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In Gemeinschaft zuhause Ostern feiern

Datum:
3. Apr. 2020
Von:
Team der Diözesanstelle

Häusliche Gestaltung der Heiligen Tage

Die folgende Anregungen für die häusliche Gestaltung der Heiligen Tage wurde von Diakon Dr. Andreas Bell, Katrin Bauer und Kai Fehrmann entworfen. Sie richten sich an Menschen ohne liturgische Erfahrung und theologische Vorbildung. Der Folgende Text kann so für eine Kopiervorlage genutzt werden.

Ostern zuhause

Wenn in diesem Jahr die kirchlichen Feiern ausfallen, wollen wir doch nicht auf das Osterfest verzichten. Ob alleine, als Paar oder mit Kindern: Wir können Ostern auch zuhause feiern.

Wir brauchen:

  • Eine Kerze. Suchen Sie ggf. in der Suchmaschine Ihres Vertrauens nach „Osterkerze“ oder „Ostertischkerze“. Dort finden Sie Händler für preiswerte, entsprechend verzierte Kerzen. Es reicht auch eine normale Kerze. Man kann z.B. mit einem Folienschreiber ein Kreuz darauf zeichnen.
  • Tücher oder Servietten für Karfreitag, idealerweise schlicht und dunkel, pro Person zwei oder drei.
  • Kleine Zettel und einen Stift
  • Für das Osterfrühstück brauchen wir möglichst Zutaten, die wir uns sonst nicht gönnen, dazu Ostereier,
  • ein gebackenes Osterlamm oder eines aus Schokolade (beides im Internet bestellbar),
  • Blumen oder blühende Zweige und
  • Zwei Gläser zum Anstoßen.

Karfreitag

Wir brauchen:

  • Einen Tisch,
  • die Kerze,
  • Tücher oder Servietten, möglichst dunkel,
  • Zettel und Stifte.

Der Tisch wird leer geräumt und die Kerze darauf gestellt, aber nicht angezündet.

Langsam vorlesen:
Der Karfreitag ist ein stiller Tag, an dem sich die Kirche daran erinnert, wie Jesus nicht vor dem drohenden Tod geflohen ist, sondern bei seinen Freunden blieb. Er hat darauf vertraut, dass ihn Gott aus aller Angst erlöst. So schreibt es der Evangelist Lukas:

Dann verließ Jesus die Stadt und ging, wie er es gewohnt war, zum Ölberg; seine Jünger folgten ihm. Als er dort war, sagte er zu ihnen: Betet, dass ihr nicht in Versuchung geratet! Dann entfernte er sich von ihnen ungefähr einen Steinwurf weit, kniete nieder und betete: Vater, wenn du willst, nimm diesen Kelch von mir! Aber nicht mein, sondern dein Wille soll geschehen. Da erschien ihm ein Engel vom Himmel und stärkte ihn. Und er betete in seiner Angst noch inständiger und sein Schweiß war wie Blut, das auf die Erde tropfte. Nach dem Gebet stand er auf, ging zu den Jüngern zurück und fand sie schlafend; denn sie waren vor Kummer erschöpft. Da sagte er zu ihnen: Wie könnt ihr schlafen? Steht auf und betet, damit ihr nicht in Versuchung geratet!

Soweit der Evangelist Lukas.

An diesem einen Tag im Jahr, dem Karfreitag, schaue ich auf die Dunkelheit in meiner Seele, wie sie auch Jesus schon gespürt hat. Ich denke an das, was mir Angst macht oder Sorgen bereitet und was alles dunkel über uns hängt. Ich kann alles das voll Vertrauen vor Gott bringen.

Wer mag, nimmt ein Tuch, hängt es über die Kerze und sagt, an welche aktuellen Sorgen und Nöte er/sie gerade denkt, zum Beispiel: 

Ich mache mir gerade Sorgen über …, ich habe Angst vor …

Wer darüber nicht reden will, kann auch ein Bild malen und auf die Kerze legen.

