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Vermittler, Brückenbauer und Anwalt:Abschied von Domkapitular emeritus Josef Sauerborn im Kölner Dom

Datum:
1. Okt. 2025
Von:
Newsdesk/bto
Unter großer Anteilnahme hat Erzbischof Woelki für den am 19. September verstorbenen Künstlerseelsorger Josef Sauerborn die Exequien gefeiert. Domkapitular Dominik Meiering erinnerte in seiner Predigt an einen einfühlsamen, immer dialogbereiten und hochgebildeten Seelsorger.

Vor dem Altar steht der schlichte Holzsarg mit der Stola und dem Kelch des Verstorbenen. Hier hatte Prälat Josef Sauerborn 1974 von Joseph Kardinal Höffner die Priesterweihe empfangen und in den über 50 Jahren seines priesterlichen Wirkens auch seine geistliche Heimat gefunden. Und hier erweisen ihm an diesem Vormittag auch das Domkapitel, die Stadt- und Kreisdechanten, Mitbrüder aus allen Gemeinden der Diözese sowie viele haupt- und ehrenamtlich an Kölns Kathedrale Beschäftigten die letzte Ehre.

Auch ehemalige Schülerinnen und Schüler aus seiner Wuppertaler Zeit als Religionslehrer, Studierende aus der Bonner Zeit als Hochschulpfarrer oder Menschen, denen er als Künstlerseelsorger begegnet ist und zu denen er über seine Emeritierung hinaus die Treue gehalten hat, befinden sich unter den Trauergästen und verneigen sich in großer Dankbarkeit vor dem überaus geschätzten Geistlichen, der stets für eine beispielhafte Mitmenschlichkeit, Bescheidenheit und tiefe Spiritualität gestanden hatte.

Kardinal Woelki bei der Feier der Exequien im Kölner Dom

Alle gemeinsam trauern sie um einen ganz besonderen Menschen und Seelsorger, um einen „hochverehrten, geschätzten Mitbruder aus unserem Presbyterium“, wie Kardinal Woelki gleich zu Beginn des Requiems betont. „Was er ein Leben lang verkündet und gefeiert hat, hat hier in der Feier der Eucharistie seinen tiefsten Grund.“ Denn als Priester habe er aus dem festen Glauben an die Auferstehung gewirkt, stellt Woelki fest und ergänzt, dass Sauerborn zwar eher zu den Stillen gehört habe, aber gerade deshalb umso aufmerksamer wahrgenommen worden sei, was er zu sagen gehabt hätte. „Das hatte immer Tiefgang und führte zum Wesentlichen“, erklärt der Erzbischof.

Blick auf das Leben

Er erinnert an die vielen Aufgaben und Stationen Sauerborns, unter anderem an seine Zeit als Lehrer, als Erwachsenenseelsorger im Generalvikariat, als kfd-Präses, als Bischofsvikar für den Diözesanrat und als Spiritual im Priester- und Diakoneninstitut – und damit an die vielen unterschiedlichen Seelsorgeeinsätze, bei denen er vielen Menschen geistlicher Weggefährte und Begleiter gewesen sei und ihnen dabei geholfen habe, den zu finden, den sie gesucht hätten: Jesus Christus. „Aus ganzem Herzen wollen wir ihm für seinen priesterlichen Dienst danken und darauf vertrauen, dass er im Himmel – vor Gottes Angesicht – für uns eintreten wird“, so Woelki.

In seiner Predigt würdigt Domkapitular Dominik Meiering, der 20 Jahre mit Sauerborn in der Kunstkommission des Erzbistums und im „Verein für Christliche Kunst“ sowie zehn Jahre im Domkapitel zusammengearbeitet hat, als einen Mittler, der – wie der Mittler Jesus Christus – immer in einem „Dazwischen“ zu finden gewesen sei: zwischen den Menschen und Gott, aber auch zwischen der Kunst und der Kirche, den Laien und dem Bischof, dem Wort Gottes und der Gemeinde. An seiner Person sei ablesbar gewesen, wie Gott auf vielfältige Weise erspürt werden könne und zwischen den Menschen erlebbar sei. 

