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Weihnachten im Heiligen Land:„Ich trage deinen Namen nach Bethlehem“

Ein Foto von Abt Nikodemus, der vor einer großen Öffnung in einer Wand kniet, in der die Namensrolle liegt.
Weihnachten im Heiligen Land sein – machen Sie mit bei der Aktion der deutschen Benediktiner in Jerusalem.

Wenn Sie Freunden, Angehörigen oder Bekannten in diesem Jahr ein außergewöhnliches Geschenk zu Weihnachten machen wollen, dann schicken Sie sie in der Heiligen Nacht nach Bethlehem – und das ohne Kofferpacken. Es ist eine Reise nur für die Namen. Im vergangenen Jahr waren es mehr als 105.000 aus der ganzen Welt. Sie alle standen auf der Schriftrolle, die die Benediktiner der Jerusalemer Dormitio-Abtei in der Weihnachtsnacht zu Fuß nach Bethlehem getragen und in der Geburtskirche niederlegt haben. „Ich trage deinen Namen nach Bethlehem“ lautet der Titel dieser außergewöhnlichen Initiative, die die Mönche seit vielen Jahren mit wachsendem Erfolg praktizieren.

Ein Foto von einer Gruppe Menschen, die im Dunkeln die Namensrolle durch eine Gasse tragen.

Fußmarsch zur Geburtsgrotte

„Fürchte dich nicht, denn ich habe dich bei deinem Namen gerufen“ heißt es in der Bibel bei Jesaja. Dies ist der theologische Hintergrund für die zutiefst emotionale Namensaktion. Das ganze Jahr über wenden sich Menschen per Post oder über das Internet an die deutschen Benediktiner in Jerusalem und bitten darum, ihren Namen oder den anderer lieber Menschen in eine viele Meter lange Schriftrolle einzutragen. Nicht wenige verbinden diese Bitte mit einer Spende, die sozialen Projekten der Abtei in Bethlehem zugutekommt. „Mit der Namensaktion nehmen wir ganz viele Menschen und ihre Anliegen in die Geburtsgrotte mit. Im Symbol der Namens-rolle bringen wir sie alle zum neugeborenen Kind. Im Gebet wissen wir uns dann alle vor Gott und vertrauen auf den tröstlichen Segen der Heiligen Nacht“, sagt Pater Matthias, der in diesem Jahr zum 25. Mal zu der immer größer werdenden Gruppe gehört, die sich in der Weihnachtsnacht von Jerusalem aus auf den knapp zehn Kilometer langen Fußmarsch machen wird.

Ein Foto zeigt sieben Personen um einen Tisch. Sie bestücken Briefumschläge mit Flyern.

35.000 Flyer verschickt

Zum Gelingen der Namensaktion trägt wesentlich auch eine Gruppe engagierter Frauen und Männer aus der Dormagener Pfarrei St. Michael bei. Durch den damaligen Pfarrer Peter Stelten, der schon lange freundschaftliche Beziehungen zur Dormitio-Abtei pflegt, kam die Initiative zur Unterstützung der Namens-Aktion ins Rheinland. Seitdem werden von Dormagen aus alljährlich im Herbst Flyer und Plakate, die auf die Aktion aufmerksam machen, verschickt. Nach dem Wechsel von Stelten in eine andere Gemeinde hält Diakon Ronald Brings die Fäden in der Hand. 35.000 Flyer und 2000 Poster hat ein Kreis von Ehrenamtlichen im vergangenen Jahr – mit den Jahren inzwischen logistisch perfekt organisiert – an einem halben Samstag auf den Weg in die halbe Welt gebracht.

Ein Herzensanliegen

Dr. Michael Preuss ist einer der Ehrenamtlichen, die es sich nicht nehmen lassen, ihre Freizeit für die gute Sache zu opfern. „,Ich trage deinen Namen nach Bethlehem‘ ist mir seit Jahren ein Herzensanliegen“, sagt der 52-jährige Kommunikationschef der Bayer AG. Jahr für Jahr verschenke er die Namenseintragungen zu Weihnachten. „Auch Menschen, die vielleicht nicht so gläubig sind, reagieren bewegt, wenn ihnen bewusst wird, dass ihr Name in der Weihnachtsnacht auf der Stelle liegt, wo Christus geboren wurde“, sagt Preuss.

