Köln. In einer Zeit großer Umbrüche und Veränderungen beweist das Erzbistum Köln Handlungsfähigkeit und hat sich diesen Fragen gestellt: Was ist heute unser Auftrag als Kirche von Köln? Wie können wir in dem, was wir tun, wirksam sein? Welche Schwerpunkte wollen wir zukünftig setzen?
„Gemeinsam haben wir gespürt: Wir haben Sehnsucht nach einer Kirche im Aufbruch und Wachstum. Sehnsucht nach einer Kirche, in der wir aus der Eucharistie und der Heiligen Schrift gemeinsam leben und glauben. In der wir als missionarische Jüngerinnen und Jünger Menschen mit Jesus Christus in Kontakt bringen. Sehnsucht nach einer dienenden Kirche für die Menschen am Rande“, so Kardinal Woelki. Dabei sei klargeworden: „Um diese geistliche Vision Wirklichkeit werden zu lassen, müssen wir konsequent missionarisch denken und handeln.“
Wirkung entfalten, wo wir gebraucht werden
In den vergangenen eineinhalb Jahren sind daher alle pastoralen Handlungsfelder auf der Bistumsebene betrachtet und auf ihre Wirksamkeit im Sinne der geistlichen Vision sowie der vier strategischen Ziele des Erzbistums – Nachfolge leben, Missionarisch Kirche sein, Diakonisch wirken, Generationengerecht handeln – bewertet worden.
„Ich bin froh, dass wir mit den Pastoralen Schwerpunkten die Weichen gestellt haben, um auch in Zukunft wirksam und nachhaltig dort handeln zu können, wo wir gebraucht werden. Wir wollen als Kirche einladend, dienend und missionarisch sein – für alle Menschen,“ so Kardinal Woelki.
Als Ergebnis der pastoralen Schwerpunktsetzung sind nun fünf Handlungsfelder identifiziert worden, die zukünftig eine Stärkung erfahren sollen.
Als Erzbistum Köln
- stärken wir gelebte Nächstenliebe, die aus dem Glauben wächst: Caritas und Diakonische Pastoral für alle Menschen.
- stärken wir Jugend und Berufung, Ehe und Familie.
- setzen wir auf Bildung: in KiTa, Schule und Hochschule.
- stärken wir Qualifizierung und Begleitung ehrenamtlich Engagierter und Hauptberuflicher.
- bekräftigen wir unser Engagement für die Weltkirche und die Katholiken anderer Muttersprachen.
Diese pastoralen Schwerpunkte werden nicht pauschal gefördert, sondern wie alle anderen Handlungsfelder differenziert im Licht der geistlichen Vision und der strategischen Ziele betrachtet. So wird gezielt das gestärkt, was einen Paradigmenwechsel im kirchlichen Handeln befördert.
Monsignore Guido Assmann, Generalvikar im Erzbistum Köln, ordnet dieses Ergebnis ein: „Wir richten dabei unser Handeln auf die Evangelisierung aus. Nicht die Frage nach dem Systemerhalt als Selbstzweck leitet uns bei zukünftigen Entscheidungen, sondern wie wir heute das Evangelium kraftvoll und wirksam verkünden können. Wir gestalten heute, damit wir auch in Zukunft gestaltungsfähig sind. Unser Weg dahin führt über die Pastorale Schwerpunktsetzung.“
Begleiten, fördern, vernetzen – aus einer christlichen Haltung heraus
Das Erzbistum Köln will beispielsweise auch zukünftig da sein, wo es um Leben und Tod geht. Das menschliche Leben steht besonders an seinem Beginn und an seinem Ende zunehmend unter Druck. Mit der Stärkung der palliativen Versorgung und Begleitung wird ein klares Signal gesendet: Menschen sollen im Sterben nicht alleingelassen werden. Dazu werden Mitarbeitende geschult und interne mit externen Fachkräften vernetzt. Des Weiteren will das Erzbistum junge Menschen verstärkt dabei unterstützen, ihren Platz in der Welt und in der Kirche zu finden. Dafür werden Ehrenamtliche in einem Zertifikatskurs zu sogenannten Berufungscoaches ausgebildet, die als Mentorinnen und Mentoren für junge Leute da sind und sie dabei begleiten. Außerdem sollen die Kitas, Schulen und Hochschulen als Erfahrungsorte des Glaubens im Sinne der geistlichen Vision profiliert werden.
