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Auf den Spuren eines rheinischen Bildhauers in St. Josef in Bonn-Beuel

Bonn-Beuel, St. Josef_Tympanon
Datum:
1. Juli 2021
Objekt des Monats – Juli 2021

„Nikolaus Steinbach fecit“ - Spuren eines rheinischen Bildhauers in St. Josef in Bonn-Beuel

Der Holz- und Steinbildhauer Nikolaus Steinbach wurde am 27.03.1854 in Bad Honnef geboren und verstarb 1936 in Köln. Er schuf zahlreiche Bildwerke für den kirchlichen Raum, die hauptsächlich im Rheinland anzutreffen sind, obgleich seine „Tätigkeit auf einen kleinen Kreis kirchlicher Auftraggeber beschränkt gewesen zu sein scheint.“ 

Er arbeitete im Stil der Neugotik, zu dessen letzten rheinischen Vertretern er zählt. Dieser historisierende Stil griff ungefähr seit 1842 auf die vergangene Epoche der Gotik zurück, die im Sakralbau kopiert und neu interpretiert wurde. Im Rheinland wurde die Neugotik durch die Domvollendung in Köln zwischen 1842 und 1880 und der neu gegründeten Dombauhütte initiiert und durch Bildhauer und Architekten wie Christian Mohr, Christoph Stephan, Vincenz Statz, Heinrich Wiethase oder Nikolaus Elscheidt geprägt.

Seine Lehre absolvierte Nikolaus Steinbach bei dem Aachener Bildhauer Götting, woraufhin er um 1890 Mitarbeiter von Peter Fuchs an der Kölner Dombauhütte wurde und es bis zu dessen Tod 1898 blieb. Von 1893 bis 1929 führte er eine eigene Werkstatt in der Propsteigasse 44 und nahm ab 1898 auch regelmäßig an Ausstellungen des Kölner Diözesanmuseums teil.

Als Bildhauer war Steinbach ebenfalls an der plastischen Modellierung von Kirchenausstattung beteiligt, wie es eine Kreuzigungsgruppe für einen Osterleuchter von 1893 in der neugotischen Marienkirche in Bonn beweist, für die er außerdem „einen größeren Werkkomplex schuf“. In Köln trifft man seine Werke unter anderem in St. Agnes und St. Andreas sowie am Ratsturm und auf dem Melatenfriedhof.

Meist signierte und datierte der Rheinländer seine Werke. Ein ganzes Konvolut seiner Arbeiten aus den Jahren 1901–1909 kann auf diese Weise in der Kirche St. Josef in Rheinufernähe in Bonn-Beuel (1880–1904) identifiziert werden. Kurz vor Beendigung der Bauarbeiten und der Kirchweihe 1904 realisierte Steinbach hier drei steinerne Tympana an den Eingangsportalen der Westfassade. Das Hauptportal zeigt ein Relief mit der Verklärung Christi auf dem Berge Tabor während die Seitenportale jeweils eine Darstellung der Heiligen Familie aufweisen. Ob auch die Figur des Patronatsheiligen in der Fassadennische aus der Hand des Bildhauers stammt, kann bisher nur vermutet werden.

Betritt man die Kirche, so entdeckt man im Eingangsbereich außerdem eine Pietà von 1904, die bis 1975 vor dem letzten linken Pfeiler des Hauptschiffs aufgestellt war und ein Pendant zum ebenfalls von Steinbach gefertigten Ecce Homo aus dem Jahr 1909 bildet, der sich heute im nördlichen Seitenschiff befindet. Für beide Figuren sind offensichtlich neugotische und noch vorhandene Sockel vorgesehen, dessen Inschriften auf die Figuren verweisen. Im rechten Seitenchor befindet sich zudem eine Jesusfigur von 1905, die ursprünglich die Ikonografie eines sog. Herz Jesu, als Figur eines ehemaligen Herz-Jesu-Altares, wiedergab, heute jedoch durch das fehlende flammende Herz auf der Brust nicht mehr als solcher zu erkennen ist und dem Konvolut durch die Neufassung nicht direkt zugehörig erscheint.

Ein unscheinbares Holzrelief am Außenbau der Kirche in Form eines kleinen Kriegerdenkmals, das einen Engel zeigt, der einen sterbenden Soldaten auffängt, wird flankiert von zwei Inschriftentafeln mit Bibelversen. Das Relief entstand vermutlich um 1918 und ist mit den Initialen „N.St.“ versehen, weshalb es dem Bildhauer ebenfalls zugeordnet werden kann und somit die Liste der Bildwerke des Nikolaus Steinbach erweitert.


Stefanie Schirrmeister

Literatur

Johannes Ralf Beines: Verzeichnis der in Köln plastisch tätigen Künstler und Kunsthandwerker, [unveröffentl.] 2000.

Johannes Bücher: Die Beueler St.-Josephs-Pfarre. Ein Rückblick auf mehr als hundert Jahre, hg. von der Kath. Kirchengemeinde St. Joseph, Bonn-Beuel 1976.

Sybille Fraquelli: Die romanischen Kirchen im Historismus, Bd. 2, in: Colonia Romanica XXVI, 2011, hier: S. 372–373.

Joseph Prill: Ein neuer Leuchter für die Osterkerze, in: Zeitschrift für christliche Kunst VIII, 1895, S. 283–288.

Eduard Trier/Willy Weyres: Kunst des 19. Jahrhunderts im Rheinland, Bd. 4: Plastik, Köln 1980.