Die Spenden dafür sind freiwillig und vor Ort herzlich willkommen. Und jetzt sind Sie dran: Schicken Sie einen Namen nach Bethlehem! 

Sie möchten Ihren Namen eintragen lassen?

Wer Namen in die Rolle eintragen lassen möchte, kann dies auf der Internetseite www.dormitio.net tun oder eine E-Mail an weihnachtsaktion@dormitio.net schicken.

Wer die Eintragung mit einer Spende verbinden möchte: Stichwort „Weihnachtsaktion“, Abtei Dormitio Jerusalem e. V., Liga Bank EG, IBAN DE 98 7509 0300 0002 1802 78

Gott ist biografisch geworden

Dieter Schnabel, so hieß mein Vater, der vor genau einem Jahr, kurz vor Beginn des Advents, heimgegangen ist. Er durfte in hohem Alter eines natürlichen Todes sterben, lebenssatt. Und doch staune ich, wie tief mich dieser Abschied immer noch berührt.

Um mich herum aber erlebe ich Leid, das mein kleines persönliches Schicksal verblassen lässt. Viele meiner israelischen wie palästinensischen Freunde leben im täglichen Bangen: Hat das Töten wirklich ein Ende? Wird der Waffenstillstand halten? Werden die sterblichen Überreste der getöteten Verschleppten heimkehren? Werden die Leichen der getöteten Flüchtenden unter den Trümmern geborgen werden? Gibt es überhaupt Hoffnung auf echte Versöhnung, Gerechtigkeit und Frieden? Auf Zukunft?

In meiner Wahlheimat, dem Heiligen Land, bin ich förmlich umflutet von einem Ozean von Leid. Auch in dieser Stunde sterben in meiner unmittelbaren Nachbarschaft Menschen durch andere Menschen. Während ich viel Beileid und Trost erfahren durfte, suchen viele Schiffsbrüchige in diesem geschilderten Leidensozean vergebens nach einer Planke des Trostes und der Hoffnung, an der sie sich festhalten können. Die Ursache ihres ungeheuren Schmerzes wird der Welt in leicht bekömmlicher Form von Zahlen, Statistiken und Diagrammen präsentiert. Aus Menschen mit einem Namen und einer Biografie wird anonymes statistisches Material.

An Weihnachten feiere ich und bekenne gemeinsam mit Milliarden von Glaubensgeschwistern, dass Gott Mensch wurde, und zwar in Bethlehem, als Sohn der Maria, mit dem Namen Jesus. Ich glaube, dass Gott Mensch mit einer unverwechselbaren Biografie wurde. Gott ist ein Experte des menschlichen Lebens geworden, und zwar aus eigenem menschlichen Erleben. Nichts tröstet mich gerade mehr! Offenbar bin ich so kurz vor Weihnachten nicht allein mit meiner Stimmung der Nachdenklichkeit und des intensiven Wahrnehmens meiner Gefühle und Gedanken. Weihnachten ruft Erlebnisse und Erinnerungen wach und steigert die Wahrnehmung und die Sensibilität – offensichtlich nicht nur bei mir.

Darum gehen wir Benediktiner der Dormitio-Abtei seit vielen Jahren nach der Mitternachtsvigil zu Fuß die zehn Kilometer nach Bethlehem. Gegen vier Uhr morgens singen wir dort, in der Geburtsgrotte, das Morgenlob. Mit uns tragen wir eine große Rolle voller Namen, die wir am Geburtsstern niederlegen. Wir vertrauen dem Kind in der Krippe diese Biografien an, jenem Gott, der selbst eine menschliche Biografie begonnen hat. Neben den vielen Namen aus der ganzen Welt und besonders auch dem Heiligen Land wird auch dieser Name auf der Rolle stehen: Dieter Schnabel.

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