Gordon Sobbeck, Ökonom des Erzbistums, ergänzt mit Blick auf die wirtschaftliche Lage: „Das Erzbistum Köln ist wirtschaftlich sehr solide aufgestellt. Damit wir in Zeiten von stagnierenden Einnahmen und steigenden Ausgaben auch künftig finanziell handlungsfähig bleiben, haben wir den wirtschaftlichen Rahmenplan als strategisches Steuerungsinstrument etabliert. Bereits jetzt sind Maßnahmen erarbeitet, die die wirtschaftliche Stabilität des Erzbistums auch bis zum Jahr 2030 sicherstellen und dafür sorgen, dass eine Finanzierungslücke von bis zu 100 Mio. € vermieden wird.“
Ein wichtiges Beispiel für eine Maßnahme ist das Projekt „Kita-Träger“, mit einem Einsparpotential in zweistelliger Millionenhöhe. Die Gründung des Kita-Trägers Katholino wurde im Rahmen des Transformationsprogramms des Erzbistums in die Wege geleitet. Katholino führt zu weniger Verwaltungskosten und gleichzeitig zu höherer Attraktivität für alle Beteiligten. „Mit diesem Projekt zeigt sich, dass Einsparungen nicht zwingend reduzierte Leistungen bedeuten“, so Amtsleiter Frank Hüppelshäuser. „Durch kluge und innovative Projekte kann es gelingen, Systeme effizienter, kostengünstiger und qualitativ hochwertiger aufzustellen. Wir stellen auch bei anderen Themen im Erzbistum die Verwaltungsstrukturen auf den Prüfstand. Jeder in der Verwaltung eingesparte Euro kann besser für Inhalte ausgegeben werden.“
Ressourcen gezielt einsetzen – Effizienzgewinne in der Verwaltung
Entsprechend werden zahlreiche weitere Maßnahmen zur Steigerung der Effizienz der Verwaltung ergriffen, sowohl auf der Ebene des Erzbischöflichen Generalvikariates (EGV) als auch bei den Rendanturen, die in eine neue Struktur überführt werden. Die daraus generierten Einsparungen betragen rund 6,3 Mio. Euro beim EGV und weitere rund 4,4 Mio. Euro durch Standardisierung bei den Serviceangeboten für die Kirchengemeinden.
Durch Effizienzsteigerungen in der Verwaltung ergeben sich also auch Einsparpotentiale im kirchengemeindlichen Bereich. Perspektivisch sollen auch größere Freiräume durch eine Reduzierung des Immobilienbestandes gehoben werden.
In den Handlungsfeldern, die durch die pastorale Schwerpunktsetzung inhaltlich gestärkt werden, wird das Erzbistum auch gezielt finanzielle Investitionen vornehmen. Konkret gilt es nun, wirtschaftliche Auswirkungen der inhaltlichen Vergewisserung der pastoralen Schwerpunktsetzung durch entsprechende Maßnahmen im wirtschaftlichen Rahmenplan zu berücksichtigen. Ökonom Gordon Sobbeck macht klar: „Die Pastorale Schwerpunktsetzung ist eine fortlaufende Vergewisserung unserer Prioritäten und deren Wirksamkeit für die uns anvertrauten Menschen und somit inhaltlicher Kompass für die Wirtschaftsplanung des Erzbistums.“
Prozess auf Ebene des Erzbistums – Schwerpunktsetzung in Pastoralen Einheiten folgt
Der nun abgeschlossene Prozess der Pastoralen Schwerpunktsetzung betrifft das Agieren auf der diözesanen Ebene. In den 67 Pastoralen Einheiten wird ebenfalls ein entsprechender Prozess angestoßen werden. Dabei sind die Pastoralen Einheiten eingeladen, ebenso eine Standortbestimmung vorzunehmen. „Die geistliche Vision und die strategischen Ziele dienen uns als gemeinsame Grundlage“, so Generalvikar Assmann, „aber je nach Situation vor Ort werden auf dieser Basis unterschiedliche Schwerpunktsetzungen geschehen – und das ist so gewollt.“