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Argumente Jungengruppe

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Argumente für Jungen-Gruppen in der Erstkommunionkatechese

Autor: Burkhard R. Knipping

Eine Gruppen-Atmosphäre, die die Katechese fördert

1) Wenn die Katechese den Jungen in ihrer Eigenart gerecht wird und sie die Jungen gut anspricht, sind die Jungen motivierter, engagierter, begeisterter und offener für die Katechese.
Die Jungen-Eigenarten können aufgrund einer Geschlechterorientierung erkennbarer und dann auch berücksichtigt werden.


2) Jungen unter Jungen finden leichter einen Weg zu einer Solidarität und zu einem vertrauensvollen Umgang miteinander (‚Freundschaft’).
Solidarität und Vertrauen sorgen für eine Atmosphäre, die gemeinsames und individuelles inhaltliches Arbeiten fördert und mehr Möglichkeiten für ehrlichen und offenen Austausch ermöglicht.


3) Die Angst, sich vor Mädchen zu blamieren, ist für Jungen in einer Jungengruppe nicht gegeben.


4) Nur unter Jungen ist der Konkurrenzdruck unter den Jungen schon ausreichend, und manchem Jungen schon zu groß. Darum ist es gut, wenn die Aufgabe, Mädchen zu imponieren oder gegen sie anzukommen, wegfällt (kein Kampf um Rollen und um Personen- und Geschlechterhierarchie) und alltägliche Dominanzstrukturen ausfallen. Das ist entlastend für die Jungen (wie auch für die Mädchen).

Eine Gruppensituation, die ein zentrales katechetisches Anliegen ("Gottes Geschöpf - Menschen werden") fördert

5) Nur unter Jungen übernehmen Jungen auch Aufgaben und Rollen, die in Gemischtgruppen stereotyp den Mädchen zugesprochen würden oder die die Mädchen übernehmen würden.


6) Trotz aller Verschiedenheiten unter den Jungen ist ihre Übereinstimmung groß genug, um für sie einen akzeptablen, jedoch nicht pauschalen gemeinsamen Nenner bzgl. Geschlechtstypischem zu finden. Im Zusammensein mit Mädchen ist das Spektrum des Geschlechtstypischen größer.


7) Soziale bzw. die Persönlichkeit betreffende Themen wie Konkurrenzverhalten, Hierachisierung, Freundschaft und einengendes Rollenverhalten können in geschlechterhomogenen Gruppen (entweder nur Jungen oder nur Mädchen) leichter bearbeitet werden, können ohne Mädchen-Jungen-Abgleich („klar die Mädchen“ / „wie immer die Jungen“) offener besprochen und bewusst auf neue Erfahrungen und Sichtweisen geöffnet werden.
Koedukativ würden sich zu schnell Verallgemeinerungen finden, die das übliche Bild von einander festigen.


8) Geschlechtshomogene Gruppen bieten Jungen (wie Mädchen) den „Freiraum für persönliche Entwicklungen“ (Ulrike Graff), weil die sonst geltenden Geschlechts-Zuschreibungen außer Kraft gesetzt sind.

Eine Gruppensituation, die dem Katecheten und der Katechetin hilft

9) In einer guten Atmosphäre, in der die Jungen zufrieden sind, erhalten der Katechet und die Katechetin mehr Zeit und Ruhe für sein / ihr persönliches Glaubenszeugnis (‚Freundschaft’).


10) Für den Katecheten und für die Katechetin ist der praktische Aufwand geringer, wenn sie eine Didaktik nur für Jungen entwickeln müssen: Thema, Material, Methode, Sozialform, Arbeitszeiten, Pausenphasen brauchen nur auf die Jungen abgestimmt zu werden.


11) Die Selbstbeobachtung und Selbstkontrolle fallen dem Katecheten und der Katechetin leichter, wenn er / sie nur ein Geschlecht als Gegenüber hat.


12) Eine Instrumentalisierung eines Geschlechtes gegen das andere Geschlecht entfällt in geschlechtshomogenen Gruppen.
Die Instrumentalisierung kann durch die Kinder („Lars, du bist ja wie ein Mädchen“ o.ä.) oder durch den Katecheten oder die Katechetin (s.o. unter „Geschlechtlich voreingenommen“) geschehen.

Geschlechtshomogen - eine ganz normale Gruppensituation

Die Geschlechter-Trennung wird nicht als ‚Zurück in alte Zeiten’ vorgenommen.


Die Jungen-Gruppe ist auch kein (pädagogischer oder) katechetischer Sonderfall und keine Fördermaßnahme für ‚Bildungsverlierer’ oder für das ‚neue schwache Geschlecht’ (Defizit-Orientierung). (Analoges gilt für Mädchengruppen.)


Geschlechtshomogene Gruppen sind „pädagogische Organisationsformen nach Geschlecht“ – und mehr nicht. Dieses postuliert zu Recht die Pädagogik-Professorin Ulrike Graff.

Geschlechtliche Sozialisation im Gegeneinander

Jungen und Mädchen „wachsen nicht geschlechtsneutral auf, sondern werden stets mit eindeutigen sich gegenseitig ausschließenden Anforderungen geschlechtlich sozialisiert. Dabei wird den einen eher mit Anforderungen von Schön-Sein, Freundlich-Sein oder Fürsorglich-Sein begegnet, während den anderen nahegelegt wird, Verhalten einzuüben, welches mit Stärke, Funktionalität und aktivem Handeln verbunden wird.“
Jungen und Mädchen / Männer und Frauen werden so zu „zwei sich gegenseitig ausschließende(n) Geschlechter(n)“ gemacht.
Die zwei Zitate stammen von dem Sozialwissenschaftler Michael Drogand-Strud.

 

Geschlechterhomogene Katechese kann also eine Gelegenheit sein, dieses Gegeneinander Aussen vor zu lassen – zugunsten einer eigenständigeren Entwicklung der Jungen und Mädchen.

 


 

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Dr. Burkhard R. Knipping

Referent