Spendenprojekt Vringstreff

Wo sich Menschen auf Augenhöhe begegnen können

In der Ladestation können Elektrogeräte kostenlos aufgeladen werden

Die Idee des „Vringstreffs“ als Anlaufstelle für obdachlose Menschen

Der Vringstreff in der Kölner Südstadt ist eine Institution. Bereits seit Mitte der 90 er Jahre hat er sich das Thema der Obdachlosenhilfe auf die Fahnen geschrieben: Viele Einrichtungen in der Kölner Südstadt beteiligten sich, um Menschen auf der Straße soziale Teilhabe zu ermöglichen und auch um der Obdachlosigkeit entgegen zu wirken.

Thomas Sökefeld ist von Beginn an dabei und auch schon lange im Vorstand des Vereins Vringstreff e. V. tätig. Der gemeinnützige Verein hat sich 1995 gegründet: „Uns war es wichtig, dass es eine breite Basis von evangelischen, katholischen und auch politischen Mitspielern gab, um das brennende Problem der Wohnungslosigkeit im Severinsviertel anzugehen. So ist ein gemeinsames Projekt zur Bewältigung von Ausgrenzung von Obdachlosen und Menschen mit sozialen Schwierigkeiten entstanden, in dem Teilnahme am Leben stattfindet und praktisch erlebbar ist. Diese Idee hat sich bis heute durchgehalten“ , sagt der 61-Jährige

Angebote des Vringstreffs

Regelmäßig trifft sich eine Gruppe zur künstlerischen Gestaltung beim Malen

Der Vringstreff zieht viele Menschen an, um sich auch ehrenamtlich für obdachlose Menschen zu engagieren. Wie z. B. Erfolgsautor Frank Schätzing, der im August 2022 mit seinem Buch: „Was, wenn wir einfach die Welt retten?“ einen Abend im Vringstreff gestaltete. 

Veranstaltungen zu Kunst und Kultur sind einer der Schwerpunkte im Vringstreff, um unterschiedliche Menschen ins Gespräch miteinander zu bringen. Ein bestimmtes Kartenkontingent an Gratis-Tickets ist immer für die Stammgäste, Menschen, die von Armut betroffen sind, reserviert.

Aber auch anderweitig wird Begegnung und Teilhabe ermöglicht. Der Vringstreff ist wochentags von 9 bis 17 Uhr geöffnet, es gibt Montag bis Donnerstag einen Mittagstisch mit niedrigen Preisen für Bedürftige jeweils zwei Essensangebote, eins davon vegetarisch. Freitagvormittags wird ein Frühstück angeboten. In eigenen Räumlichkeiten wurde eine regelmäßige Malgruppe etabliert, auf einem Besuchertisch steht ein frei nutzbarer Laptop mit Internetzugang, der allen Besuchern kostenlos zur Verfügung steht.

Sabine Rupp war zuerst ehrenamtlich im Vringstreff engagiert und ist seit einem Projekt zur Digitalisierung hier hauptamtlich tätig: „Mit der digitalen Lernwerkstatt wollen wir das Thema Digitalität Menschen in Kleingruppen näherbringen. Und dann sitzt da die straßenobdachlose Frau auf einmal neben der gut situierten Witwe. Und beide können sich gegenseitig unterstützen und helfen. Dieses Zusammentreffen auf Augenhöhe in Würde, wo es egal ist, wo jemand herkommt, das ist das Schöne, dass wir das wirklich im Vringstreff erleben und machen können.“

Wer sind die Menschen, die den Vringstreff regelmäßig aufsuchen? „Es gibt einige Menschen, die mit einem Termin zur Sozialberatung zu uns kommen. Und es gibt diejenigen, die schon seit langem hier ihre sozialen Kontakte pflegen. Andere haben eine ganz kleine Rente und sonst keine Gelegenheit, irgendwo hinzugehen, einen Kaffee zu trinken und dabei die Zeitung zu lesen. Die Altersmischung ist vielfältig, aktuell sind die Älteren in der Überzahl“, sagt Rupp.

