Spendenthema Gubbio

Herzlichen Dank für Ihre Unterstützung!

Wir sind überrascht und überwältigt von der guten Resonanz und Spendenbereitschaft, den unsere Aufrufe in der Kirchenzeitung (Anzeige vom 19. November und 3. Dezember) und in der neuen Ausgabe der Adventszeit ausgelöst haben. Ihnen, liebe Spenderinnen und Spender gebührt dafür unser herzliches Dankeschön. Mittlerweile haben wir bereits einen Betrag von 3.700 Euro an Gubbio überweisen können. Auch Sr. Christina Klein und Stefan Burtscher sind sehr bewegt von der Spendenbereitschaft. Sr. Christina schreibt:

"Ganz herzlich möchte sich das Team vom Gubbio im Namen  der von uns unterstützten armen und obdachlosen Menschen für Ihre großzügige Spende bedanken. Wohnungslose haben nichts – und können alles brauchen, was ihr Leben erträglicher macht: Zuwendung, Kleider und medizinische Versorgung. Spendengelder investieren wir beispielsweise in Schlafsäcke, Socken, Mützen, Schuhe, Handschuhe, Rucksäcke, Medikamente und Ausweispapiere. Mit jeder Spende ergibt sich ein großes Stück Hoffnung für die Menschen, die in eine unwürdige Lebenssituation geraten sind.

Wir danken Ihnen für Ihre Zuwendung, mit der Sie zeigen, dass Sie an die denken, die am Rande unserer Gesellschaft leben. Diese Menschen erhalten durch Ihre Spende die Chance, ein wenig mehr in unsere Mitte zu kommen. Dafür unseren aufrichtigen Dank!"

 

Und hier noch einmal der Hinweis: Wenn Sie eine Zuwendungsbestätigung erhalten möchten, bitte geben Sie unbedingt Ihre Adresse an.

 

Gubbio in den Medien

Am 24.11. lief im ARD-Morgenmagazin ein Beitrag über die Obdachloseneinrichtung Gubbio. Den Beitrag finden Sie hier: 

ARD-Morgenmagazin über Gubbio

Anbei der Hinweis auf das Spendenkonto:

Erzbischöfliche Stiftung Köln

IBAN DE41 3706 0193 0034 0000 18
Stichwort: Obdachlosigkeit

"Die Menschen auf der Straße haben gehungert"

Frage an Sr. Christina: Was bedeutet Ihnen die Arbeit mit den Obdachlosen?

Sr. Christina: Als Franziskanerin vertraue ich auf den heiligen Franziskus und fühle mich dadurch auch berufen, mit Randgruppen zu arbeiten. Die Stelle bei Gubbio ist eine Mischung aus Sozialarbeit, Seelsorge und Management und sehr abwechslungsreich. Es ist aber auch eine Arbeit, wo man sich etwas klein machen muss, da ich Menschen auf der Straße treffe, ihre Anliegen aufnehme und auch viele Dinge mit ins Gebet nehme.

Die Obdachlosen kommen in der Regel schnell auf das Thema Gott zu sprechen, ich bin ja im Ordenskleid auch gut erkennbar. Die meisten kennen mich, freuen sich, wenn ich da bin und mit ihnen auf der Domplatte ins Gespräch komme. Ich gehe auch in andere Obdachloseneinrichtungen der Stadt, etwa beim SkM SKF, in die Oase. Auch mit Streetworkern stehe ich in Verbindung.

 

Frage: Kann man Obdachlosenarbeit lernen? 

Sr. Christina: Ich bin von Hause aus Erzieherin und Kinderkrankenschwester und habe von der Sozialarbeit zunächst nicht viel mitgebracht, aber ich komme zurecht. Wichtig ist, glaube ich, sich auf das Niveau, die Augenhöhe der Leute zu begeben. Die Menschen so zu nehmen, wie sie sind. Ich finde es gut, wenn sie wenigstens ein bisschen Freude erfahren können. Wichtig ist auch, dass wir keine Anforderungen oder Erwartungen an sie stellen. Es sind die kleinen Dinge, die oft helfen, wie: Sich den Namen merken, das Gesicht merken und vor allem, eine Kontinuität und Verlässlichkeit auszustrahlen. So kann man vielleicht ein bisschen nachhaltiger helfen. Viele schwere Dinge, die ich in meiner Arbeit erfahre, kann ich auch an Gott abgeben, oder vielleicht habe ich auch ein dickes Fell, dass es mich nicht so bedrängt. Wir haben viele Vernetzungen und Kontakte, etwa zu einem Arbeitskreis der Stadt, die uns bei der Arbeit unterstützen.

