"Zu Fronleichnam war ich als kleiner Junge immer etwas traurig, evangelisch zu sein. Ich fand die Prozession und den ganzen Prunk drum herum toll und wollte immer gerne mitgehen." So erinnert sich ein evangelischer Christ an seine Kindheit um 1950. In einer Zeit, als noch viele Gräben zwischen evangelischen und katholischen Gläubigen verliefen, wurden diese besonders deutlich am Fronleichnamsfest erlebt.

Das Äußerliche am Fronleichnamsfest ist schnell gesagt: Die Gemeinde trägt die prächtige Monstranz mit dem geweihten Leib des Herrn sozusagen auf dem "Präsentierteller" durch die Straßen: "Seht her, das ist unser Gott, mitten unter uns und in unserer Welt", soll das heißen. Um zu zeigen wie wichtig und wertvoll dieser Gott ihnen ist, tragen sie die Hostie in der kostbaren Monstranz, und viele Gläubige strengen sich auch heute noch mächtig an und bereiten dem Herrn buchstäblich den Weg: Sie schmücken die Straßen mit bunten Blumenteppichen. Vor allem in Süddeutschland haben diese Kunstwerke eine lange Tradition.

Da scheint es passend, dass die Fronleichnamsprozession in Deutschland an einem Ort erfunden wurde, wo man sich mit Umzügen auskennt. Die erste urkundlich erwähnte Prozession ging im Jahr 1277 von der Gemeinde St. Gereon in der Kölner Innenstadt aus. Heute tun sich viele Menschen schwer mit Fronleichnam, schon alleine wegen des sperrigen Namens. Das Wort "Leichnam" wird eher mit Trauer in Verbindung gebracht als mit Freude und Fest. Die Bezeichnung "Fronleichnam" kommt aber aus dem Althochdeutschen: "Fron" bedeutet "Herr", "liknam" Leib.

Das diesjährige Fronleichnamsfest am 30. Mai kann also gewissermaßen als Generalprobe für den "Eucharistischen Kongress" in Köln gelten, bei dem wir vom 5. bis 9. Juni genau dieses Geschenk Jesu feiern.