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Vor 150 Jahren verschwand ein Kölner Wahrzeichen: der Baukran auf dem Dom

Datum:
28. Feb. 2018
Von:
Newsdesk/Je, Kölner Dom
Kölner Dom - Weiterbau des Doms im 19. Jahrhundert

Vor 150 Jahren, am 29. Februar 1868, begannen die Abbrucharbeiten am mittelalterlichen Baukran auf dem unvollendeten Südturm des Kölner Domes. Über Jahrhunderte hatte er als einer der höchsten Punkte das Kölner Stadtbild geprägt und galt geradezu als das weithin bekannte Wahrzeichen der spätmittelalterlichen und frühneuzeitlichen Rheinmetropole. Bereits wenige Wochen nachdem die Abbrucharbeiten begonnen hatten, Ende März 1868, war der Kran verschwunden und es konnte mit der Fertigstellung der beiden Domtürme fortgefahren werden. 1880 war der Kölner Dom nach 632-jähriger Bauzeit vollendet.

Fast 500 Jahre lang auf dem Südturm des Kölner Doms

Der Kran war eine der größten Baumaschinen des Mittelalters. Wahrscheinlich war er bereits in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhundert entstanden, bald nachdem um 1360 die Bauarbeiten am aufgehenden Mauerwerk des Südturmes begonnen hatten. Mit dem in die Höhe wachsenden Domturm dürfte der Kran nach oben versetzt worden sein, bis der Turmbau um 1410 auf einer Höhe von etwa 56 bis 58 Metern eingestellt wurde; das entspricht einem guten Drittel der heutigen Turmhöhe (157 m). An diesem Standort ist der Kran, der mit seiner Spitze bis etwa auf eine Höhe von 70 m hinaufragte, bereits auf den ältesten bekannten Darstellungen der Stadt Köln aus der Mitte des 15. Jahrhunderts zu sehen.

Eine der größten Baumaschinen des Mittelalters

Die Basis des Kranes bildete ein quadratischer, diagonal zum Turmgrundriss versetzter Holzrahmen, der sich aus vier etwa 9,70 m langen Eichenholzbalken zusammensetzte. Darüber erhob sich das zweigeschossige Krangerüst, dass sich wie ein steiler Pyramidenstumpf nach oben verjüngte. Im unteren Raum dürften sich ursprünglich zwei Laufräder als Antrieb befunden haben. Ihr Aussehen ist nicht bekannt, da sie bereits im 19. Jahrhundert nicht mehr vorhanden waren. 

Mittelpunkt des Kranes war die zentrale Drehachse, der sogenannte Kaiserstil, ein sich nach unten verjüngender, senkrecht stehender Eichenholzbalken von über 15 m Länge. Sein unteres, schmales Ende steckte in einer Eisenmanschette, die in einem kuppelförmigen Dorn endete. Diese ist als einziges Element des Domkranes bis heute erhalten. Der Dorn war im Unterbau des Kranes in einer Gelenkpfanne verankert, so dass der Kaiserstil in der Lage war, sich 360° um seine eigene Achse zu drehen. Er überragte den Kranunterbau um etwa 5,40 m und war in seinen oberen Bereichen durch eine sich mitdrehende Haube vor Witterung geschützt. Hier setzte der aus drei Balken gebildete Ausleger an. Er war mehrfach erneuert worden und dürfte ursprünglich länger gewesen sein als der jüngste, 1842 errichtete Ausleger, der etwa 13,15 m lang war. Da der Ausleger starr am Kaiserstil befestigt war mussten die Werkstücke, nachdem sie nach oben gezogen worden waren, über zusätzliche Zugseile an die Baustelle herangezogen werden. Der Kran war somit gut in der Lage alle Bereiche des Turmes mit Werkstücken zu beliefern.

Sinnbild für die Hoffnung auf Fertigstellung des Doms

Nach der gänzlichen Einstellung der Bautätigkeit um 1520 blieb der Kran erhalten und wurde in den folgenden Jahrhunderten wiederholt in Stand gesetzt. Den gewaltigen Bautorso überragend, wurde er zudem allmählich Sinnbild für die Hoffnung, dass eines Tages der Bau des Domes wiederaufgenommen werde. Eindringlich bringen dies die unten zitierten Verse des Dichters Max von Schenkendorf zum Ausdruck. In ähnlichem Sinne bemüht auch der amerikanische Schriftsteller Herman Melville in seinem weltberühmten Roman Moby Dick den Kölner Domkran als Symbol dafür, dass kleine Werke von ihrem ersten Architekten vollendet werden können, die großen, wahrhaftigen es aber stets der Nachwelt überließen, den Schlussstein zu setzen.

Kölner liebten "ihren" Baukran

Wie sehr die Kölner ihrem Domkran verbunden waren, zeigte sich im Jahr 1816, als auf Veranlassung der preußischen Regierung der morsche Kran-Ausleger, auch Schnabel genannt, wegen Baufälligkeit abgebrochen wurde. Dank des vehementen Protestes der Kölner Bevölkerung und eines testamentarischen Legates des ehemaligen Bürgermeisters der Stadt Reiner Josef Klespe wurde 1819 ein neuer Schnabel am Kran angebracht.

 

Zur Grundsteinlegung für die Domvollendung am 4. September 1842 nutzte man den Domkran symbolisch ein letztes Mal, um den ersten Stein zum Fertigbau des Domes auf den Südturm zu ziehen. Hierfür musste der Ausleger ein weiteres Mal erneuert werden. Geschmückt war er mit Fahnen und an seiner Spitze prangte ein gewaltiger, hölzerner Adler als Hoheitszeichen des preußischen Königs. Sechs Jahre später, im Revolutionsjahr 1848 wurde auf dem Kran die schwarz-rot-goldene Fahne gehisst.

Abbruch des Baukrans nicht ohne Schwierigkeiten

Ausführlich beschreibt Dombaumeister Richard Voigtel in seinem Baubericht vom 26. Mai 1868 im Kölner Domblatt die großen Schwierigkeiten beim Abbruch des Kranes. Nachdem das mit Schiefer gedeckte Dach des Kranhauses abgedeckt worden war zeigte sich, dass sowohl die mittelalterliche Konstruktion als auch die im frühen 19. Jahrhundert erneuerten Bereiche des Kranes wegen des schadhaften Daches stark vermorscht waren. Um Unfälle zu vermeiden, entschied man sich daher, die gesamte Konstruktion vor ihrem Abbau zunächst abzustützen. Am 13. März erfolgte der aufwändige Abbau des Auslegers und anschließend der des zentralen Kaiserstils. Bis Ende März war der Abbruch des Kranes abgeschlossen. 

Was wurde aus dem Holz des Baukrans?

Teile des Kranholzes wurden zur Herstellung von Möbelstücken, Kreuzen, Kranmodellen und anderen Erinnerungsstücken an das ehemalige Kölner Wahrzeichen weiterverarbeitet. Hierfür wurden offenbar aber vor allem Hölzer verwendet, die im 19. Jahrhundert erneuert worden waren, da die Originalbalken zu morsch gewesen sein dürften. Einige Objekte, wie zum Beispiel ein Lehnstuhl, haben sich bis heute erhalten.

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