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Die Monstranz aus St. Pius X. in Düsseldorf (Eller-West)

Monstranz, Gesamtansicht
Datum:
23. Apr. 2021
Objekt des Monats – April 2021

Silber getrieben, gehämmert und vergoldet, Bergkristallcabochons, Perlen
1960er Jahre
Höhe: 46,5 cm
Paul van Ooyen, Kevelaer
Unter dem Fuß Punzierung (PAUL V. OOYEN/KEVELAER) und Gravur (LANGHANKI)


Auf einem Kegelfuß sitzen aus der Form einer Parabel entwickelte schaufelartige Arme, die an ihren Enden spitz zulaufen und an Blätter sukkulenter Pflanzen oder an Dornen erinnern. Dazwischen befindet sich auf einem schlanken Kegel das wie das Zentrum einer Blüte oder Gloriole wirkende Schaugefäß, das von trapezförmigen, gebogenen Plättchen und zwölf ovalen, gefassten Bergkristallcabochons umrahmt wird. Diese sind auf spitzwinklige Klammern montiert und symbolisieren die Apostel. Die glatte, nach oben schmaler werdende und ringartig geschlossene Halterung der zugehörigen Lunula (Höhe: 8 cm) ist mit 14 Perlen von unterschiedlicher Größe besetzt. 

Die schlichte und gleichzeitig edel wirkende Monstranz, eine Stiftung von inzwischen verstorbenen Mitgliedern der Familie Langhanki aus der Gemeinde St. Pius X., ist eine Arbeit des Goldschmieds Paul van Ooyen (1919– 993). Sie dürfte zur Erstausstattung der 1959 bis 1961 erbauten Kirche gehören oder wurde kurz danach geschaffen. 

Nachdem Paul van Ooyen in der Werkstatt seines Vaters Johann van Ooyen gearbeitet hatte, machte er sich nach dessen Tod 1957 selbstständig. In viele seiner Werke fand die aktuelle Formensprache der Nachkriegszeit Eingang: Paul van Ooyen studierte 1946/47 berufsbegleitend vier Semester an der Werkkunstschule in Krefeld und arbeitete gelegentlich mit zeitgenössischen Bildhauern zusammen. Möglicherweise zitierte van Ooyen die 1947 entworfene „Lebensbaummonstranz“ des Aachener Goldschmieds Fritz Schwerdt (1901–1970), die in den folgenden Jahren mehrfach reproduziert wurde und eine weite Verbreitung fand. 

Die Monstranz in St. Pius X. befindet sich in einem sehr guten Zustand, wird vorbildlich aufbewahrt und von der Gemeinde gepflegt und geschätzt. Ein Grund dafür mag in ihrer gestalterischen Originalität, der zeitlosen Schönheit und der hohen Qualität der Verarbeitung liegen. 

Carsten Schmalstieg