Impuls:Maria, eine mutige Frau
Wie sollte sie ihrem Verlobten Josef begreiflich machen, dass ihr ungeborenes Kind göttlicher Abstammung ist? Würde ihr zukünftiger Ehemann glauben, dass es der Erzengel Gabriel persönlich war, der ihr gesagt hatte: „Du wirst schwanger werden und einen Sohn wirst du gebären; dem sollst du den Namen Jesus geben“ (Lukas 1,31)?
Da sie das Dilemma nicht unmittelbar lösen konnte, tat sie etwas, was auch mancher moderne Life-Coach empfehlen würde: Sie suchte Abstand und machte sich auf den Weg zu einer Vertrauten. Ihre Cousine Elisabeth war in höherem Alter ebenfalls überraschend schwanger geworden und bereits im sechsten Monat. Da die Ehefrau des Priesters Zacharias wie Maria tiefgläubig war, konnte die junge Frau auf Verständnis und guten Rat hoffen.
Außerdem hatte sie auf dem mehrtägigen Weg durch das judäische Bergland Zeit, ihre Gedanken zu ordnen. Was sich heute mit Blick auf die beliebten Pilgerfahrten so leicht liest, war damals nicht nur eine beachtliche körperliche Leistung, sondern eine Mutprobe, die fast an Tollkühnheit grenzte. Eine allein reisende Frau, dazu jung, verstieß gegen alle gesellschaftlichen und religiösen Konventionen.
Maria lebte in politisch aufgeheizten Zeiten, nachdem König Herodes gestorben war und sich die Umwandlung Judäas in eine römische Provinz anbahnte. Räuberbanden trieben ihr Unwesen und lauerten auf leichte Beute. Marias Mut, der ihrem Gottvertrauen entsprang, überwand jede Angst. Dass man Ängsten den Stachel ziehen kann, hatte sie bereits bei der Begegnung mit dem Erzengel Gabriel erfahren: Zuerst war sie zu Tode erschrocken, als er plötzlich erschien und sie ansprach. Nach seiner Verkündigung schlug sie aber nicht demütig die Augen nieder und ergab sich ihrem Schicksal, sondern nahm all ihren Mut zusammen und stellte die berechtigte Frage: „Wie soll das geschehen, da ich keinen Mann erkenne?“ Gabriel war von ihrem Einwand nicht überrascht und erklärte: „Der Heilige Geist wird über dich kommen und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten. Deshalb wird auch das Kind heilig und Sohn Gottes genannt werden.“ Seine geduldige Erklärung ist auch ein Zeichen dafür, dass Gott nicht den kleinmütigen Ja-Sager, sondern den aufrechten, in Freiheit entscheidenden Menschen will. Diesem Profil entsprach Maria.
Beharrlichkeit, Klugheit und Mut bewies die Mutter Jesu auch in späteren Jahren. Als sie Jesus auf der Hochzeit zu Kana darauf hinwies, der Wein sei ausgegangen, kanzelte er sie ab: „Was willst du von mir, Frau? Meine Stunde ist noch nicht gekommen.“ Psychologisch klug zog Maria vor zu schweigen und wies stattdessen die Diener an, das zu tun, was Jesus ihnen sage. Und aus Wasser wurde Wein. Maria kannte ihren Sohn und vertraute ihm.
Ihre Liebe und ihr Mut ließen sie später auch unter seinem Kreuz ausharren. Nach seinem Tod stärkte sie mit ihrem Mut die verunsicherten Jünger und Jüngerinnen. (Apostelgeschichte 1,14). Und das kann sie noch heute.
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