Gymnasium ein Ort der Muße
In altgriechischer Zeit war das Gymnasium ein Ort der Muße (altgriechisch σχολή scholē = „Muße, freie Zeit“, wovon sich das Wort „Schule“ herleitet). In einem so verstandenen Sinn ist Schule niemals nur Kompetenzvermittlung, sondern ermöglicht integrativ, das ganze Schulleben durchdringend, in der Begegnung mit dem Anderen / Fremden die Möglichkeit, den eigenen Standort zu verorten.
Eröffnungsreden
Bei der Ausstellungseröffnung hob Bürgermeister Reiner Breuer die Aussage, des Erzbischofs Rainer Maria Kardinal Wölki hervor, man müsse sich jetzt für Menschen auf der Flucht und ihre Integration einsetzen. Josef Burdich, Schulleiter des Marienberg-Gymnasiums, sprach in seiner Rede von der hohen Wertschätzung, die man in Politik und Verwaltung dem künstlerischen Leistungsniveau der Schule entgegenbringe.
Das Rathausfoyer sei besonders geeignet, die Bürger mit den Kunstwerken und Ansichten der Schülerinnen zu konfrontieren. Die Werke aus dem Leistungskursus sind dort bis zum 3. März zu den gewohnten Öffnungszeiten des Rathauses zu sehen.
Statement einer Schülerin
Schülerin Laura Schwarz: „Im Rahmen der Vorbereitung unserer Kunstausstellung malten wir Bilder zum Thema "Fremd ist keine Eigenschaft, sondern ein Verhältnis" . Ich finde es sehr gut, dass wir uns in unseren Werken mit diesem Thema beschäftigt haben. So haben wir bewusst passende Farben oder Strukturen gewählt, um uns so sehr stark mit den Emotionen und Ängsten der Flüchtlinge auseinander zu setzen. Es war anders als bei den Bildern die wir sonst malten, denn wir alle wissen, dass es ein präsentes, aktuelles Thema ist und dass die Menschen, die wir traurig oder kraftlos malten,sich auch wirklich so fühlen. So begannen wir durch das Malen die Angst und Ungewissheit förmlich durch die Bilder zu spüren.
Am meisten hat mich aber die Ausstellung selber ergriffen. Alle unsere Werke hingen in einem Raum und man konnte den gemalten Figuren förmlich in ihr Gesicht schauen. Sie standen einem gegenüber. Ihre traurigen und Hilfe suchenden Blicke berührten mich . Wir sind zwar schon durch das Malen diesem Thema näher gekommen, aber in der Menschenmenge von Besuchern der Ausstellung wurde alles noch einmal deutlicher. Die glücklichen Besucher unter emotionalen Bildern,emotionalen Blicken. So wurde der Kontrast noch einmal viel deutlicher. Wir hoffen den Besuchern unserer Ausstellung etwas die Augen öffnen zu können und all die schlechten Vorurteile nehmen zu können. Uns ist auf jeden Fall durch das Malen der Bilder klar geworden, was es heißt fremd in einem anderen Land zu sein und eine harte grausame Vergangenheit zu haben.
Wir sollten uns alle einmal in die gleiche Lage hineinversetzen. Was würden wir uns von dem Land wünschen in welches wir kommen würden, nachdem wir schwere und leidvolle Wochen verbracht haben. Und genau mit dieser Einstellung und diesen Gedanken im Hinterkopf sollten wir unsere "neuen Nachbarn" aufnehmen. Vielleicht können wir ja einigen Menschen, die unsere Ausstellung besuchen, einen neuen Zugang zu den Flüchtlingen vermitteln.“
Vom Umgang mit den Vorurteilen
Kunst ist mehr als der Müßiggang schöner Bastelstunden, deren Produkte Beifall hervorrufen sollen, sondern Kunst ist Bewusstseinsbildung im Medium des Visuellen. Hierbei gilt es nicht, Erwartungen zu bedienen, vielmehr muss man Erwartungen gestalten.
Kunst lebt davon, dass sie den Betrachter zu einem neuen Sehen der Welt anregen will, um eine verborgene Wirklichkeit, die hinter den Dingen liegt, erahnen zu lassen. Sie gibt sich nicht mit vordergründigem Schein zufrieden; indem sie auf verdeckte Bezüge hinweist und den Betrachter aufruft, das Scheinhafte der Wirklichkeit zu durchbrechen und es zu erkennen, zeigt sie menschliche Grenzen und Irrwege auf. Die Exponate der Ausstellung visualisieren das Thema Flucht als geschichtliches, mediales, individuelles und globales Ereignis.
