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Ein Kelch von Hein Wimmer aus der Kirche Zum Göttlichen Erlöser in Köln-Rath

Der Kelch und das Kelchlöffelchen von Hein Wimmer
Datum:
1. Sept. 2025
Von:
Maren Sieverding
Objekt des Monats - September 2025

Hein Wimmer, Köln
1931
Bergkristall, Silber (900), vergoldet 
Höhe: 24,2 cm


Die Kirche Zum Göttlichen Erlöser in Köln-Rath beherbergt zahlreiche Objekte, die von dem Kölner Künstler Hein Wimmer (1902−1986) gefertigt wurden. Dazu zählen unter anderem der Altar, der Tabernakel, das Taufbecken, aber auch ein Kelch und das zugehörige Kelchlöffelchen, die sich durch ihre besondere Kunstfertigkeit auszeichnen.

Ins Auge fällt sofort des Fuß des Kelches. Er ist kegelförmig geformt und im Gegensatz zu der schlichten Cuppa und dem Nodus aus Bergkristall figürlich gestaltet. Zentral positioniert hängt Christus am Kreuz. Von seinem Nimbus ausgehend ziehen sich Strahlen in alle Himmelrichtungen. Christus hat die Augen geschlossen und blickt zu Boden. An der Darstellung des Körpers zeigt sich der expressionistische Stil der Zeit. Zu den Fußen Christi kniet der hl. Heinrich II. (973−1024). Der römisch-deutsche Kaiser überreicht Christus den von ihm gestifteten Bamberger Dom. Rechts steht der in der Bibel erwähnte Priester von Salem, Melchisedek, mit Brot und Wein. Neben Melchisedek befindet sich ein Schriftfeld. Zitiert wird hier ein Vers aus dem Brief an die Hebräer (Hebräer 10,5):

SCHLACHT+UND+BRANDT+OPFER+HAST+DU+NICHT+GEWOLLT
EINEN+LEIB+HAST+DU+MIR+BEREITET+

Besonders kunstvoll gestaltete Wimmer einzelne Buchstaben, indem er das Kreuz in die Form integrierte. Weiter entlang des Kelchfußes sind Personen aus dem Alten Testament zu sehen. Zunächst Abel, der ein Lamm opfert. Direkt darunter stürzt ein Engel aus den Wolken herab, um Abraham davon abzuhalten, seinen Sohn Isaak zu opfern. Der Engel weist stattdessen auf einen Widder, den Abraham anstelle Isaaks opfern soll. Wieder bei dem Gekreuzigten angekommen, bilden die Szenen ein geschlossenes Ensemble. Übergreifendes Thema ist die Opferung bzw. der Opfergabe. Zunächst wird dies deutlich durch Heinrich, der Gott zu Ehren den Bamberger Dom schenkt. Weiter geht es mit Melchisedek, der für sein Opfer Brot und Wein verwendet und nicht Fleisch. Der Verzicht auf Schlachtopfer wird nochmals mit dem Zitat betont. Daran anschließend wurden zwei bekannte Opferszenen der Bibel dargestellt: Das Opfer Abels und die Opferung Isaaks. Seinen Höhepunkt erreicht das Dargestellte mit dem Opfertod Jesu Christi am Kreuz.

Die Provenienz dieses besonderen Kelches ist unbekannt. Die Kirche Zum Göttlichen Erlöser wurde erst Mitte der 1950er Jahre erbaut. Es liegt daher nahe, dass der Kelch in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts käuflich erworben oder als Stiftung an die Kirchengemeinde überreicht wurde. Ursprünglich war der Kelch ein Geschenk des Ehepaares Heinrich und Agnes Theissing an deren Patenkind. Das verrät die Widmung, die auf der Unterseite des Kelches eingraviert wurde. Sie verrät aber nicht den Namen des Patenkindes. Möglicherweise handelt es sich hier um den späteren Berliner Weihbischofs Heinrich Theissing (1917−1988, gew. 1940). Für die These spricht die Darstellung des Hl. Heinrichs als Namenspatron. Das Patrozinium ist im Erzbistum Köln selten, im süddeutschen Raum aber weit verbreitet. Vielleicht erhielt Heinrich Theissing den Kelch von seinen Paten zu seiner Firmung, die er im Jahr 1931 gefeiert haben könnte. Ein Kelch ist ein eher ungewöhnliches Geschenk zur Firmung (üblicherweise erhalten Priester einen Kelch zur ihrer Primiz), es wäre aber eine mögliche Erklärung für die eingravierte Jahreszahl 1931.

Der Kelch und das Kelchlöffelchen gehören zu den Vorkriegswerken von Hein Wimmer. Dies ist zum einen an der Marke des Künstlers zu erkennen, bestätigt wird es aber auch durch die Jahreszahl „1931“, die auf der Unterseite des Kelchfußes eingraviert ist. Zum Zeitpunkt der Fertigung studierte Wimmer noch an den Kölner Werkschulen, bevor er ab 1933 anfing, selbstständig als Künstler zu arbeiten. Wimmer schuf zahlreiche Werke für die Kirchen im Erzbistum Köln. Bekannte Architekten der Nachkriegszeit, wie Rudolf Schwarz, Emil Steffann, Dominikus Böhm und Karl Band arbeiteten mit ihm zusammen und prägten maßgeblich den Wiederauf- und Neubau von Kirchen im Rheinland und Westfalen.

Literatur/Quellen

Auskunft zu Punze: Caroline Weber, Enkelin von Hein Wimmer

Krüger, Renate: Bischof Heinrich Theissing. Ein Lebensbild, Leipzig 1993

Webseite Hein Wimmer, https://www.heinwimmer.de/ (zuletzt aufgerufen am 31.07.2025)