„Auch versuchen wir, Menschen, denen ein Besuch guttun könnte, über Gutscheine zu erreichen. Die Gutscheine für ein Mittagessen samt Getränk kann man bei uns kaufen und an bedürftige Menschen auf der Straße verteilen. So haben diese einen Anlass, bei uns vorbeizuschauen. Und die Schenkenden wissen, dass sie etwas Nützliches gegeben haben, nämlich ein frisch gekochtes Essen in Ruhe und in Gesellschaft."

In der digitalen Lernnwerkstatt treffen sich die unterschiedlichsten Menschen aus allen sozialen Schichten

Auf Spenden angewiesen

Der Vringstreff ist als Beratungsstelle anerkannt und wird vom Landschaftsverband Rheinland und der Stadt Köln finanziert. Aber um die regelmäßigen Angebote oder besondere Projekte, wie die Digitalisierungswerkstatt aufrecht zu erhalten, ist der Vringstreff neben öffentlichen Förderungen auch auf Spenden angewiesen.

„Um zusätzliche Angebote zu realisieren, sind wir auf Spenden angewiesen. Wir können damit unsere Angebote ausbauen und neue Aufgaben in den Blick nehmen, wie zuletzt das Projekt ‚Freikaufen‘. Hier unterstützen wir mittellose Menschen, die eine Geldstrafe wegen Schwarzfahrens nicht zahlen können und deshalb in Haft müssen. Durch Spenden können wir die Geldstrafe übernehmen und Menschen so aus dem Gefängnis holen“, sagt Thomas Sökefeld.

Und Sabine Rupp ergänzt: „Wir haben spezielle Aufgaben zur Sozialberatung im Auftrag der Stadt Köln, für die uns die Stadt finanziell unterstützt. Wir haben aber auch Angebote wie den Mittagstisch, wo wir regelmäßig auf Spenden angewiesen sind. Spenden sind also auch für den Bestand des Vringstreffs wichtig. Und man kann hier konkret sehen, wo das Geld eingesetzt wird.“

Thomas Sökefeld sieht in dem Thema Spenden auch noch eine wichtige Form öffentlicher Mobilisierung: „Wenn beispielsweise in St. Severin bei einer Trauung zu einer Kollekte aufgerufen wird, dann wird damit auch ein Thema transportiert. Das heißt, es geht nicht nur das Körbchen rum, sondern es wird erzählt, um was es inhaltlich in unserer Arbeit geht. Wenn das über viele Jahre hinweg geschieht, wird das Anliegen, die Unterstützung von obdachlosen Menschen im Viertel, zu einem präsenten und bedeutenden Thema.“

Sabine-Rupp

Unsere Gesprächspartner

Sabine Rupp ist Ansprechpartnerin für das Thema Digitalisierung, Öffentlichkeitsarbeit und Fundraising. Die Wirtschaftswissenschaftlerin hat auch einen Lehrauftrag zur Öffentlichkeitsarbeit für soziale Arbeit an der Hochschule Düsseldorf.
Den Vringstreff kennt sie seit Ende der 90 er Jahre. Zunächst hat sie dort ehrenamtlich unterstützt. In einem Projekt zur Digitalisierung, das durch die Stiftung Wohlfahrtspflege NRW unterstützt wurde, hat sie die Projektleitung inne. Seither ist sie zur Hälfte ihrer Arbeitszeit für den Vringstreff aktiv.

Thomas Sökefeld

Thomas Sökefeld ist von Hause aus Sozialarbeiter, hat drei Kinder und sieben Enkelkinder. Er arbeitet seit über 40 Jahren im Johanneshaus in der Kölner Annostraße. Er ist Gründungsmitglied im Vringstreff und hat die meiste Zeit seitdem im Vorstand mitgearbeitet. In der Pfarrei Sankt Severin ist er im Vorstand des Pfarrgemeinderates eingebunden.