Souveräne Entscheidungen bedeuten aber nicht, eisern alles im Griff zu haben, weil hier Irrtümer auf dem Fuße folgen. Die Proklamation, einen Plan zu haben und diesen zu vollenden ignorierte den Grundsatz allen Lebens, der mit dem Begriff der ‚Kontinuität des Unvorhergesehenen“ zu beschreiben ist. Ein Vorhaben gelingt weniger durch den richtigen Plan als vielmehr durch die richtige Haltung. Wer mit Haltung seine Augen für Chancen öffnet, kann sie wahrnehmen. Wer nur Augen für seine Pläne hat, läuft an den Chancen vorbei. Die richtige Haltung impliziert planvoll zu handeln, aber auch die Bereitschaft, Pläne rechtzeitig anzupassen. Im Gegensatz zum bloßen Plan ist die richtige Haltung ein Bewusstseinsprozess. Das Bewusstsein des eigenen Ortes garantiert, Fremde willkommen zu heißen. Das Bewusstsein des eigenen Standpunktes, sich selbst zu bewegen, auf jemanden zuzugehen, Respekt und Anerkennung zu leben, tolerant zu sein, funktioniert nur, wenn man einen Selbststand hat, an Erzbischöflichen Schulen bedeutet dies, einen Selbststand als Christ zu haben.
Schülerinnen äußern sich zur Arbeit an den Bildern
Für mich bedeutet Fremd sein, sich nicht gut kennen. Durch den künstlerischen Ansatz ist mir klar geworden, dass man sich nicht durchgehend fremd fühlen muss. Durch Zeit, Offenheit und Verständnis schrumpft das Gefühl der Fremde und das Vertrauen wächst.
Luka Born
"Ich habe mich vorher nie mit dem 'fremd sein' auseinander gesetzt. Doch durch die künstlerische Annäherung an dieses Thema ist mir klarer geworden, dass jeder Mensch immer fremd ist und gleichzeitig nie fremd sein muss. Es kommt darauf an, wie man damit umgeht, bzw. wie man anderen Menschen begegnet. Fremd sein oder nicht fremd sein, ist eine Entscheidung."
Lena-Marie Plewe
Das Malen von Flüchtlingen hat meine Sichtweise bezüglich dieses Themas verstärkt: Flüchtlinge sind Menschen in Not. Man sollte ihnen helfen. Man sollte sie nicht auf ihre Situation reduzieren, sondern sie immer als Menschen sehen.
Annika Lea Kurze
Die Arbeit an den Bildern hat mich dazu veranlasst, meine Sichtweise ein wenig mehr zu differenzieren. Flüchtlinge sind Menschen wie wir, einige Verhalten sich gut und andere weniger gut. Anstatt vorgefertigten Meinungen zu folgen und zu verallgemeinern muss man sich mit jedem Einzelnen beschäftigen und dann erst urteilen.
Maximiliane Hafele
Die Malerei und das Erstellen von Collagen und Gruppenarbeiten haben mir geholfen, mich mit dem Thema noch in Ruhe zu beschäftigen. Denn da man sich mit einem Bild mehrere Stunden beschäftigt hat, konnte man auch so mehr die Situation zu verstehen suchen und sich damit auseinandersetzen. Ganz anders als die Bilder aus dem Fernsehen. Diese verschwinden so schnell wie sie gekommen sind. Dadurch, dass wir uns mit einem Bild beschäftigten konnten wir mehr sehen als es vielleicht andere tun. Die Flüchtlinge sind genau wie wir auch, nur das sie eine schlimmere Vergangenheit und Geschichte hinter sich haben. Das konnten wir durch die Bilder ausdrücken.
Lucia Grönke
Durch die Auseinandersetzung mit der Flüchtlingsproblematik ist uns noch klarer geworden, dass auch die Flüchtlinge nur Menschen wie wir sind, welche aber in ihrer Heimat schreckliche Erfahrungen machen mussten. Aus diesem Grund ist es noch wichtiger ihnen zu helfen und sie nicht aus Deutschland zu verstoßen. Für diese Menschen ist das Land, in dem wir leben, die einzige Chance auf ein gerechtes Leben. Dese Chance sollten wir ihnen nicht verbauen.
Anke & Naemi
Während der Arbeit an dem Projekt Kunstausstellung und insbesondere an der Facharbeit hat sich bei mir ein neues Verhältnis zu den Flüchtlingen entwickelt. Durch die intensive Auseinandersetzung mit der Flüchtlingsproblematik und durch Recherchen zum Thema fühle ich mich nun verbundener zu den Flüchtlingen und empfinde ein besseres Verständnis für ihre Lage. Besonders die Anonymität der Flüchtlinge hat durch die Beschäftigung mit einzelnen Schicksalen abgenommen.
Fabienne Janssen
Das Kunstprojekt zum Thema Flüchtlinge und die damit verbundene Auseinandersetzung mit deren Problemen hat mich sensibilisiert für die Ängste, Entbehrungen und Trauer dieser Menschen, sodass ich ihnen offener und ohne Vorurteile begegne.
Louisa Stark
Der Fremdheitsbezug verschwand bei mir während der Malerei, da man sich selber vorgestellt hat man könnte in diese Situation geraten und auch auf Hilfe fremder Menschen angewiesen sein
Verena Loll
Wenn die Grenzen geschlossen werden, haben manche Flüchtlingskinder keine Eltern mehr. Daher liegt bei unseren Bldern der Fokus auf den Kindern , da sie gegebenenfalls auch Beziehungsängste wegen des Verlustes der Eltern erleiden müssen.
Alicia Linden