Katholische Influencer:Kirche kann so viel Spaß machen

Sie sind witzig, frech und voller Lebensfreude – die Podcasts von Pfarrer David Grüntjens und Gemeindereferentin Michelle Engel. Sie sind „Frengels & Chef“ und haben bereits rund 90.000 Fans. Eine Erfolgsgeschichte: jeweils 60 Minuten über Fronleichnam, Karneval, Ostern oder den neuen Papst. Man hört zwei Menschen, die sich siezen, im Alltag zwischendurch aber mal ins „Du“ und in den Krefelder Dialekt rutschen, die sich foppen, gegenseitig aufziehen und mit viel Spaß und Freude aus ihrem kirchlichen Leben rund um die Innenstadtkirche St. Dionysius in Krefeld (Bistum Aachen) erzählen. Echt, natürlich, gut vorbereitet, aber immer sehr spontan.
Genauso produzieren Pfarrer Grüntjens und Gemeindereferentin Engel nicht nur ihre Podcasts, sondern seit sechs Jahren auch ihre Videos auf Instagram – mit mehr als 80.000 Followern. Begonnen haben sie im Dezember 2019 mit 100. „Was? Kirche kann so cool, modern, lebensnah sein und so viel Spaß machen?“ Diese Reaktion ist die häufigste von Erstguckern oder Ersthörern.
Aber es geht „Frengels & Chef“ um weit mehr als nur launige Unterhaltung. „Das ist ja eine neue Form von Seelsorge, die wahrscheinlich überhaupt nicht als solche wahrgenommen wird“, sagt Grüntjens. „Wir öffnen dadurch aber Türen in Kreise von Gesellschaft hinein, die mit Kirche normalerweise überhaupt nichts zu tun haben.“ Auch weil es reichlich Reaktionen auf die Instagram-Posts gibt, sind Grüntjens und Engel immer wieder seelsorgerisch gefordert. Bis zu 300 Nachrichten täglich erreichen in erster Linie Michelle Engel, die den Instagram-Auftritt der beiden federführend betreut. „Einige davon sind sehr bewegend“, erzählt sie. „Wenn ich auf dem Friedhof oder im Hospiz war und meine Eindrücke davon gepostet habe, kommen bei einigen Followern natürlich auch persönliche Geschichten hoch, die sie mir dann schreiben und die ich immer versuche zu beantworten.“

Herzblut und Kindheitstraum
Viel Arbeit, denn nach wie vor ist Engel nicht in erster Linie Instagram- oder Podcastproduzentin, sondern Gemeindereferentin – und das mit großer Leidenschaft und viel Herzblut. Engel kam im Dezember 2018 in die Kirchengemeinde Papst Johannes XXIII., zu der die Kirche St. Josef, die Liebfrauenkirche St. Mariä Himmelfahrt und die Stadtpfarrkirche St. Dionysius gehören. Es ist die erste Stelle als Gemeindereferentin für die 32-Jährige aus Myhl im Kreis Heinsberg. Ihr Chef,
David Grüntjens (40 Jahre alt), kam nach Stationen in Hüls und Mönchengladbach-Rheydt am 1. September 2019 in die „Diokirche“, wie sie von den meisten Krefeldern genannt wird. Für Grüntjens war bereits nach der Erstkommunion klar: „Ich will Priester werden. In der Grundschule habe ich schon auf die Frage der Lehrerin, wo sich jeder von uns beruflich in 15 Jahren sieht, geschrieben: ,In 15 Jahren bin ich Pastor.‘“ Bereits vorher hatte er zu Hause Priester gespielt, Spannbetttücher als Messgewänder umfunktioniert und in die Mitte ein Loch für seinen Kopf geschnitten, damit er es anziehen konnte. „Ich habe die alle bei mir im Zimmer versteckt, aber irgendwann hat meine Mutter die natürlich doch gefunden. Das gab dann richtig Ärger“, erzählt er lachend.
Mehr Wertschätzung
Grüntjens und Engel waren sich schnell einig darin, dass Einstellungen wie „Das war schon immer so“ oder „Das haben wir noch nie so gemacht“ ihren Ideen von einer anderen Art von Kirche widersprechen. „Die Corona-Pandemie hat uns die Zeit gegeben zu überlegen, was wir beibehalten und was wir ändern wollen. Das haben die Menschen verstanden und sind jetzt in der Mehrzahl begeistert“, sagt Grüntjens.
Den Willkommensdienst vor Gottesdiensten zum Beispiel, der während Corona in vielen Kirchen üblich war, gibt es immer noch in St. Dionysius, und er ist beiden sehr wichtig. „Alle Ehrenamtlichen machen das sehr gerne“, erzählt Engel, die eine neue Wertschätzungskultur bei den ehrenamtlich Engagierten eingeführt und etabliert hat, „und auch ich bin sonntags immer dabei“.
Kirche für Menschen
Jeden Werktag um 10 Uhr, sonntags um 10, 11.30 und 18 Uhr – das sind die Gottesdienstzeiten allein in St. Dionysius. Grüntjens zelebriert bis auf die Abendmesse alle Gottesdienste selbst. Diese Verlässlichkeit kommt bei den Gläubigen an, genau wie die Predigten des Ur-Krefelders. Werktags kommen 40 bis 60 Besucher, sonntags um 11.30 Uhr sind es bis zu 300 Menschen. Dabei feiert Grüntjens, wie er sagt, „klassische, liturgische Messen. Wer zu uns kommt, darf einen feierlichen Gottesdienst erwarten, der Gott in die Mitte stellt, aber die Menschen nicht außen vor lässt. Kirche darf nie nur um sich selbst kreisen, sondern muss für die Menschen da sein. Wenn jemand aus Versehen mal hier landet und danach rausgeht und denkt, das war ja gar nicht so schlimm – dann ist schon viel gewonnen.“ „Chef“, drängelt Michelle Engel, „lass uns noch mal eben ein Video machen, bevor wir gleich zur Lesung unseres Buches fahren.“ Dann eine kurze Absprache, zehn Sekunden Konzentration – und Aufnahme!
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