Joseph Kardinal Höffner
Joseph Höffner (*1906 in Horhausen im Westerwald) studierte in Trier, Rom und Freiburg Theologie, Philosophie, Soziologie und Volkswirtschaft. Bis zu seinem Tod war er der einzige lebende Deutsche, der vierfach promoviert war. Seine Habilitation folgte 1945.
In den 1950er Jahren gründete und leitete er das Institut für Christliche Sozialwissenschaften an der Universität Münster. Joseph Höffner war außerdem als Politikberater tätig und gilt als geistiger Vater einer Rentenreform, die 1957 während der Kanzlerschaft von Konrad Adenauer verabschiedet wurde. Seine 1962 veröffentlichte "Christliche Gesellschaftslehre" gilt bis heute als erfolgreichstes Lehrbuch der kirchlichen Soziallehre.
1962 wurde Joseph Höffner zum Bischof von Münster geweiht, der er bis 1969 blieb. 1969 wurde Höffner Erzbischof von Köln, wenige Monate später wurde er zum Kardinal erhoben. Sein Wappenspruch war "Iustitia et caritas" (Gerechtigkeit und Nächstenliebe).
Höffner starb 1987 in Köln. Beigesetzt wurde er am 24. Oktober 1987 im Hohen Dom zu Köln.
2008 wurde der bisher namenlose Vorplatz des Kölner Doms in Kardinal-Höffner-Platz umbenannt.
Tabellarischer Lebenslauf
24.12.1906 | geboren in Horhausen (Westerwald) im Bistum Trier |
1926 | Beginn des Studiums der Philosophie und Theologie in Trier |
1926-1934 | Studium an der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom |
5.7.1929 | Doktor der Philosophie (Universität Gregoriana/Rom) |
30.10.1932 | Priesterweihe in Rom (für das Bistum Trier) |
18.7.1934 | Doktor der Theologie (Universität Gregoriana/Rom) |
6.4.1938 | Doktor der Theologie (Universität Freiburg i.Br.) |
24.2.1939 | Diplom-Volkswirt (Universität Freiburg i.Br.) |
26.1.1940 | Doktor der Wirtschaftswissenschaften (Universität Freiburg i.Br.) |
1943-1945 | Pfarrer in Trier |
21.6.1944 | Theologische Habilitation an der Universität Freiburg i.Br. |
1945-1951 | Professor für Pastoraltheologie und Christliche Gesellschaftslehre (CGL) am Priesterseminar Trier |
1951-1962 | Professor für Christliche Gesellschaftslehre (CGL) an der Unversität Münster; Gründer und Direktor des Instituts für Christliche Sozialwissenschaften. |
9.7.1962 | Ernennung zum Bischof von Münster |
14.9.1962 | Bischofsweihe in Münster |
1962-1965 | Teilnahme am 2. Vatikanschen Konzil; Mitglied der Konzilskommission für Erziehung und Bildung |
20.12.1968 | Ernennung zum Koadjutor des Kölner Erzbischofs Josef Kardinal Frings mit dem Recht der Nachfolge |
6.1.1969 | Titular-Erzbischof von Aquileja |
24.2.1969 | Ernennung zum Erzbischof von Köln |
2.3.1969 | Amtseinführung von Joseph Höffner als Erzbischof von Köln |
28.4.1969 | Kardinalskreierung in Rom - Titelkirche: Sant´ Andrea della Valle in Rom |
1976-1987 | Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz |
14.9.1987 | Rücktritt als Erzbischof von Köln und als Vorsitzender der DBK |
16.10.1987 | gestorben in Köln |
Das Wirken von Kardinal Höffner
Nach dem Studium, Promotion und Priesterweihe schlug er die wissenschaftliche Laufbahn ein. Seine steile akademische Karriere begann als Professor am Trierer Priesterseminar, später an der Universität München. Als Fachmann für Sozialwissenschaften, Sozialpolitik und Sozialgeschichte war er ein allseits sehr gefragter Ratgeber. Er arbeitete an der Verfassung seines Heimatlandes Rheinland-Pfalz und an sozialen Innovationen der Bundespolitik während der Adenauerzeit mit. Mit 55 Jahren wurde er Bischof von Münster.
Seine Wahl zum Erzbischof im Februar 1969 fiel in eine gesellschaftlich und innerkirchlich äußerst unruhige Zeit. Seine vordringlichste Aufgabe, mit Hilfe seines Generalvikars Nettekoven, war der Umbau der Diözesanstrukturen nach den Vorgaben des Vatikanums und die Hinführung zu neuen pastoralen Wegen. Trotz seiner wenig volkstümlichen Art genoß Höffner stets hohe Achtung unter seinen Erzdiözesanen. Er verband große Sensibilität mit der Nüchternheit des erfolgreichen Wissenschaftlers. Bei der sehr schwierigen Verwirklichung der hohen Ziele des Konzils bewahrte er sich immer eine ausgesprochene Sachlichkeit und scheute sich nie kirchen- oder gesellschaftpolitische Themen anzusprechen und unbequeme Positionen zu vertreten.
Seine persönlichen Voraussetzungen prädestinierten ihn für höchste Aufgaben im Rahmen des deutschen Episkopates und der Weltkirche. Er erfüllte die Erwartungen, auch die konkreten Lebensbedingungen der Menschen in den Blick zu nehmen. 1976 wurde er zum Vorsitzenden der deutschen Bischöfe gewählt. Seine mitinitiierte Aussöhnung mit den polnischen Bischöfen spielte eine mitentscheidende Rolle bei der Wahl des ersten nicht-italienischen Papst. Höhepunkte seiner Amtszeit waren zwei Deutschlandbesuche des Heiligen Vaters. Sein Amtsverzicht wegen einer bösartigen Tumorerkrankung wurde im September 1987 angenommen, Höffner starb einen Monat später.