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Ein Interview mit Kardinal Woelki:Aktion Neue Nachbarn: „Flüchtlingshilfe ist gelebte Nächstenliebe“

Ein Foto von einem Holzboot vor dem Kölner Dom, das als Altar für einen Gottesdienst genutzt wird.
Einsatz und Engagement für Geflüchtete sind für Kardinal Rainer Maria Woelki ein Herzensanliegen. Vor rund zehn Jahren gründete er deshalb die „Aktion Neue Nachbarn“ (ANN), die sich für eine gelebte Willkommenskultur und konkrete Unterstützung von Geflüchteten einsetzt. Für die AdventsZeit erklärt der Erzbischof, warum die Arbeit von ANN heute wichtiger ist denn je.

Herr Kardinal, warum ist das Thema Flüchtlingshilfe für Sie so wichtig?

Flucht und Migration sind große Herausforderungen unserer Zeit – für Politik und Gesellschaft, aber vor allem für unsere Menschlichkeit. Als Kirche dürfen wir uns da nicht heraushalten. Denn Nächstenliebe bedeutet nicht nur, dem zu helfen, der uns nahesteht, sondern gerade auch dem, der fremd ist. „Ich war ein Fremder und ihr habt mich aufgenommen“, sagt Jesus im Matthäusevangelium. Dieses Wort gilt uns allen. Wir alle kennen das Gefühl, fremd zu sein – in einem neuen Land oder einer neuen Lebenslage. Dieses Fremdsein verbindet uns. Und es macht uns sensibel für die Not anderer. Gerade in der Adventszeit, in der wir uns auf die Ankunft Christi vorbereiten, ist das ein zentrales Thema: Christus selbst begegnet uns im Geflüchteten.

Was bedeutet Willkommenskultur für das Erzbistum Köln konkret?

Willkommenskultur ist für uns nicht nur ein Schlagwort. Sie ist gelebte Nächstenliebe. Mit der „Aktion Neue Nachbarn“, der Flüchtlingshilfe im Erzbistum Köln, engagieren wir uns seit über zehn Jahren für Geflüchtete – unsere neuen Nachbarn eben. 20 Integrationsbeauftragte, mehr als 20.000 Ehrenamtliche und zahlreiche Hauptamtliche haben geholfen, Geflüchtete zu begleiten, Perspektiven zu eröffnen und Inte-

gration zu ermöglichen. Dazu gehören Sprachkurse, Jobpatenschaften, Wohnprojekte und vor allem: offene Türen. Mit über 63 Millionen Euro haben wir in den letzten Jahren Projekte unterstützt – in Deutschland wie auch in den Herkunftsländern, um Fluchtursachen zu bekämpfen und Frieden zu fördern.

Wie sieht die Zukunft der Flüchtlingshilfe im Erzbistum Köln aus?

Auch wenn die Zahl der Asylanträge zurückgeht, bleibt unser christlicher Auftrag bestehen: Schutzsuchenden mit Menschlichkeit zu begegnen. Die Flüchtlingshilfe im Erzbistum Köln wird daher nicht weniger wichtig – im Gegenteil. Wir werden weiterhin Räume schaffen, in denen Integration gelingen kann: durch Bildung, Begleitung und Beteiligung. Besonders am Herzen liegt uns der Familiennachzug, denn niemand sollte dauerhaft von seinen Liebsten getrennt sein. Zugleich setzen wir uns für faire Asylverfahren und gegen Abschiebungen in unsichere Herkunftsländer ein. Die Würde jedes einzelnen Menschen bleibt der Maßstab unseres Handelns – heute und in Zukunft. In einer Zeit, in der viele die Türen schließen, wollen wir sie offenhalten.

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