Zum Inhalt springen

Wie friedlich entschlafen - Das Grabmal der heiligen Ursula von Köln

Köln, St. Ursula - Grabmal der hl. Ursula (Vorher/nachher)
Datum:
1. Nov. 2021
Objekt des Monats – November 2021

Alabaster, schwarzer Lahn-Marmor, 1659
Jeremias Geisselbrunn (zugeschr.)
Basilika St. Ursula, Köln


Das Grabmal der heiligen Ursula – Jungfrau, Märtyrerin, Stadtpatronin – befindet sich in der gleichnamigen Basilika in Köln, im Nordquerhaus der Kirche.

Der Legende nach bestand die junge und gläubige Königstochter aus Britannien vor ihrer Heirat auf eine Pilgerfahrt, in Begleitung einer beachtlichen Schar von 11.000 Jungfrauen. Doch nachdem sie sich gemeinsam in Rom durch den Papst hatten taufen lassen und ihre Rückkehr antraten, fielen sie in Köln den barbarischen Hunnen zum Opfer, die die Stadt belagerten und Ursula und ihre Schar ermordeten. Ihr Märtyrertod soll an der Stelle stattgefunden haben, an der spätestens im 6. Jahrhundert eine erste Kirche mit ihrem Namen überliefert ist. Hier ist ihre Geschichte allgegenwärtig.

Das barocke Grabdenkmal aus schwarzem Lahn-Marmor und Alabaster geht auf eine Stiftung des Kölner Ratsherren Johann von Crane und seiner Gemahlin Maria Verena Hegemileren aus dem Jahr 1659 zurück, die bereits 1643 die Einrichtung der Goldenen Kammer in der Kirche veranlasst hatten. Eine umlaufende Inschrift auf dem Grabmal macht diese Herkunft deutlich:

JOANNES CRANE SAC(RAE). CAES(AREAE). MAI(ESTA)tis. CO(N)SILIARI(US) IMP(ERIALIS). AVLICVS ET MARIA VERENA /

HEGEMILEREN CONIVGES HOC VIVO MARMORE INCLVDI FECERVNT A(NN)O 1659

Das prachtvolle Hochgrab mit einem kastigen Unterbau aus schwarzem Marmor trägt eine Alabasterplatte mit dem figürlichen Bildnis der Verstorbenen. Die Liegefigur zeigt die bereits entschlafene Heilige als junge Königstochter, die vornehm in einen Mantel mit Hermelinkragen gekleidet ist. Ihr Kopf ruht auf einem reich verzierten Kissen, auf ihrem offenen, langen Haar trägt sie eine Krone. Die Märtyrerpalme in ihrer linken Hand symbolisiert das erlittene Martyrium. Derweil verweist die Taube zu ihren Füßen auf die legendäre Auffindung ihrer Reliquien durch den hl. Erzbischof Kunibert im 7. Jahrhundert an eben dieser Stelle (INDICIO COLVMBAE / DETECTVM – „Gefunden durch das Zeichen der Taube“).

Die Tumba dient als Ummantelung für das frühere Grabmal, einen gotischen Sarkophag aus der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts. Dieser war bis 1898 von den Füllungen aus weißem Marmor an den Längsseiten des barocken Hochgrabes verdeckt. Seither ist auch der Blick auf den maßwerkgeschmückten Sarkophag aus Drachenfelser Trachyt freigegeben.

Entwurf und Modell des barocken Grabmals sollen auf den Kölner Bildhauer Jeremias Geisselbrunn (um 1595 Augsburg – 1660 Köln) zurückgehen, der einst auch den barocken Hochaltar der Kirche schuf. Der Inschrift auf der Alabasterplatte zufolge nahm man irrtümlicherweise die Urheberschaft eines Johannes T. W. Lentz an, dessen Signatur sich – neben anderen gefälschten Inschriften und Graffiti – auf dem Alabasterrelief befindet.

Pünktlich zu ihrem Festtag am 21. Oktober dieses Jahres wurde das Grabdenkmal der heiligen Ursula mittels moderner Lasertechnik restauriert und erstrahlt nun in neuem Glanz.

Stefanie Schirrmeister

Literatur

Paul Clemen (Hg.): Die kirchlichen Denkmäler der Stadt Köln: St. Ursula, Ursulinenkirche, St. Elisabeth, St. Maria Ablass, Kartause. Deutz und die übrigen Vororte (Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz 7,3), Düsseldorf 1934, S. 56-57.

Marion Opitz: St. Ursula. Kirche des Damenstifts, in: Colonia Romanica XX, 2005, S. 415-416.