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Gegenstände in Nachlässen

Haarzopf_und_Kindertagebuch

Gegenstände in persönlichen Nachlässen

In Nachlässen von Persönlichkeiten befindet sich nicht immer nur Papier – auch wenn es sich dabei um „Archivgut“ der ersten und richtigsten Kategorie handeln würde –, sondern auch Sachteile, die engste und somit auch bedeutende Familienerinnerungen überliefern. In dem kleinen Familiennachlass Cremer-Koch, der wegen seines besonderen Charakters seit einigen Jahren im Historischen Archiv des Erzbistums Köln aufbewahrt wird, sind solche Dinge ent-halten. Da gibt es zum Beispiel einen Haarzopf von Katharina, die von 1813 bis 1884 lebte. Der Zopf hat nicht nur seine Urheberin, sondern alle weiteren Generationen bis heute überstanden und zeugt somit von der Tätigkeit in der Familie, die ihre Vorfahren in Ehren hielt. Er ist im Übrigen bis heute schön rotbraun gefärbt und stammt auf jeden Fall aus der Kinder- oder Jugendzeit seiner Trägerin, die das beigegebene Bild persönlich zeigt, wenn auch in späteren Lebensjahren.

Im gleichen Bestand liegt das so genannte „Kinder-Tagebuch“ – ein kleines, in blauen Samt eingeschlagenes Notizbuch, in welches man alle Dinge eingetragen hat, die für das Leben der Kinder von besonderer Wichtigkeit waren. Es beginnt mit dem 23. August des Jahres 1888; man liest von Geburten und Krankheiten der Kinder, ob sie den Winter gut überstanden haben und ob sie den Eltern Freude oder Sorge bereiteten.

Am Schluss ist die Rede von der Taufe des sechsten Jungen auf den Namen „Apollinar Nikolaus“. Schwager Jürgen aus Völklingen (im Saarland) sei „Pathe“, aber nicht anwesend gewesen, worauf der „Hausherr H. Bogen seine Stelle versah“. Das Tagebuch endet am Palmsonn-tag, dem 26. März 1899. Man führte nun ein neues Exemplar (das in dem bewussten Nachlass leider nicht enthalten ist), um die Ereignisse und Errungenschaften der jüngeren Zeiten aufzu-schreiben.

Jeder, der in seinem privaten „Familienschatz“ solche kleinen Kostbarkeiten aufbewahrt hat, sei sich des Wertes dieser Dinge wohl bewusst. Sie sind Zeugen der eigenen Vorfahren, deren Leben uns vorangegangen ist und auf deren Erfahrungen wir heute aufbauen. Für katholische Christen bilden sie den Weg ab, auf dem Leben und Glauben zu ihnen gekommen sind. Und man erfährt mehr über die Menschen selbst, als alle Kirchenbücher zusammen abbilden können.

Wolfgang Schmitz