Radio-Unterricht in Guatemala
„Wenn der Schüler nicht in die Schule kommt, muss der Lehrer zum Schüler kommen“: Das ist die Idee der Radioschulen in Guatemala. Adveniat unterstützt dieses Projekt.
Es ist Abend in San Pedro Sacatepéquez, einer Kleinstadt im Zentrum von Guatemala.
Miriam Bolaños Reyes hat Feierabend, Essen gekocht, aufgeräumt, ihre Familie versorgt. Punkt 20 Uhr kündigen in ihrem kleinen Kofferradio in der Küche eine markante Melodie und eine sonore Stimme das Programm an: „El maestro en casa“, zu deutsch „Der Lehrer zu Hause“. Heute steht Mathematik auf dem Stundenplan, die Zahlen bis 999 erklärt die Sprecherin im Radio.
30 Minuten dauert eine Schulstunde, Miriam sitzt an ihrem Küchentisch, hört konzentriert zu und schreibt in ihr Buch. Sie ist eine von rund 40.000 Schülern, die sich jedes Jahr bei IGER, dem „Instituto Guatemalteco de Educación Radiofónica“, zu Deutsch „Guatemaltekisches Institut für Radioschulen“, einschreiben. Es richtet sich an junge Männer und Frauen ab 15 Jahren, die als Kinder keine Schule besuchen konnten. Mit dem Programm von IGER können sie die Grundschule, die Mittlere Reife und sogar das Fachabitur nachholen; die Abschlüsse sind vom Bildungsministerium anerkannt.
Nach wie vor sind rund 30 % der Bevölkerung Analphabeten. Die große Armut und fehlende Schulen sind die Hauptgründe dafür. Fünf von zehn Kindern brechen die Schule ab, weil sie ihren Eltern bei der Arbeit auf dem Land helfen müssen.
Bildung und Entwicklungsperspektiven sind die Grundlage für eine Gesellschaft mündiger Bürger, die ihr Land und ihre Zukunft mitgestalten. Und nur das kann Frieden schaffen in einem Land, das fast 20 Jahre nach Ende des Bürgerkrieges mit die höchsten Gewaltraten auf dem ganzen Kontinent aufweist. „Wir wollen die Gesellschaft verändern“, sagt die Direktorin von IGER, Guillermina Herrera Peña.
Weihnachtskollekte
Die Kollekte in allen Gottesdiensten an Heiligabend und am 1. Weihnachtstag (24./25. Dezember), auch in den Kinderkrippenfeiern, ist vollständig für Adveniat bestimmt.