“.

 

Für Gemeinden, die sich auch in der Flüchtlingshilfe engagieren wollen, hat Guido Zernack folgende Tipps: „ Es ist wichtig, viele Leute mit unterschiedlichen Kompetenzen zu haben. Wir haben eine Aufgabenverteilung vorgenommen - der eine war nur für den Aufbau der Möbel zuständig, der andere für den Deutschunterricht. So können sich alle mit ihren Fähigkeiten einbringen, ohne sich eingeschränkt zu fühlen“, erläutert der Pastoralreferent. „Für uns hätte es nicht besser laufen können. Man bekommt sehr viel von den Familien zurück, die Kinder freuen sich, die Erwachsenen freuen sich und wir uns auch. Es ist doch schön zu hören, wenn der Bruder von Ahmad Kiwan zu einem sagt, dass er endlich wieder ohne Angst mit seinen Kindern auf den Spielplatz gehen kann. Dafür hat sich unsere Arbeit gelohnt!“

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