Ein Interview mit Fernsehkoch Nelson Müller:„Demütig, tolerant und offen sein“

Herr Müller, Sie bekennen sich zu Ihrem Glauben an Gott. Was bedeutet Ihnen das?
Meinen Glauben habe ich von Geburt an. Durch meine Familie in Ghana wurde er mir bereits vermittelt und dann auch durch meine spätere Familie in Deutschland. Glauben ist etwas, was man nicht immer verstehen, aber vor allem fühlen kann. In meinem Leben gab es zahlreiche Situationen, die ein Zeichen dafür waren, dass Gott da ist. Für mich ist er allgegenwärtig. Ich spüre ihn, erlebe ihn einfach im Alltag, in kleinen Situationen. Ich denke, wenn man aufmerksam durchs Leben geht, nimmt man ihn immer wieder wahr.
Was sind für Sie die Grundwerte des christlichen Glaubens?
Das Prinzip der Nächstenliebe ist für mich grundlegend für unseren christlichen Glauben. „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“ – das ist ein guter Leitgedanke. Wenn jeder danach leben würde, wäre unsere Welt friedlicher. Es gelingt nicht immer, aber wenn man versucht, danach zu leben, bekommt man viel Liebe zurück. Dieses Aussenden und Zurückbekommen, das Geben und Nehmen und auch das Geben mit Freude ist ein großer Teil davon, wie ich Nächstenliebe verstehe. Ein Prinzip, das Sinn macht, das einen mit einem guten Gefühl erfüllt und dazu antreibt, auf dem richtigen Weg zu bleiben. Demütig, tolerant und offen zu sein, sind ebenfalls Grundwerte, die mir wichtig sind, denn ich habe in meinem Leben viel Gutes erfahren dürfen, für das ich sehr dankbar bin.

Sie gehen gerne in Kirchen. Warum?
Ich mag die Atmosphäre in Kirchen. Ich kann dort zur Ruhe kommen und bei mir und bei Gott sein. Man kann solche Momente aber auch an anderen Orten finden und Gottes Nähe spüren, nicht nur in Kirchen, sondern auch im Wald, unter einem Baum oder auch hier rund um die Diepeschrather Mühle. Für mich ist die Natur ein großartiges Zeugnis. Das Spiel des Lichts, die Kraft der Bäume, die Natur selbst. Das ist alles unglaublich. Aber nicht nur das, was man sehen und riechen kann, fasziniert mich, sondern die Kraft, die Energie der Schöpfung Gottes. Deshalb lädt ein Wald wie hier auch zur Meditation ein. Ich sage gerne: Wir gehen in den Wald, um unsere Seele zu finden – oder in die Küche.
Sie sind in Ghana geboren, dann in Stuttgart bei Ihren Pflegeeltern aufgewachsen und leben jetzt in Bergisch Gladbach. Wie kommen Sie mit den Rheinländern zurecht?
„Gottes schönste Gabe ist und bleibt der Schwabe.“ (Lacht.)Die Rheinländer sind natürlich ganz anders als die Schwaben. Beiden gemeinsam ist aber, dass sie sehr mit ihrer Heimat und Tradition verbunden sind, in ihren Grundbedürfnissen, in ihrer Suche nach Identität. Das schwäbische Land und die Region Süddeutschland sind eine stark kulturell geprägte Region mit einem hohen Identitätsgrad und mit einer sehr ausgeprägten Esskultur, die sich bis weit über die Alpen erstreckt. Aber auch die Rheinländer sind Genussmenschen, und hier wird bekanntlich eine sehr ausgeprägte Biertradition gepflegt, und das ist auch gut so. Davon profitiere ich natürlich als Gastronom.
Was bedeutet Ihnen nach all den Jahren das Kochen?
Kochen ist für mich etwas tief Verwurzeltes, und ich denke, das ist auch die Faszination von Kochsendungen, die sich viele Menschen ansehen. Kochen ist einfach so greifbar, die Natur ist greifbar, die Tradition auch. Es gibt immer noch eine starke Verbindung zwischen den Menschen und ihrer Region mit ihren jeweiligen Produkten. Oft sind es ganz einfache Nahrungsmittel, die direkt aus der Erde kommen, wie Kartoffeln zum Beispiel, und Rezepte und Gerichte, die über Jahrhunderte entstanden sind und weitergegeben wurden. Für mich ist Kochen nach wie vor sehr emotional, vor allem, wenn die Gerichte mit Erinnerungen, vielleicht sogar aus der Kindheit, verbunden sind. Nach wie vor begeistert mich das „am Herd sein“ und ich hoffe, meine Gäste merken das, wenn sie in meine Restaurants kommen.
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