 Antwort Stefan Burtscher: Ich habe auch keine Sozialarbeit gelernt, ich habe Theologie studiert. Ich glaube, es geht vor allem um eine Haltung, eine Einstellung bei der Arbeit. Viele Obdachlose haben eine hohe soziale und emotionale Intelligenz, die darin liegt zu erkennen, ob man wirklich für sie da ist. Oder ob man mit dem Kopf schon beim nächsten Termin ist. Was ich merke, ist, dass man entweder sehr schnell eine Vertrauensbasis hat oder es sehr lange dauert, bis eine Beziehung zu den Menschen auf der Straße entsteht. Das ist natürlich aus der Biografie bedingt. Es entschließt sich ja niemand, von heute auf morgen aus einem geregelten Leben auszusteigen und am nächsten Tag auf die Straße zu gehen. Da passiert ja etwas dazwischen. Und das hinterläßt Spuren, wie man mit Menschen umgeht. Von daher wissen die meisten, zu wem wer und was passt, und viele können es auch kommunizieren, manche aber auch nicht. Es ist dann gut zu wissen, was meine Aufgabe ist: einfach da zu sein und zuzuhören.

Es gilt nachzuspüren, auch die Stille auszuhalten. Auch die Ohnmacht auszuhalten, dass man nichts machen kann, das ist für mich auch die größte spirituelle Herausforderung; es gibt Dinge, die man nicht ändern kann. Das, was man vielleicht als Hilfe betrachtet, wirkt für das jeweilige Gegenüber vielleicht unangebracht oder aufgesetzt. Die größte Arbeit besteht darin, eine Beziehung zu den Menschen aufzubauen und diese zu halten und dadurch eine gewisse Stabilität in ihre Situationen hineinzubringen. Für viele obdachlose und wohnungslose Menschen ist das Abbrechen von Beziehungen ein großes Thema in ihrer Biografie. Oft aufgrund von Konflikten, Krankheiten oder Sucht.

 

Frage: Wie gestaltete sich Ihre Arbeit in der Zeit des harten Corona-Lockdowns?

Sr. Christina: Durch Corona wussten wir in der ersten Zeit des Lockdowns erst gar nicht, wie es weitergehen soll. Bei meinen Gängen durch die Stadt habe ich gemerkt, dass die Leute auf der Straße wirklich hungerten, weil alle Obdachloseneinrichtungen plötzlich zu waren. Da habe ich erst einmal in den Geschäften Brote gekauft und sie verteilt. Als zweites haben wir mit Weihbischof Puff und dem Kölner „Straßennetz gegen Wohnungslosigkeit“ eine Gutscheinaktion gestartet und Gutscheine verteilt, damit sich die Leute beim Supermarkt etwas kaufen konnten. Schließlich kam Erzbischof Woelki mit der Idee, das Priesterseminar aufzumachen. Das waren dann 150 Personen, denen wir täglich Mittagessen gereicht haben. Dabei haben auch viele Studenten mitgeholfen. Die Mittagessen wurden übrigens durch Spendenaufrufe im Domradio finanziert. Ab Juni konnte das Gubbio dann wieder öffnen, natürlich abgestimmt mit dem Gesundheitsamt.

 

Frage: Wer sind die Besucher von Gubbio?

Sr. Christina: Wir haben eine Stammgemeinde von 30 bis 50 Leuten, die regelmäßig auch zum Gottesdienst kommen. Früher waren es 100 Personen bei der Messe am Heiligen Abend, im letzten Jahr waren es nur noch 50 bis 60.

Es gibt allerdings auch Menschen, die es nicht bis hierher schaffen. Wenn wir beispielsweise am Hauptbahnhof unterwegs sind, sehen wird dort das nackte Elend. Oder es gibt etwa Initiativen am Eigelstein und Chlodwigplatz, die davon berichten, dass sich dort sehr verwahrloste und kranke Menschen aufhalten. Ich kann dort nur gucken, wenn jemand ohne Schuhe oder mit total verlumpten Klamotten rumläuft, dass ich ihm ein paar Sachen aus unserem Depot besorge, um die größte Not zu lindern. Es gibt auch viele ehrenamtliche Gruppen, die dort weiterhelfen.

