Schulpraktische Studien // Naturzentrum Nettersheim, Eifel
Eltern legen Wert auf eine gute Ausbildung ihrer Kinder im MINT-Bereich.
Oft legen Eltern Wert auf eine gute Ausbildung ihrer Kinder im MINT-Bereich. Lehrpläne mögen identisch sein, die Klausuren im Zentralabitur sind es auch. Mit engagierten Lehrkräften sowie exzellenter experimenteller und digitaler Ausstattung gelingt es an den erzbischöflichen Schulen, unsere Schüler_innen für MINT-Themen zu begeistern, auch wenn man als Schule nicht das Zertifikat MINT-freundlich oder MINT-EC trägt. Wechselseitiger Austausch zwischen den Lehrkräften an unseren Schulen in den verschiedenen Ausprägungsformen, von der Material-Weitergabe aus Fortbildungen bis hin zur kollegialen Hospitation, erlaubt es, dass nicht Jede_r alles selbst neu entwickeln muss. Es gilt aber der Grundsatz: Auch für die engagierteste Lehrkraft hat der Tag nur 24 Stunden. In einem sich dynamisch entwickelten Fach wie der Biologie ist es kaum noch möglich, die Menge an neuen Themen im Blick zu behalten.
Inhalte und Lerntechniken
Es ist selbstverständlich, dass wir unseren Schülern Inhalte und Lerntechniken mitgeben, um für das Leben nach dem Abitur gerüstet zu sein. Was ist dazu nötig? Nehmen wir den Bereich der molekularen Genetik, oft verknüpft mit biomedizinischen Aspekten. Soll man sich auf die priorisierten und fokussierten Inhalte, die für das Zentralabitur vorgesehen sind, beschränken? Oder ist es nicht eher wünschenswert, unsere Schüler zu befähigen, zu den künftigen existenziellen Fragen eine Meinung zu haben bzw. über Strategien zu verfügen, wie man sich kundig machen und zu einem begründeten Urteil kommen kann! Wer entscheidet denn künftig darüber, ob z.B. eine Widerspruchslösung bei der Neuregelung eines Organspendegesetzes eingeführt wird oder nicht, ob mit der CRISPR/Cas-Technik behandelte Embryonen zu Designerbabys führen oder nicht und ob wir das wollen sollen? Zwar berichten in den Anhörungsverfahren Experten den Politikern, in Gremien wie dem Bundestag oder dem Landtag und in der Gesamtbevölkerung sind Naturwissenschaftler aber in der Minderheit. Der mündige Bürger, Demokratieerziehung, - all das wird in den Schulen Grund gelegt. Auch eine solche Grundlegung erfordert Gelingensbedingungen, und vor allem Zeit, im Unterricht und in der Vorbereitung. Und die Lehrkraft, die neben Korrekturen, Klassenleitung, Fortbildungen und anderen Tätigkeiten ihre Ressourcen schwinden sieht, mag sich fragen, wie sie denn das Wünschenswerte, aber nicht ausdrücklich an bestimmte vorgegebene Inhalte Gebundene, denn auch noch vermitteln soll bzw. sich selbst erst einmal aneignen soll. Geht man um 19 Uhr ins Domforum zu dem spannenden Vortrag „Hirntod und Organtransplantation – Eine ethische Orientierung“ von Prof. Dr. Eberhard Schockenhoff oder führt man das wichtige Elterngespräch oder korrigiert man endlich die LK-Klausur?
Es geht nicht um den Wettbewerb zwischen den Lehrkräften
Es geht nicht darum, dass zwischen den Lehrkräften einer Schule ein Wettbewerb (Erstes Prinzip der Evolution nach Prof. Lesch, s.o.) ausgetragen wird, wer die meisten „Päckchen“ tragen kann, wer neben seinen vielfältigen Aufgaben sich auch noch um die Erarbeitung neuer Inhalte und Unterrichtsreihen kümmern kann, um der bewährten Unterrichtsreihe, die man seit Jahren erfolgreich durchführt, etwas Neues gegenüber zu stellen.
Ressourcen
Hier kommt das zweite Prinzip der Evolution zum Tragen, das der Kooperation. Es beginnt innerschulisch. Kollegen, die Ressourcen haben, um eine neue Unterrichtsreihe o.ä. zu entwickeln, sollten das nicht für sich alleine tun, sondern sie mit den Fachkollegen teilen. Man entwickelt eine Austauschplattform: uneigennützig, freiwillig, kooperativ!
Die Ressourcen sind aber dennoch begrenzt. Daran kommt man nicht vorbei. Kooperation kann aber auch außerschulisch erfolgen. So wie man den Nutzen, die Motivation eines Unterrichtsprojekts an einem außerschulischen Lernort (Zoo, Museum, Forschungseinrichtung, Experimentallabor etc.) zu schätzen gelernt hat, so erweist sich eine Kooperation der Schule mit einem geeigneten Partner oft als Segen. Schule und hier Unterricht im MINT-Bereich entwickelt sich weiter, und zwar nicht nur von oben nach unten, vom Partner aus der Industrie oder der Universität zur Schule, sondern auch von unten nach oben, von der Schule zum Kooperationspartner.
