Sinne

Im Rausch der Sinne

Für mich ist die körperlich-geistig-seelische erotische Begegnung auch eine tiefe religiöse Erfahrung. Von Leidenschaft erfasst, verliere ich die Selbstkontrolle, erfahre mich im Rausch der Sinne und fühle mich in dieser Ekstase über mich selbst hinausgetragen. Ich fühle mich in der sexuellen Vereinigung in meinem Innersten und Eigensten gemeint und angenommen– in meinem Geschlecht; die Leidenschaft meines Mannes nimmt mich wahr und bestätigt mich in meiner Weiblichkeit. 

Zugleich empfinde ich diese Erfahrung auch als Gnade: Ganz gleich, was ich sonst heute geleistet, gemacht oder gedacht habe, was ich vorzuweisen habe oder nicht – in dem, was ich zuinnerst bin, bin ich geliebt und angenommen! Das ist noch nicht der Himmel selbst, das zeigen mir schon die Endlichkeit dieses Glücks und die Erschöpfung und Leere danach; aber es ist wie ein Vor-Schein, gewissermaßen ein Vorschuss auf das Paradies. Was an mir rechtfertigt diese Bejahung, die ich in sexueller Liebe erlebe, diese grundlose, mich selbst meinende Liebe?

Sophie, 37