Interview über die Ausbildung zum Ständigen Diakon:Berufungspastoral ist Chefsache

Pfarrer Peter Stelten ist Leitender Pfarrer der Pfarrei St. Michael in Dormagen und begleitet als Mentor den Diakonanden Ronald Brings aus dem Kurs 2011. Im Interview spricht er über die Frage nach Berufung, seine Aufgaben als Mentor und den Ablauf der Diakonenausbildung.
Herr Pfarrer Stelten, können Sie sich noch an ihre eigene Zeit als Diakon erinnern?
Aber selbstverständlich. Weihetag war der 4. Mai 1996. Meine erste Stelle war St. Marien und St. Josef in Köln-Kalk. Das war damals ganz bewusst Diakonat, 1992 habe ich mein Studium im Diakoneninstitut begonnen und es war nicht nur eine Durchgangszeit.
Wie ist es dazu gekommen, dass Sie jetzt das Mentorat für einen Studierenden übernommen haben?
Ich halte die Förderung von geistlichen Berufen in einer Pfarrei oder Pfarreiengemeinschaft für eine Hauptaufgabe der Pfarrei und eben auch des Leitenden Pfarrers. Mich wundert immer, dass es in unseren Pfarreien eher noch kein berufungsförderndes Klima gibt. Ich glaube, dass Gott, genau wie früher, Menschen in seinen besondere Nachfolge beruft, aber die Rufe heute schwerer zu hören sind.
Was macht denn für Sie ein berufungsförderndes Klima aus?
Ich empfehle da die Lektüre von Michael Caseys Buch „Die Kunst Seelen zu gewinnen.“ In der Vergangenheit wuchsen Berufungen weithin oft fast von ganz alleine, z.B. durch eine hohe Präsenz von Priestern und Ordensleuten und eine hohe gesellschaftliche Akzeptenz. Dass Berufungen von allein kommen, funktioniert heute nicht mehr und wir tun manchmal wenig und oft auch nichts, um das Bewusstsein zu ändern.
Ich würde dazu raten nicht abzuwarten und nur darüber nachzudenken, was wir mit immer weniger Geistlichen noch machen können, sondern genauer hinzuschauen. Zu sehen, ob es da Menschen gibt, die vielleicht eine geistliche Berufung in sich tragen, das aber vielleicht noch nicht wissen oder erkennen. Es gibt Menschen, so beschreibt es der Trappistenmönch Michael Casey in seinem o. g. Buch, ich zitiere: …die nach etwas suchen, das sie nicht beschreiben können, bis sie es sehen…“
Haben Sie also ihren Diakonanden konkret angesprochen?
Ich hatte ihn im Auge, tatsächlich. Und es gab Gespräche, und ich habe ihn – das hat er selber mir auch mal gesagt, offensichtlich einmal angesprochen. Wie verbal das gewesen ist, das kann ich heute gar nicht mehr sagen.
Mir ist das ein großes Anliegen und er ist sozusagen einer der ersten in den letzten Jahren, der dieses Anliegen auch bewusst gespürt hat. Und er hat natürlich entdeckt, dass das ein Weg für ihn sein könnte. Ich funk dem Heiligen Geist nicht dazwischen, ich stelle mich ihm einfach zur Verfügung. Die Leute wissen inzwischen, dass ich auf dieses Thema immer wieder zu sprechen komme. Pastor`s Lieblingsthema – sozusagen.
Wie gestalten Sie das Mentorat konkret?
Das ist ganz gut vernetzt. Also, wir treffen uns regelmäßig zu einem Mentorengespräch. Mindestens einmal im Monat, eineinhalb bis zwei Stunden. Es ist eine regelmäßige Vereinbarung von Anfang an. Eine intensive Begleitung, weil ich das für eine Hauptaufgabengebiet halte. Da plane ich entsprechende Zeit für ein.
Wie erlebt die Gemeinde den Diakonanden, was sind seine Aufgaben?