Stefan Burtscher: Unser Ziel ist es, den Menschen in der Zeit, in der wir uns ihnen zuwenden und ihnen zuhören, eine gewisse Erleichterung zu verschaffen. Dabei ist jedoch klar, dass wir an den jeweiligen Grundsituationen wenig ändern können und die Menschen nach kurzer Zeit wieder in der gleichen Lage sind. Dafür, gesehen, wahrgenommen und ernst genommen zu werden, sind viele unserer Gäste, aber auch besonders die Menschen am Bahnhof, am Chlodwigplatz, am Neumarkt oder am Ebertplatz sehr froh und dankbar.


Frage: Hat das Phänomen Obdachlosigkeit nach Ihrer Erfahrung in den letzten Jahren zugenommen? 

Sr. Christina: Ich glaube schon, dass es mehr geworden ist. Es kommen allgemein jetzt wieder mehr Menschen in die Stadt. Aktuell etwa sagen viele, sie kämen aus dem Hochwassergebiet. Zunehmend ist auch das Phänomen von Rentnern, die durch die Städte ziehen und sich nicht einbinden lassen. Manchmal finde ich dann einen telefonischen Kontakt zu einem Betreuer in einem anderen Bundesland. Ich versuche dann, die Menschen davon zu überzeugen, dass sie dahin gehen sollen, wo sie ihre Sozialleistung bekommen, und spendiere ihnen eine Fahrkarte dorthin. Viele merken spätestens dann, wenn sie zwei oder drei Nächte auf einer Parkbank übernachten müssen, dass es an ihrem ersehnten Reiseziel nicht besser ist als zu Hause.

Stefan Burtscher: Auch die Personengruppen aus Osteuropa sind ein großes Thema: Menschen aus Rumänien, Bulgarien und Polen etwa. Der Bahnhofsplatz beispielsweise ist ein Sammelpunkt von ganz vielen unterschiedlichen Gruppen, wo es eine große Fluktuation gibt. Es gibt Menschen, die sind schon seit mehr als zehn Jahren dort und leben in einem Radius von 500 Metern um den Bahnhof. Im Sommer sind viele Menschen auch nur ein paar Wochen da und dann wieder unterwegs. Hier im Gubbio haben wir einerseits ein großes Stammpublikum, aber dann gibt es auch diejenigen, die einige Wochen kommen und dann wieder weg sind, oder die, die ein halbes Jahr zwischendurch weg sind und dann wiederkommen.

 

Frage: Sprechen die Menschen mit Ihnen über den Glauben?

Sr. Christina: Ja, ganz viel. Ich kenne da alle möglichen Geschichten, manche sind in einem Heim bei Ordensschwestern groß geworden, der andere erzählt davon, wie großartig für ihn das orthodoxe Osterfest war. Andere sagen, ich weiß, dass Gott da ist, er beschützt mich. Oder sie sagen, ich glaube zwar nicht, aber du kannst ja mal für mich beten. Es gilt, jeder ist hier willkommen, es wird nicht nach der Konfession gefragt. Jeder kann auch am Gottesdienst teilnehmen.  

Stefan Burtscher: Es ist sehr bereichernd zu sehen, wie viele Gespräche um existenzielle Fragen des Lebens und des Glaubens kreisen. Die Intensität der Gespräche und die Offenheit vieler obdachloser und wohnungsloser Menschen überrascht mich immer wieder.

 

Frage: Spielen dabei auch Sakramente eine Rolle?

Sr. Christina: Ja, durchaus. Aktuell möchte jemand die Firmung empfangen. Wenn er denn die Voraussetzungen erfüllt, möchte er Ende November oder Anfang Dezember gefirmt werden. Es gab und gibt Konversionen und Segnungen. Es gibt Beichtgespräche und die regelmäßige Feier der Messe, bei der auch viele zur Kommunion gehen. Vor einem Jahr wurde von einem Paar, das wir begleiten, ein Kind getauft, dabei wurde auch das Ehesakrament gespendet. Es war eine schlichte Zeremonie, die wir unterstützt haben, z. B. wurden von uns auch Ringe gekauft, da kein Geld zur Verfügung stand.

 

Frage: Was erhoffen Sie sich in Zukunft von Gubbio?

Sr. Christina: Vor allem wünsche ich mir, dass die Arbeit wie bisher fortgeführt und weiterentwickelt werden kann. Wir haben so etwa 10 bis 15 Leute beim Bibelteilen regelmäßig. Wir wollen gerne Exerzitienangebote machen. Mein Traum ist es, mit ihnen einmal nach Assisi zu fahren.