Empathie

Jungen-Typisches in der Katechese berücksichtigen:

Im Vergleich zu Mädchen zeigen Jungen ein klein wenig geringere Empathie.

Autor: Burkhard R. Knipping

Was zur Geschlechtstypik "Empathie" beachtet werden kann

„Allerdings ist der tatsächliche Unterschied (Anm.: zwischen Männer/Jungen und Frauen/Mädchen) wie gewöhnlich kleiner als gemeinhin angenommen.“ Zu diesem Ergebnis kommt die Neurobiologin Lise Eliot.

 

Weil einerseits die emotionale Ausdrucksfähigkeit geringer ist (und damit auch das Erkennen der Empfindungen anderer und das auf sie zugehen) und andererseits die Aggression stärker ist, ist auch die Empathie ein wenig schwacher.

 

„Jungen lernen nicht nur, ihre Gefühlsäußerungen zu unterdrücken, sie verlieren auch – oder entwickeln gar nicht erst – das genaue Empfinden für die Gefühle anderer, wenn sie in die Gruppe der männlichen Gleichaltrigen hineinwachsen, wo eher Stärke und Härte gefragt sind.“ Erneut Lise Eliot.

 

„Jungen sind empathisch und können es in noch höherem Maße werden, wenn wir die einschlägigen Stereotypen nicht für bare Münze nehmen und versuchen, uns genauso auf ihre emotionale Entwicklung zu konzentrieren wie auf ihre sportlichen und schulischen Leistungen.“ Nochmals Lise Eliot.

Wie Katechet/-innen auf die etwas schwächere Empathie der Jungen reagieren können

Da Empathie durch Erfahrungen im Umgang mit Menschen wachsen kann, ist es förderlich, Jungen in Kontakte mit Menschen zu bringen. Diese Kontakten sollten den Jungen Einfühlungsvermögen abverlangen: Gespräche mit Behinderten, kleineren Kindern, Autoritäten, Flüchtlingen ...

 

Die Jungen werden gebeten, in der Katechese-Einheit auf die anderen Jungen zu achten und sich Gedanken zu den anderen zu machen.

 

Aktivitäten in der Natur, die die Jungen herausfordern (z.B. Abendgang, Regen-Spaziergang, Ausflug in einen dichten oder dunklen Wald, Querfeld-Einmarsch), bieten Anlässe des Beobachtens: Wie erlebe ich die anderen in der Situation? Wie erlebe ich mich im Schutz der anderen? Über die Eindrücke sollte gesprochen werden.

Welches methodische Vorgehen kann hilfreich sein?

Die Jungen bekommen die Aufgabe, während der Durchführung von Arbeiten, Übungen, Aktionen auch auf die anderen Jungen zu achten: Jeder Junge betrachtet einen anderen Jungen, a) wie er sich während der Durchführung gezeigt hat und b) wie er sich bei der Darstellung seines Arbeitsergebnisses präsentiert hat.
Die Jungen werden dann gebeten, von dem, was sie beim anderen Jungen gesehen haben, fair zu erzählen.

 

Um Aufmerksamkeit für den Anderen (Beobachtung und Realisierung) zu wecken, kann die Aufgabe gestellt werden, voneinander gegenseitig ein Porträt zu malen/collagieren. Der zu zeichnende Gesichtsausdruck / die Stimmung kann miteinander vereinbart werden: ob fröhlich, frech, fromm, verrückt, traurig ...

 

In der Katechese werden Lebenssituationen thematisiert, in denen Menschen Freude, Gleichgültigkeit, Trauer, Schmerz … empfinden. Diese Lebenssituationen werden durch Fotos mit betroffenen, Emotionen zeigenden Menschen bebildert, und die Jungen können die Gesichtsausdrücke lesen und die Gefühle der fotografierten Menschen beschreiben.

 

Nach einer Kleingruppenarbeit geben die Jungen die Äußerungen ihrer Mitstreiter wieder. Wegen dieses vor der Kleingruppenarbeit mitgeteilten Auftrages hören die Jungen einander zu, achten aufeinander, stellen in der Gruppe Rückfragen aneinander.
Und sie merken untereinander, dass sie beobachten können, dass sie empfinden können, was ein anderer meint und sagt, dass sie einander verstehen können, dass sie mitfühlen können usw.

 

Das Gespräch ist offen zu halten für unterschiedliche Stimmungen und Einschätzungen der Jungen: keine Bewertungen, keine Gegenrede, kein Kommentar … – auch nicht vom Katecheten oder von der Katechetin.
Schwierig sind die „Ansager“. Das sind Jungen, die durch ihre Äußerungen (zumeist vorschnelle Einschätzungen, stereotype Urteile) vorgeben, was zu meinen ist („Jens ist Opfer“, „der kann nichts“, „das sieht scheiße aus“). Einerseits unterbinden sie damit die individuelle Gefühlssuche und –findung der anderen Jungen und andererseits pressen sie so der Gruppe ein Gruppen internes Ranking auf (siehe c)). Hilfreich ist dann, den anderen Jungen zugewandt das inhaltliche Gespräch wieder zu öffnen: „Wie siehst Du das?“

 

In der sogenannten Lobe-Übung werden die Jungen gebeten, positive Eigenschaften von Jungen zu nennen. Die Eigenschaften werden für alle sichtbar notiert und besprochen. Abschließend wählt jeder Junge von diesen Eigenschaften drei für sich aus und erläutert allen, warum sie auf ihn zu treffen.

 

Eine Art „Kreuzworträtsel“ kann hilfreich sein, wenn die Jungen ihre Empathie nicht in Worte fassen können. Siehe dazu oben bei 2).

 

Da Empathie mit den Fähigkeiten, Gefühle auszudrücken und Aggressionen zu lenken, zusammen hängt, sind die methodischen Hinweise unter dem Stichwort „Gefühlsäußerung“mehr... / und „Empathie“mehr... / beachtenswert.

 


 

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