Im ersten Jahr haben wir uns da natürlich zurück gehalten, haben nichts dazu gesagt. Da wusste es nur der Kreis der pastoralen Dienste. Als er dann ganz aufgenommen wurde haben wir ihn im Pfarrgemeinderat vorgestellt als Studierender am Erzbischöflichen Diakoneninstitut. Dann wurde es nach und nach in der Pfarrei bekannt. Er hat bereits vor dem Studium in einer Firmvorbereitung mitgewirkt und dann als Lektor und Kommunionhelfer. Inzwischen kommen verschiedene Aktionen dazu, wie das Studium es zeitlich zulässt. Die Pfarrei erlebt ihn sozusagen schon in unterschiedlichen Funktionen. Derzeit natürlich verstärkt, wenn er mich bei großen Festen begleitet und mitwirkt in der Liturgie, z. B. als Lektor, in Talar und Rochett. Das ist ganz wichtig, mit Blick auf die gottesdienstliche Erfahrung. Das nimmt die Pfarrei natürlich wahr.
Jetzt frage ich als Diakon: das Mentorat könnte theoretisch ja auch ein anderer Diakon übernehmen?
Richtig! Aber hier ist Berufungspastoral Chefsache! Das muss ich jetzt einfach so sagen, das ist für mich auch ein Signal an die Pfarrei. Pure Absicht!
Sind sie denn als Mentor auch geistlicher Begleiter?
Nein, natürlich nicht. Das muss jemand anderes machen, das muss man trennen. Wir sind uns darüber im Klaren, dass ich nach der Diakonenweihe sein Chef bin. Der kann kein geistlicher Begleiter sein. Das heißt ja nicht, dass wir nicht vernünftig miteinander auch insbesondere über geistliche Themen sprechen. Das ich spirituelle Impulse gebe und dass ich den Diakonanden darauf hinweise, eine geistliche Heimat zu haben und ggf zu suchen, das steht außer Frage. Das ist Teil des Mentorengespräches. Derjenige, der sich auf den geistlichen Weg begibt, muss auf der Gottsuche sein, wie es z. B. der Hl. Benedikt empfiehlt und eine geistliche Beheimatung suchen und hoffentlich finden.
Was tut denn die Pfarrei für den Diakonanden auf dem Weg? Wie begleiten die Gemeindemitglieder ihn?
Die Pfarrei ist ihm sehr wohlgesonnen, sehr positiv gestimmt. Die Leute nehmen ihn gut auf. Dass da natürlich eine Rollenänderung mit verbunden ist, das merke ich schon seit längerer Zeit.
Ist es auch für Sie anders geworden im Miteinander?
Ja, wenn wir uns Jahre hinweg jeden Monat treffen zum Mentorengespräch, wächst natürlich Vertrauen.
Was möchten Sie aus ihrer Erfahrung anderen Pfarreien oder Pfarreiengemeinschaften mit auf den Weg geben?
Ich finde es sehr interessant, dass Pfarreien oder Pfarreiengemeinschaften, wenn Sie sich aktiv auf die Suche nach Bewerbern machen, eine Möglichkeit haben, selbst sozusagen ein Potential an geistlichen Berufen zu entdecken. Ich glaube, es braucht eine Wachheit für geistliche Berufe in ihrer gesamten Breite.
Das Interview führte Diakon Tobias Wiegelmann. Das vollständige Interview ist im Diakonenbrief 2015 abgedruckt.
Der Ständige Diakonat
Das Zweite Vatikanische Konzil hat den Ständigen Diakonat – für zölibatär Lebende wie für Verheiratete – innerhalb der katholischen Kirche wieder erneuert. Zum einen soll damit der dienende Auftrag der Kirche neu betont werden, zum anderen, um den wachsenden pastoralen und sozialen Aufgaben der Kirche von heute mehr gerecht zu werden.
Der Diakon ist zum helfenden Dienst in besonderer Weise aufgerufen. Diakon ist das griechische Wort für Diener, Helfer. Durch das Sakrament der Weihe, das wie die Taufe unwiderruflich ist und das sakramentale Prägemal verleiht, befähigt der Bischof den Diakon zum Seelsorgsdienst im Namen und in der Person Jesu Christi: „Im Dienst des Wortes, des Altares und der Liebe ist der Diakon für alle da.”
Aktuelle Nachrichten aus dem Erzbistum Köln
Pressemitteilungen
Alle Pressemitteilungen des Erzbistums Köln finden Sie im Pressebereich.
Suche innerhalb der News
Service und Kontakt
Service und Kontakt
Pressekontakt
Geschäftszeiten
Pressekontakt
Geschäftszeiten
Mo-Do: 8.30 - 17 Uhr
Fr: 8.30 - 14 Uhr
Erzbistum Köln
Newsdesk