Licht

Was für ein Licht - Wie und warum sakrale Orte einzigartig sind...

"Es liegt schon das 17. Gästebuch in der Bruder-Klaus-Kapelle aus. "Ich bin hier zur Ruhe gekommen. Was für ein Licht", hat eine Norwegerin auf das gelbliche Papier gekritzelt. Sie meint das Licht in der Wachendorfer Feldkapelle. Geplant als Ort der Stille, hat es das Bauwerk auf freiem Feld im Naturpark Eifel mittlerweile zu einer gewissen Berühmtheit gebracht [, der] weithin sichtbar wie ein Monolith im grünen Gras thront. Aus der Ferne wirkt das Gebäude eher wie ein Bunker, ein hölzerner Wehrturm oder wie jener Steinblock, der schon in Kubricks ‚Odyssee im Weltraum‘ für Verwirrung sorgte. Der zwölf Meter hohe Turm in der Eifel ist aus Beton. Genauer: aus 24 Schichten eines Betons, der sich aus heimischen Flusskies, rötlichem Sand und weißem Zement zusammensetzt. […]

‚Wir haben alle Zeit der Welt.‘ Die ältere Dame hat es sich mit ihrem Mann auf dem kleinen Bänkchen in der Kapelle bequem gemacht. Sie suchen Stille in einem Raum, der schon mit drei oder vier Personen überfüllt ist. ‚Fotografieren verboten‘ steht auf einem Schild. Kerzen flackern. Die Mittagssonne an diesem heißen Augusttag wirft messerscharfe Linien ins Halbdunkel. Man könnte meditieren, wäre da nicht die schwere Eingangstür aus Stahl, die sich im Rücken immer wieder öffnet, um neue Besucher einzulassen. In extremem Kontrast zur Außenhaut der Kapelle wähnt man sich hier in einer archaischen Höhle." 

Andreas Mühl, General-Anzeiger 17./18. August 2013, S. 24.