Heute Morgen dann ein weiterer Hilferuf. Ein NGO-Schiff von Juventa war schon dort und wir kamen dazu, weil ein Gummiboot unterging und Menschen zu ertrinken drohten. Leider hat diese Reise für viele hier ein dramatisches Ende gefunden. Sieben Leichensäcke haben wir jetzt an Bord: Frauen und Männer und vor allem ein kleiner Junge, der vielleicht sechs oder sieben Jahre alt geworden ist. Jedesmal wenn wir einen Leichensack zugemacht haben, hielten wir inne und ich konnte in Ruhe für diesen Menschen beten. Bei dem kleinen Jungen kamen wir aber doch alle an unsere Grenzen. Niemand hat verdient, so zu sterben. Es sind heute aber viel mehr Menschen als diese sieben gestorben, aber deren Leichen konnten wir nicht bergen. Zwei Menschen haben unsere Rettungsteams noch versucht, herauszuziehen, aber leider haben sie es nicht mehr schaffen können und sahen wie diese starben. Die Betreuung der HelferInnen stand somit heute auch irgendwie im Fokus.
Wir versuchen gerade weitere 500 Menschen auf ein Handelsschiff zu bringen, aber die hohen Wellen zehren an unseren Kräften und Nerven...
Ich habe bei meinen Weihen versprochen, den Armen und Kranken beizustehen und den Heimatlosen und Notleidenden zu helfen. An diesem Ostersonntag merke ich ziemlich intensiv, was das letztendlich bedeuten kann und wie sehr dies schmerzen kann. Wenn man in das Gesicht des kleinen ertrunkenen Jungen schaut und in dessen Angesicht den Gekreuzigten entdeckt, dann wartet man noch sehnsüchtiger auf Ostern!
Ich durfte einen jungen Mann aus dem Wasser ziehen. Hier leiste ich erste Hilfe und Betreuung bis Ärzte von einem Notfall zurückkehren. Ja, jetzt ist Ostern. Christus ist wahrhaft für uns alle auferstanden. Halleluja!
