Franziskus war nah bei den Menschen:Papst Franziskus gestorben: Nachruf auf Jorge Mario Bergoglio SJ
Erzbistum Köln/Rom. Der Kölner Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki drückt zum Tod von Papst Franziskus seine tief empfundene Trauer aus: „Mit großer Trauer und Dankbarkeit nehmen wir Abschied von Papst Franziskus. Mit seinen großen Anliegen nach Gerechtigkeit, Friede und Würde für alle Menschen hat er einen wertvollen Beitrag zu Verständigung und zum weltweiten Miteinander geleistet, der weit über die katholische Kirche hinaus wirkt. Sein Eintreten für die Menschen „an den Rändern“ der Gesellschaft und für die Bewahrung der Schöpfung haben sein Pontifikat geprägt und in der Weltkirche genauso bleibende Spuren hinterlassen wie für uns im Erzbistum Köln.“
Besucher in Slums und Fürsprecher von Geflüchteten
Als Papst forderte Franziskus dazu auf, an die Ränder der Gesellschaft zu gehen. So wird er in Erinnerung bleiben. Seine Fürsorge für die Armen und Schwächsten unserer Gesellschaft zieht sich als roter Faden durch sein Leben.
In seiner Zeit als Erzbischof von Buenos Aires warb Jorge Bergoglio gezielt Priester für die Arbeit in den Armenvierteln an, und verdoppelte in diesem Zuge die Zahl der dort bestehenden katholischen Gemeinden. Er selbst initiierte Hilfsprojekte für Drogensüchtige und erschien oft zu unangemeldeten Besuchen in den Slums. Als bescheidener Jesuit und Fürsprecher der Armen gewann er nicht nur die Herzen der Argentinier, sondern später auch die Herzen der Gläubigen weltweit.
Immer wieder machte Franziskus auch auf das Leid von Geflüchteten aufmerksam, indem er diese zu Treffen einlud und öffentlich für Menschen betete, welche die gefahrenreiche Flucht aus ihrem Heimatland nicht schafften. Schon zu Beginn seines Pontifikats besuchte er das Aufnahmelager für Flüchtlinge auf Lampedusa und kritisierte die Gleichgültigkeit gegenüber dem Elend der Geflüchteten.
Sein Aufruf, an die Ränder der Gesellschaft zu gehen, hat auch im Erzbistum Köln Früchte getragen. Schon kurz nach seinem Amtsantritt hat Kardinal Woelki die Flüchtlingshilfe „Aktion Neue Nachbarn“ ins Leben gerufen.
Nachfolger des Hl. Franz von Assisi und Wegbereiter der Weltkirche
In vielerlei Hinsicht ging Franziskus auch als Pionier voran. So war der 266. Bischof von Rom nicht nur der erste Papst, der den Namen Franziskus wählte, er war zugleich auch der erste Südamerikaner und der erste Jesuit auf dem Stuhl Petri. Während seines Pontifikats blieb er sich und seinen Wurzeln treu. In der Nachfolge seines Namenspatrons Franz von Assisi zeigte er sich bescheiden und lebte lieber im Gästehaus Santa Marta statt im Apostolischen Palast. Zudem behielt er sein einfaches Brustkreuz aus Eisen aus seiner Kardinalszeit anstelle eines Kreuzes aus Edelmetall.
Franziskus betonte immer wieder die Bedeutung der weltkirchlichen Gemeinschaft, indem er neue Kardinäle besonders aus Regionen ernannte, die bisher wenig im Kardinalskollegium repräsentiert waren. Für seine päpstlichen Reisen wählte Franziskus zum Beispiel Orte, die nicht auf dem Programm seiner Vorgänger gestanden hatten, wie zum Beispiel die Mongolei oder Zentral- und Ostafrika.
Mit der Kurienreform brachte Franziskus eine "gesunde Dezentralisierung" der Kirche auf den Weg. Im Grundlagendokument "Praedicate Evangelium" betonte er, die Reform solle den "Hirten die Kompetenz überlassen, in Ausübung 'ihres eigenen Lehramts' als Hirten die Fragen zu lösen, die sie gut kennen und die die Einheit der Lehre, der Disziplin und der Gemeinschaft der Kirche nicht berühren". Ziel der Kurienreform war eine wirksame Verkündigung der Frohen Botschaft.