Gebet:

Himmlischer Vater, auch ich fühle mich manchmal allein und von den anderen Menschen verlassen, gerade in diesen Tagen. Es ist schwer, nur an das Gute zu denken und zu meinen „es wird schon“. Wie Jesus möchte ich beten: „Vater, in Deine Hände empfehle ich meinen Geist“.

Wir denken an Menschen in unserer Familie, in der Nachbarschaft, an Freunde und Bekannte, die uns in unseren Sorgen und Ängsten helfen könnten oder die selber einsam sind und denen wir helfen könnten. Wir wollen nicht nur an sie denken, sondern auch ihre Namen aufschreiben und für Ostern aufbewahren.

Die Namen werden auf Zettel geschrieben, um ihnen morgen einen Ostergruß zu schicken, und vor die Kerze gelegt.

Mit über Kerze, Tüchern und Zetteln ausgebreiteten Händen wird das Gebet gesprochen:

Himmlischer Vater, Du bist als Jesus Christus Mensch geworden und hast mein Leben gelebt und meine Ängste gespürt. Du weißt, wie es mir geht. Ich vertraue Dir, dass Du liebevoll bei uns allen bist, auch bei mir. Hoffnung und Licht sind immer da, auch ich es gerade nicht sehe. Segne diese Kerze, diese Namen und uns alle, nah und fern, bis wir morgen Ostern feiern. Amen.

Osternacht

Nach Einbruch der Dunkelheit. Die Kerze, immer noch mit den Tüchern bedeckt, wird aufgestellt. Wer in der Wohnung bleibt, löscht das Licht.

Gebet:

Allmächtiger, ewiger Gott. Du hast uns versprochen: „Ich bleibe bei Euch alle Tage bis zum Ende der Welt“. In dieser heiligen Osternacht stehe ich vor Dir. Du bist bei mir, hörst meine Worte und schaust mich liebevoll an. Ich danke Dir dafür!

Alle fassen sich an den Händen und sagen:
Alle: Willkommen!

 

Langsam vorlesen:

In alten Zeiten war die Nacht eine Zeit der Gefahr und das Licht ein Zeichen der Sicherheit. Auch wenn wir heute kaum noch Angst vor der Dunkelheit haben, kennen wir auch die Nacht der Seele: Traurigkeit, Mutlosigkeit, Einsamkeit. Auch ich sehne mich nach Zuwendung und nach Liebe. Und manchmal leide ich darunter, selber lieblos zu sein.

Jesus sagt: „Ich bin das Licht der Welt. Wer mir folgt, wird nicht in der Dunkelheit gehen, sondern wird das Licht des Lebens haben.“

Jesus folgen heißt, sich genauso vom himmlischen Vater lieben zu lassen wie Jesus selbst. Wenn ich darauf vertraue, dass Gott ausnahmslos jeden Menschen ganz und gar liebt, und wenn ich darauf vertraue, dass die ganze Welt in Gottes Liebe immer geborgen ist, dann habe ich das Licht des Lebens.

Nacheinander werden die Tücher von der Kerze genommen. Wenn die Mitfeiernden noch wissen, was Ihre Ängste und Sorgen waren, erinnern sie sich daran und sprechen es aus. Dazu sprechen sie zum Beispiel:

Deine Liebe ist größer als diese Angst. 

Oder: Deine Liebe ist größer als meine Sorgen.

Oder: Wenn ich mich in Deiner Liebe geborgen weiß, dann sind meine Sorgen und Ängste nicht mehr größer als diese Liebe.

Wenn ich mich in Deiner Liebe geborgen weiß, dann habe ich das Licht des Lebens.

Die Kerze wird entzündet.

Gebet:

Segne, gütiger Gott, diese Kerze und segne auch uns. Schenke uns das Vertrauen auf Deine ewige Liebe. Mach uns selber liebevoll zueinander. Dann werden wir das Licht der Welt.

Alle fassen sich an den Händen und sagen:
Amen. Frohe Ostern!

Wenn wir alle Deine geliebten Kinder sind, dann dürfen wir voll Vertrauen das Vater unser sprechen: Vater unser. Geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld wie auch wir vergeben unseren Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

Wenn es die Umstände erlauben, bleiben alle noch um das Feuer oder die Kerze versammelt und lassen den Abend fröhlich ausklingen.

