Weckmann, Sterne, Suppe und vieles mehr

Barbara L

Mitte November beginne ich die Planung für den Zeitraum Advent bis Hl. Drei Könige. Was muss alles mit auf den Plan und was kann außer dem alltäglichen Allerlei und dem Besonderen und dem „mal eben“ noch geplant werden, damit der Advent eine bewusste Zeit der Erwartung bleiben kann und die Weihnachtstage nicht im Chaos versinken?  Fragen denen ich mich nun seit weit über 10 Jahren jedes Jahr stelle.

Mein Name ist Barbara Loyen und ich bin 60 Jahre alt. Ich lebe und arbeite in einem Priesterhaushalt.
Meine Hobbys sind unter anderen Basteln, Kochen und Backen. Das kommt mir in dieser Zeit besonders zugute. Da werden die Hobbys und Fähigkeiten ausgereizt und es macht mir Freude, sie für andere einzusetzen.

Die Adventszeit beginnt bei uns traditionell mit einem Adventsfrühstück der St. Matthias Bruderschaft am 1. Advent. Dazu treffen sich alle Pilger um im Rückblick auf das Jahr Fotos zu gucken. Als „Küchenchefin“ bin ich für die Verpflegung zuständig. Ich backe einen großen Weckmann von 1,5kg Mehl. Er passt diagonal aufs Backblech und es ist immer wieder eine große Freude ihn aus dem Ofen zu ziehen. Weitere backe ich für das Adventstreffen der pensionierten Pfarrhaushälterinnen im Kreis, das Treffen der jungen Frauen und den Nikolaus-Namenstagskaffee des Pastors.

Zwischendurch backe ich Plätzchen, die in Tüten verpackt und beim Basar verkauft werden. Danach ist der Christstollen an der Reihe. Dieser wird gerne vom Pastor an besonders engagierte Ehrenamtler verschenkt. So duftet es ständig im ganzen Haus und die Menschen schnuppern erfreut, wenn sie ins Büro kommen.

Der Alltag läuft unterdessen weiter und so kommt es gerade im Advent häufig vor, dass sich der Arbeitstag bis 22 h ausdehnt. Das Telefon klingelt fröhlich vor sich hin und die Türglocke geht im Advent öfter als sonst. „Ich habe Hunger und kein Geld mir etwas zu kaufen!“ so heißt es oft. Ich packe dann eine kleine Tüte mit einem Käse- oder Wurstbrot, Mandarine oder Apfel und ein paar selbstgebackenen Plätzchen oder einer kleinen Schokolade. Über das Leuchten der Gesichter freue ich jedes Mal.

In diesem Jahr erleben wir hier im Haushalt den Advent noch einmal intensiver. Montags und freitags kommen meine 13 Monate alten Zwillingsenkelkinder bis 15 h zu uns. Das fordert Zeit und Organisation und macht viel Freude. Die pieksigen Tannenzweige anfühlen und die leuchtenden Stern an den Fenstern zu bestaunen und mit den brennenden Kerzen vorsichtig umzugehen, ist eine große Aufgabe. Das Staunen steckt an und es macht große Freude. Wenn es sich einrichten lässt, nimmt der Pastor sich etwas Zeit mit zu staunen und zu genießen.

Die Adventzeit ist bei mir auch die Zeit, in der der Pastor nach Hause kommt und sagt: „Kannst du mal die oder den besuchen, ich habe gehört, da ist keiner der sich kümmert.“ Oder „Kannst du mal eben mitkommen, die Frauen in der Kirche brauchen Hilfe beim Blumenschmuck oder dem Krippenaufbau.“ Da ist oft Spontaneität gefragt und der Teig wandert in den Kühlschrank und wartet bis zum Wiedersehen. Auch mit den Essenzeiten ist es nicht so einfach. Oft müssen ausgemachte Zeiten verschoben werden, weil etwas anderes dazwischen gekommen ist. Auch das kommt in der Adventzeit häufiger vor.

Bei uns gibt es für alle Menschen die im Laufe des Jahres mit Kirche Kontakt hatten einen Weihnachtsbrief. In jedem Jahr liegt eine kleine Aufmerksamkeit dabei. In diesem Jahr ist es ein Stern, den jeder selber durch Auffalten der Spitzen aufrichten kann. Es müssen 350-400 Sterne geschnitten und gefaltet werden und die gelben Schnipsel liegen immer öfter auf dem Tisch. Dabei genieße ich das Sitzen und, wenn ich es schaffe, auch die Ruhe.

Am 4. Adventssonntag, das ist ein Brauch seit meine Mutter starb, die immer für alle Plätzchen gebacken hat, haben wir in der Großfamilie einen Plätzchentausch. Jeder bringt mit, was er/sie gebacken hat und wir tauschen miteinander bis jede/r eine üppige Auswahl an Plätzchen mit nachhause nehmen kann. Auch das Probieren und Erzählen kommen nicht zu kurz. Zu Weihnachten sehen wir uns nicht, da jeder seine Verpflichtungen hat. Meine Vorfreude ist jedes Mal groß und die Arbeit ruht an diesem Tag.

An Heiligabend ist dann die häusliche Ordnung auf den Kopf gestellt. Früh am Morgen gibt es ein Stehfrühstück und die letzten Einkäufe werden getätigt. Der Pastor kommt gegen Mittag von der Messdienerprobe und hat noch dies und das und jenes zu tun und bittet um Hilfe. Es müssen noch Laufpläne für die Messdiener neu kopiert werden, die Aushänge in der Kirche müssen geändert werden oder ähnliches. Ein schnelles kleines Essen, dann ist auch schon Familienmette. Gegen 18 h wird es ruhig und Pastor und ich kochen gemeinsam unser Heiligabend-Essen. Das ist ein schöner Brauch, den wir jetzt schon seit 9 Jahren pflegen. Die Erwachsenen-Christmette um 22 h schließt den Heiligen Abend ab. Da habe auch ich Zeit und Muße teilzunehmen.

Über die Weihnachtstage ist es meist still und die Gottesdienstordnung bestimmt unser Leben. 
Dann beginnt die Vorfreude auf Silvester.  In der Abschlussmesse bekommt jeder einen gebastelten Neujahrsgruß. In diesem Jahr sind es Buchecken als Lesezeichen in Form eines Glückspilzes. Diese werden nun „zwischen den Jahren“ hergestellt. Drei Frauen kommen mir zu Hilfe und wir erleben zwei wunderbare Abende zusammen.

Zum Silvesterabend, das ist auch ein Brauch, den es schon seit 1995 gibt, feiern wir mit 6-8 alleinstehenden Männern und Frauen. Oft sind es dieselben, weil wir uns kennen und es sehr schwierig ist, den Kreis zu erweitern oder zu verändern. Die Gäste sind nun auch schon alt und freuen sich jedes Mal sehr. Um 24 h begrüßen wir das neue Jahr mit Glockenläuten in der Sakristei. Anschließend gehen wir zur Krippe und singen ein Lob- und Danklied.

Weiter geht es nach dem Jahreswechsel mit der Sternsingeraktion. Ich freue mich, dass es jüngere Frauen und Männer gibt, die sich der Aktion angenommen haben, und ich nur noch für eine Gruppe zu einem bestimmten Termin eine Suppe koche und mit den Kindern und Betreuern Freude und Leid teilen darf.

So hoffe ich immer wieder neu auf den Segen Gottes für das Wirken in Haus und Gemeinde.

20 * C + M + B + 17