Ergänzend zum schulpastoralen Impuls "Hier spüre ich Gott - Mystagogische Kirchenerschließung" im Impulse Heft Nr. 101 (02-2012) finden Sie hier den Text "Der Altar erzählt":
Der Altar erzählt
Hören wir einmal genau hin, was uns der Altar zu sagen hat. „Gestatten? Ich bin der Altar. Mein Name kommt aus dem Lateinischen und bedeutet dort „hoch“ oder „erhaben“. Und meist stehe ich auch einige Stufen erhöht in der Kirche. So können mich alle in diesem Raum sehen. Außerdem stehe ich im Zentrum der Kirche und auf mir vollzieht sich das Entscheidende bei jeder Eucharistiefeier. Ohne mich ginge es nicht.
Eigentlich bin ich ein Tisch. Fast so einer, wie er auch zu Hause steht. An diesem wird sicherlich auch gemeinsam gegessen – wenigstens ab und zu. Ohne einen Tisch wäre eine Wohnung nicht komplett. Gäste könnten nicht eingeladen werden, es gäbe keine geselligen (Spiele-) Runden, keine Tischgemeinschaft.
Das wusste auch schon Jesus. Er hat mit allen möglichen Menschen – und mit damals unmöglichen noch dazu – an Tischen gesessen oder gelegen, wie es im Land Israel üblich war. Er hat mit ihnen gegessen und dabei erzählt – von Gott, von
seiner zuvorkommenden Liebe, von Vergebung aller Schuld. Und beim Essen müssen die Menschen damals begriffen haben: Was Jesus sagt, ist nicht daher gesagt, es wird Wirklichkeit, wenn er zusammen mit uns isst. Und wie oft hat Jesus das Reich Gottes mit einem großen Festmahl verglichen! Das haben auch die einfachen Leute sofort begriffen.
In einem ganz entscheidenden Moment am Abend vor seinem Tod hat er auch an einem Tisch gesessen. Zusammen mit seinen engsten Freunden hat er ein Abendmahl gefeiert und ihnen dabei sein Vermächtnis eröffnet. Danach wurde Jesus verhaftet, nach einem Verhör verurteilt und ans Kreuz geschlagen. Nach dem Tod hat Gott ihn am dritten Tage auferweckt. Das symbolisiert das Kreuz, das auf mir liegt. Es zeigt auch an, dass sich Jesus für uns hingegeben hat.
Das weiße Tuch auf mir erinnert an die Leinentücher, die man im Grab Jesu gefunden hat – das einzige, was von ihm geblieben ist. Er selbst ist auferstanden zu neuem, unvergänglichem Leben. Wenn der Priester auf mir das Brot bricht und den
Wein reicht, sind wir Jesus ganz nah und er ist mitten unter uns. Seinen Leib, den Leib Christi, können wir essen. Deshalb nennt man auch die ganze Kirche „Leib Christi“, weil sie von dem kleinen Brot lebt, das Jesus selbst ist.
Und deshalb stehe ich in der Mitte jeder Kirche, als Erinnerung an den Mittelpunkt Jesus Christus.“
Manfred Tennié / Elke Chladek,
nach einer Idee von Rainer Stephan, in: Praxis in der Gemeinde 3/2001, 82-84.