Herbert Rosner

Ausstellung

Herbert Rosner

"TEATRUM MUNDI "

Retrospektive der Assemblagen und Bilder

14. Dezember 2009 - 25. Februar 2010 ganztägig geöffnet
Maternushaus, Kardinal-Frings-Str.1, 50667 Köln

TEATRUM MUNDI

Wer dem scheinbaren „Panoptikum" der Kunstwelt Herbert Rosners begeg­net, der beginnt zunächst zu rätseln, aber auch genauer hinzusehen, auf Details zu achten, beginnt zu fragen, zu schmunzeln und zu verstehen, da hier ein Schalk am Werke ist - ein sehr geistreicher freilich.
Trotz der vordergründig sehr interessanten Erscheinungsweise seiner Bilder und Objekte und obwohl man meint, Absicht und Inhalt zu erkennen, beginnt seine Kunst wirklich erst unter der Oberfläche, erst dort, wo beiläufiges Goutieren nicht mehr hinreicht. Und dennoch vernachlässigt er nie die Form, nie die ästhetische Erscheinung seiner Werkideen, nie die solide handwerk­liche Umsetzung von Einfall in Material - ohne freilich auch nur im Ansatz dem Geschmäcklerischen zu verfallen. Herbert Rosner kennt den Glanz der allzu schönen Bilderwelt und seine Gefahren, und gerade darum kann er ihn be­nutzen, zitieren, vortäuschen, persiflieren, negieren, hinterfragen und auf­heben. Mit immer neuen Einfällen rückt Rosner dem gewohnten Bild, dem Relief, der Skulptur zu Leibe, findet immer andere Möglichkeiten, die Dinge auf den Kopf zu stellen sowie Unverwandtes in eine ästhetische und inhalt­liche Symbiose zu bringen.

Herbert Rosner ist künstlerisch vielseitig. Er ist Maler, Grafiker, Plastiker, er arbeitet autonom und in Auftragssituationen, er gestaltet kleine Bildkästen und ganze Wände, er befasst sich mit Theater so gut wie mit Design. Keine Gattung, kein Thema, kein Material bleibt vor seinem künstlerischen Zugriff verschont, doch bietet jede neue Auseinandersetzung eine Fülle von Über­raschungen - sowohl für den Künstler als auch für den Betrachter.

Was oft leichtfüßig und zufällig aussieht, ist das Ergebnis eines konzentrierten Arbeitsprozesses, was eher einen spielerischen Akzent trägt, ist in an­strengenden Gestaltungsabläufen entwickelt worden, was wie gefunden aussieht, setzt eine lange Phase des Suchens und Sammelns voraus. Herbert Rosner ist in seinen Werken Erfinder und Querdenker, Ikonograph und Ikonoklast, Ästhet und Gegenästhet. Eine eigenartige Mischung von großem Ernst und viel Schalkhaftigkeit bestimmt den inneren und äußeren Charakter seiner Arbeiten. Überhaupt sind Esprit, Witz und Humor ganz entscheidende Träger der Werke. Ohne im geringsten zu verletzen oder bloßzustellen, greift Herbert Rosner allgemein menschliche Themen ebenso auf wie politische oder spiritu­elle, widmet sich dem Skurrilen mit gleicher Gestaltungslust wie etwa der Geschichte. Seine künstlerische Sprachweise ist nicht ausufernd, eher geist­reich knapp, fast aphoristisch. Das weist auf eine Disziplin hin, die Ziele verfolgt, die nichts um ihrer Selbst willen in Szene setzt, sondern bei aller schönen Gestalt etwas überbringen will, was man nicht unbedingt Botschaft nennen kann.
Seine bevorzugte Technik ist die Assemblage, sind Zusammensicht von Collage und Heterogenem. Seine Bildkästen, Reliefs und Raumskulpturen, seine Triptychon und Kleinobjekte, seine Holzschnitte und Bühnen entstehen aus diesem Grundprinzip des Umwidmens und Transponierens der Gedanken zu den objets trouvés hin und der Gegenstände auf die Ideenwelt hin. So entwickelt sich bei Rosner von Objekt zu Objekt, von Holzschnitt zu Holz­schnitt ein je anderer Dialog zwischen Realität und Kunstwollen, zwischen eigener Tradition und den innovierenden Bedingungen jeder neuen Aufgabe.
 

Auszug aus einem Artikel von Prof. Dr. F. G. Zehnder