Damit andere das Licht auch bekommen, können jetzt die Menschen, an die Sie Karfreitag gedacht haben, per Messenger einen Ostergruß erhalten, zum Beispiel:

Hallo [Name], ab jetzt ist Ostern und bei mir brennt eine Osterkerze. Mit diesem Gruß gebe ich das Licht auch an Dich weiter. Alles Liebe von Deinem …

Ostersonntag

Wir decken den Frühstückstisch möglichst festlich. Alles kann, nichts muss, Hauptsache bunt und fröhlich. Dazu die in der Nacht gesegnete und wieder angezündete Kerze.

Neben den Tisch werden die Ostereier, das Osterlamm, Blumen oder blühende Zweige und – altersgerecht – ein Glas zum Anstoßen gestellt. Auf den Tisch bleibt entsprechend Platz. Die Teller bleiben aber noch leer.

Gebet:

Allmächtiger, ewiger Gott. Du hast mir versprochen, dass Du immer bei mir bist, alle Tage meines Lebens. In der Osternacht habe ich vor Dir gestanden und Dich das Licht meines Lebens genannt. Jetzt sitzen wir beide am Tisch, und deshalb möchte ich jetzt hören, was Du mir zu sagen hast.

Langsam vorlesen:

Aus dem heiligen Evangelium nach Matthäus.

Nach dem Sabbat, beim Anbruch des ersten Tages der Woche, kamen Maria aus Magdala und die andere Maria, um nach dem Grab zu sehen. Und siehe, es geschah ein gewaltiges Erdbeben; denn ein Engel des Herrn kam vom Himmel herab, trat an das Grab, wälzte den Stein weg und setzte sich darauf. Sein Aussehen war wie ein Blitz und sein Gewand weiß wie Schnee. Aus Furcht vor ihm erbebten die Wächter und waren wie tot. Der Engel aber sagte zu den Frauen: Fürchtet euch nicht! Ich weiß, ihr sucht Jesus, den Gekreuzigten. Er ist nicht hier; denn er ist auferstanden, wie er gesagt hat. Kommt her und seht euch den Ort an, wo er lag! Dann geht schnell zu seinen Jüngern und sagt ihnen: Er ist von den Toten auferstanden und siehe, er geht euch voraus nach Galiläa, dort werdet ihr ihn sehen. Siehe, ich habe es euch gesagt. Sogleich verließen sie das Grab voll Furcht und großer Freude und sie eilten zu seinen Jüngern, um ihnen die Botschaft zu verkünden.

Soweit der Evangelist Matthäus.

Furcht sollen wir nicht mehr haben, aber große Freude, und das will ich jetzt feiern.

Sie öffnen ein Osterei mit den Worten:

So wie wir gleich das Ei aus der harten Schale befreien, so befreist Du uns durch Deine Liebe aus all unseren Ängsten.

Das Lamm wir auf den Tisch gestellt mit den Worten:

In alten Zeiten wurden Gott Lämmer geopfert. Doch Jesus hat uns erzählt, dass Gott keine Opfer braucht. Wir müssen Gott nicht mehr gnädig stimmen, sondern Gott will, dass wir uns gegenseitig gnädig sind und liebevoll miteinander umgehen so wie Jesus es uns vorgelebt hat.

Die Blume wird auf den Tisch gestellt mit den Worten:

Wie die Blume aus der dunklen Erde wächst, so wachsen wir aus unserer Dunkelheit, wenn wir uns in Deiner Liebe geborgen fühlen.

Heute läuten keine Glocken, aber unsere Gläser sollen klingen, damit die ganze Welt erfährt, dass wir alle in Deiner Liebe geborgen sind: die Kleinen und die Großen, die Gesunden und die Kranken, die Traurigen und die Fröhlichen, die in Einsamkeit und die in Gemeinschaft; für alle Menschen ist heute Ostern. Guter Gott, Du bist das Licht des Lebens in Ewigkeit. Amen.

Alle stoßen an und sagen: Frohe Ostern!