Als erster Papst rief Franziskus mit der Weltsynode 2021-2024 die gesamte Kirche in einem synodalen Prozess zusammen, um gemeinsam den künftigen Weg für die katholische Kirche zu beschreiten. Das Motto „Für eine synodale Kirche. Gemeinschaft, Teilhabe, Sendung“ bildete für Franziskus auch zum Abschluss der Synode eine zentrale Zukunftsaufgabe des kirchlichen Lebens auf allen Ebenen.
Ein weiteres Novum in der katholischen Kirche war auch die von Franziskus angestoßene Familiensynode im Jahr 2015. Auf diesem Weg des Dialogs und der Reform wurden grundlegende Fragen des katholischen Verständnisses von Ehe und Familie diskutiert.
Große Gesten, bildreiche Sprache und der Blick auf das Wesentliche
In Erinnerung bleiben wird Papst Franziskus auch als Seelsorger und Theologe der großen Gesten. So rief er nicht nur in seinen Katechesen mit konkreten Ideen dazu auf, Gutes zu tun, sondern überraschte selbst immer wieder mit eindrücklichen Zeichen. Eines davon war das Zeichen der Versöhnung durch den Besuch von indigenen Gemeinschaften bei seiner Kanada-Reise im Juli 2022. Franziskus selbst bezeichnete den Besuch der Gemeinschaften, die durch jahrzehntelange Assimilation, erzwungene Akkulturation und Diskriminierung traumatisiert sind, als Pilgerreise der Buße.
Im Zuge seiner Auslandsreisen stellte sich Franziskus regelmäßig im Flugzeug den Fragen der Journalisten. Dabei äußerte sich der Papst stets gut verständlich, humorvoll und mit einer Vorliebe für eine bildhafte Sprache. Mit Vorliebe nutzte er Metaphern auch um in Gesprächen das Eis zu brechen. „Der Ball ist im Feld, lasst das Spiel beginnen“, sagt er zum Beispiel bei einer Fragerunde mit jungen Menschen.
Inhaltliche Schwerpunkte setzte Papst Franziskus mit seinen vier Enzykliken „Lumen fidei" (2013), „Laudato si“ (2015), „Fratelli tutti“ (2020) und „Dilexit nos“ (2024). Seine letzte Enzyklika bildet dabei eine Synthese seines Lehramts und einen Aufruf an Kirche und Welt, sich auf das Wesentliche zu besinnen. Auf einen Blick finden Sie die Inhalte der vier Enzykliken hier zusammengefasst.
Zu Beginn des Heiligen Jahres 2025, dass unter dem Leitwort „Pilger der Hoffnung“ steht, veröffentlichte Franziskus als erster Papst zu Lebzeiten seine Memoiren. Unter dem Titel „Hoffe“ beschreibt er in persönlichem Stil seine Lebensgeschichte als „Reise der Hoffnung, einer Reise, die ich nicht von der Reise meiner Familie, meines Volkes, des gesamten Volkes Gottes trennen kann.“
Wertschätzung für die Kirche in Deutschland
Auch wenn Franziskus in Zusammenhang mit der Kirche in Deutschland und dem Reformprojekt Synodaler Weg oft mit seiner Mahnung „einen gemeinsamen Weg unter der Führung des Heiligen Geistes" zu beschreiten in Verbindung gebracht wird, zeigte er sich vor allem dankbar und wertschätzend im Blick auf das kirchliche Leben in Deutschland. Dies äußerte er im Juni 2019 in einem viel beachteten "Brief an das pilgernde Volk Gottes in Deutschland".
Bei der Wallfahrt des Erzbistums Köln anlässlich des Heiligen Jahres der Barmherzigkeit 2016 wählte Franziskus (zufällig) einen Jungen aus dem Erzbistum Köln aus und nahm ihn an Bord des „Papamobils“ auf die Rundfahrt über den Petersplatz mit. Im Anschluss an eine Generalaudienz im Jahre 2022 nahm sich Papst Franziskus Zeit für Jugendliche aus dem Erzbistum Köln, die zusammen mit Kardinal Woelki im Rahmen der Ministrantenwallfahrt nach Rom gekommen waren.
Selbige Audienz wurde musikalisch auch von der Musikkapelle des Traditionskorps des Kölner Karnevals Altstädter Köln 1922 e.V. begleitet. Früheren Kontakt zur Tradition des Kölschen Karnevals bescherte dem Papst das Kölner Dreigestirn, das ihn im Januar 2019 besuchte.
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