Augenblicke

Augenblicke

„Ich fragte diese Mütter und Väter, was sie den ganzen Tag oder die ganze Woche über machten, zu besonderen Zeiten oder zu normalen Zeiten. Und was sie dadurch, dass sie Eltern sind, für ihr spirituelles Leben gelernt haben. Eine Frau erzählte mir, sie wäre ‚nun zu beschäftigt, um noch ein spirituelles Leben haben zu können‘; sie hatte das erst einmal ‚auf Eis gelegt‘, bis die Kinder größer würden. Ein Vater schlug vor, ich sollte nicht normale Menschen wie ihn interviewen, sondern lieber Pfarrer und Rabbiner, denn ‚die gehen tatsächlich spirituelle Wege‘.[… ]

Und dann erzählten sie mir die außergewöhnlichsten Geschichten von bedingungsloser Liebe, von Ehrfurcht, von Hoffnung, von Wachstum, von Trennung, von Versöhnung, von Aufopferung, von Erlösung. [… ] Ich dachte mir, dass uns das Zusammenleben mit unseren Kindern von diesem Glauben, der in Augenblicken kommt, etwas lehrt, wenn wir bereit sind, diesen Augenblicken ihre Bedeutung zu geben. Ein Vater sagte: „Ich bin nicht religiös, aber die Kinder groß zu ziehen, das ist das Religiöseste, dass ich je getan habe.““ 

aus: Nancy Fuchs, Sonne für die Kinderseele. Spiritualität im Alltag, aus dem Amerikanischen übersetzt von Gottfried Rösch, S. 9, © Verlag Herder GmbH, Freiburg i. Breisgau, 2000