Im IT-Bereich mit dem lokalen EDV-Unternehmen
Am KFG in Bonn kooperieren wir im MINT-Bereich gleich mit mehreren Partnern. Im IT-Bereich mit dem lokalen EDV-Unternehmen amcm. Sie half uns z.B. beim Aufbau einer Roboter-AG. Auszubildende des Unternehmens kamen in die Schule und mit deren Hilfe lernten unsere Schülerinnen Lego-Mindstorms-Roboter zu bauen und so zu programmieren, dass diese sich ferngesteuert bewegen lassen und beispielsweise Hindernisse „sehen“ oder auf Geräusche reagieren können. Die Anfrage bei den Schülerinnen und Schülern der Unterstufe löste eine Interessenslawine ungeahnten Ausmaßes aus. Schließlich musste das Angebot auf die Stufe 6 konzentriert und ein Losverfahren zur Teilnahme eingesetzt werden. Das Beispiel zeigt, wie die eigenen Lehrkräfte entlastet werden und neue bereichernde Angebote aufgebaut werden konnten. Inzwischen wird die AG von eigenen Schülern federführend geleitet. Auch die vielen bekannten Roberta-Workshops wurden mit Unterstützung der Firma amcm ermöglicht. Die Fortgeschrittenen können später Praktika im Unternehmen durchführen, und prüfen, ob ein späterer Beruf im IT-Bereich zu ihrem Profil passt.
Mit der Firma Kautex Maschinenbau decken wir die Technik-Komponente ab. Betriebsbesichtigungen und Praktika stehen im Vordergrund. Die Steyler Ethik Bank führt mit unseren Schüler_innen der 8. Klassen praktische Anwendungsstunden zur Zinsrechnung anhand von Beispielen aus dem Bankwesen im Fach Mathematik durch.
Departments für Biologie der Universität zu Köln
Am weitesten fortgeschritten ist unsere Kooperation mit der Fachdidaktik Biologie des Departments für Biologie der Universität zu Köln. Im Rahmen der neuen Bachelor- und Master Lehramtsstudiengänge können die Studierenden schon vom zweiten Semester an erste Erfahrungen mit dem Unterrichten von Schulklassen sammeln. Ermöglicht wird dies durch die Kooperation der Fachdidaktik Biologie der Universität zu Köln mit 15 Gymnasien und Gesamtschulen, sowie 15 außerschulischen Lernorten Kölns und der Umgebung. Die Studierenden lernen dabei Umweltzentren, Schülerlabore, Naturkundemuseen oder die Grüne Schule Flora im Botanischen Garten Köln von einer neuen Seite kennen. Bereits vom zweiten Semester an hospitieren die angehenden Biologielehrer/innen an einem dieser außerschulischen Lernorte, um dann ein eigens dafür vorbereitetes biologisch-naturwissenschaftliches Lehrprojekt mit Schülern durchzuführen.
Als Lehrer_in am KFG hat man nur einen Gewinn von dieser Kooperation. Vor Ort übernehmen die Studierenden alles Weitere, und so konnten unsere Schüler mit Gummistiefeln im Fluss erfolgreich die Gewässergüte der Urft anhand der gesammelten Lebewesen bestimmen. Alle Materialien, von Netzen, Sieben, Pinseln, Binokularen etc. angefangen bis zu den Arbeitsblättern, wurden gestellt und waren bestens vorbereitet. Die Stunden wurden in vorbereitenden Einheiten an der Uni von den Studierenden konzipiert und mit der Leitung des Naturzentrums auf ihre Umsetzbarkeit hin überprüft. Im Schuljahr 2019/20 ist am KFG geplant, mit einer Sek-I-Klasse die Wasserschule in Köln-Porz zu besuchen und mit einem Oberstufenkurs molekulargenetische Untersuchungen im sog. KölnPUB in Frechen durchzuführen. KölnPUB ist ein gemeinnütziger Verein, der für Mittel- und Oberstufenklassen Laborkurse zur modernen Biotechnologie anbietet. Der Verein wird vom zdi (= Zukunft durch Innovation, einer Gemeinschaftsoffensive zur Förderung des naturwissenschaftlich-technischen Nachwuchses in Nordrhein-Westfalen) gefördert, sodass Schulen aus NRW in der Regel die regulären Kosten von 300,-- € pro Kurs nicht selbst tragen müssen. Ein weiterer Gewinn für uns als Schule ist die Netzwerkbildung. Einmal im Jahr treffen sich die mit der FD Biologie kooperierenden Schulen zu einer Kooperationskonferenz. Man tauscht sich mit den Kolleg_innen der anderen Schulen aus, stellt sich als neue Kooperationsschule ggf. selbst vor und lernt andere außerschulische Lernorte, deren Ansprechpartner und aktuelle Projekte kennen. Auch Studierende sind anwesend.