Domkapitular Dominik Meiering bei der Predigt

Meiering argumentiert, dass der Beerdigungstag wie ein Karsamstag sei; ein Tag, an dem ausgehalten werden müsse, dass die Trostlosigkeit und Trauer des Karfreitags bereits vorbei, die Hoffnung, das Neue – Ostern – aber noch nicht sichtbar sei. Wörtlich formuliert er: „Josef Sauerborn war eine Karsamstagsexistenz; einer, der in diesem Zwischenraum stand und glaubte, dass man die Stille und auch Ungewissheiten aushalten muss und dass es nicht hilft, nur einfache Antworten zu bekommen. Stattdessen wollte er mit seinem Leben Antwort geben.“

Ein guter Zuhörer

Auch in seiner großen Familie – Josef Sauerborn war das vierte von insgesamt neun Geschwister – sei er immer „dazwischen“ bzw. „zwischendrin“ gewesen – wie auch später in den ihm übertragenen kirchlichen Ämtern und Debatten, die hätten geführt werden müssen und die immer ernst gewesen seien, weil es stets für die ihm überantworteten Gruppierungen um etwas gegangen sei. Doch gerade da sei er klug und bedacht gewesen, habe Verständnis und Sensibilität gezeigt und sich jeweils auch der Perspektive des anderen geöffnet, ohne je zu verurteilen. „Mit großem Freigeist hat er gelebt und leben lassen. Er konnte zuhören, Resonanz geben und einfühlsam reagieren.“ Immer habe er sich mutig auf den Dialog eingelassen. „Josef war ein kluger, gebildeter Mann, und er war kreativ“, würdigt Meiering den Mitbruder. „Das Schöne, Wahre und Gute waren für ihn wie selbstverständlich miteinander verbunden.“ 

Für Sauerborn, unterstreicht er, seien Kunst und Kirche ein Geschwisterpaar gewesen, weil sie beide für existenzielle Fragen stehen würden. „Und er spürte, der Glaube kann nicht nackt sein. Er braucht Formen und Farben, Klang und Raum.“ Josef Sauerborn sei ein bildgewaltiger Poet mit kraftvoller Sprache gewesen, vielseitig interessiert und vielbelesen. In der Wahrnehmung anderer sei er aber vor allem ein Vermittler, Brückenbauer, Moderator und Anwalt gewesen, die jeweils – auf ihre ganz eigene Weise – mit dem „Dazwischen“ zu tun hätten – so wie es die Identität Jesu sei, Mittler Gottes zu sein, und das Selbstverständnis von Josef Sauerborn gewesen sei, Mittler des Evangeliums zu sein. 

Künstlerseelsorger

Fast 20 Jahre lang – von 2004 bis 2023 – war Prälat Sauerborn Künstlerseelsorger und Vorsitzender der Kunstkommission im Erzbistum Köln gewesen; eine Aufgabe, die ihm wie auf den Leib geschneidert schien, zumal er sich als Liebhaber von Kunst, Musik und Literatur den hier erlebbaren schöngeistigen Impulsen mit großer Leidenschaft verschrieb und nicht müde wurde, Atelierbesuche zu initiieren und dabei Gesprächsangebote zu machen, um mit den Kunstschaffenden in einen angeregten Dialog über die letzten Fragen, vor allem aber auch den Austausch zum Thema „Wo begegne ich Gott in der Kunst?“ zu treten.

Prälat Sauerborns Begleitung von Künstlerinnen und Künstlern war geprägt von Wertschätzung und leiser Präsenz. Er nahm ihre Lebens- und Arbeitswirklichkeit ernst, gestaltete den "Aschermittwoch der Künstler" als Ort des Dialogs zwischen Kunst und Kirche und gab genauso Raum für Diskussion wie für Annäherung. Auch nach seinem Eintritt in den Ruhestand vor zwei Jahren blieb Prälat Sauerborn in der Kirche und am Dom immer präsent: als Beichtvater, Prediger, geistlicher Begleiter – und als Mensch.

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