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Erzählung oder Info

Erzähler Schule Bildung Kirche Gymnasium Erzbistum Köln
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Der Erzähler

Erfahrung, die von Mund zu Mund gehe, so Benjamin, sei die Quelle, aus der alle Erzähler geschöpft hätten. Es habe  zwei archaische Stellvertreter des Erzählers gegeben : den sesshafte Ackerbauer und den Seemann. Sie , so Benjamin weiter, erzählten Wahrheiten: überlieferte und fremdartige Wahrheiten aus anderen Ländern.

Die volle Präsenz erhalte  der Erzähler nur  , wenn er beide Typen vergegenwärtigt. Wenn einer eine Reise tut, dann wisse er etwas zu erzählen. Beim einen seien es die Überlieferungen und beim anderen seien es die Berichte aus fernen Ländern.

Eine solche Durchdringung beider Erzählertypen  habe  insbesondere das Mittelalter mit seiner Handwerksverfassung begünstigt. Hier hätten  eben der sesshafte Meister und die wandernden Burschen  in der gleichen Stube zusammengesessen.

Wenn Bauern und Seelleute Altmeister des Erzählens gewesen seien, dann sei der Handwerksstand seine hohe Schule gewesen. Benjamin betont die Ausrichtung auf das praktische Interesse als einen charakteristischen Zug bei vielen geborenen Erzählern.

„Dieser Nutzen mag in der Moral, in einer praktischen Anweisung oder einer Lebensregel bestehen. Der Erzähler ist ein Mann, der  dem Hörer Rat weiß“.

 

Nun klinge  „Rat wissen“ heute altmodisch . Daran sei  der Umstand schuld, dass Mitteilbarkeit der Erfahrung abnehme. Infolge wüssten wir uns und anderen keinen Rat.

Rat sei minder eine Antwort auf eine Frage als vielmehr ein Vorschlag. Ein Mensch öffne sich einem Rat nur soweit, als er seine Lage zu Wort kommen lasse.

Der  der Erzählung immanente Rat muss auf das Gegenüber zugeschnitten sein, was in der kontextuellen Situation des Erzählers möglich ist. Es können kleinste synästhetische Wahrnehmungen, Blickkontakte oder auch nur das Timing der Erzählung sein. Der Erzähler  ist ein guter Erzähler, Pädagoge oder Lehrer wenn er das Dispositiv bereitet, das dem Gegenüber ermöglicht, seine Lage zu Wort kommen zu lassen.

Rat , so Benjamin weiter, in den Stoff gelebten Lebens eingewebt sei Weisheit. Die Kunst des Erzählens neige sich aber ihrem Ende zu  weil die epische Seite der Wahrheit, die Weisheit aussterbe.

Benjamin kennzeichnet diesen Prozess nicht als Verfallserscheinung der Moderne, vielmehr sei es eine Begleiterscheinung säkularer geschichtlicher Produktivkräfte, die die Erzählung ganz allmählich aus dem Bereich der lebendigen Rede entrückt habe.

Man sitze eben nicht mehr zusammen um zu erzählen;  es würden keine Wahrheiten mehr im Gespräch weitergereicht. Die Fähigkeit, Ratschläge im verständigen Gespräch zu erteilen und in das Leben des Gegenüber einzuweben sterbe aus.

Mit dem Aufkommen des Romans  zu Beginn der Neuzeit geht die Erzählung eine Vermählung mit der Technik ein und erfährt einen Strukturwandel. Der Roman ist auf das Buch angewiesen, wird in der Einsamkeit geschrieben und bedarf der Buchdruckerkunst. 

Der Roman

Der Roman komme  weder aus der mündlichen Tradition noch gehe  er in sie ein.

 

Der Romancier habe sich abgeschieden, sei einsam. Die Geburtskammer des Romans sei das Individuum in seiner Einsamkeit. Einen Roman schreiben heiße, in der Darstellung des menschlichen Lebens das Inkommensurable auf die Spitze zu  treiben. Hierbei wisse der Romancier  sich selber keinen Rat und erteile auch keinen Rat. Der Roman sei die Darstellung der Ratlosigkeit.

 

In einer weiteren Stufe werde der Roman zunächst von der Mitteilung flankiert, die im späteren Verbund mit der expandierenden Presse  dem Erzähler  den Garaus macht.

Untergang der Kunde

Nicht mehr die Kunde, die von fernher komme, sondern die Information, die einen Anhaltspunkt für das Nächste liefere, finde Gehör.

 

„Die Kunde, die aus der Ferne kam –sei es die räumliche fremder Länder, sei es die zeitliche der Überlieferung-, verfügte über eine Autorität, die ihr Geltung verschaffte, auch wo sie nicht der Kontrolle zugeführt wurde."

 

Die Mitteilung  wird beschleunigt, wird zur Info mit dem Anspruch auf prompte Nachprüfbarkeit, muss plausibel klingen.

 

Benjamin: „ Es ist die halbe Kunst der Erzählens, eine Geschichte, indem man sie wiedergibt von Erklärungen frei zuhalten. Der Geist der Erzählung ist mit der Information unvereinbar.

 

 

Benjamin: „In der Erzählung wird das Außerordentliche, das Wunderbare mit der größten Genauigkeit erzählt, der psychologische Zusammenhang des Geschehens wird dem Leser aber nicht aufgedrängt. Es ist ihm freigestellt, sich die Sache zurechtzulegen, wie er sie versteht, und damit erreicht das Erzählte eine Schwingungsbreite, die der Information fehlt.“

Lauschen

Die Information hat  ihre Relevanz in dem Moment, wenn sie neu ist. Sie liefert sich dem Augenblick aus und vergeht. Die Erzählung hingegen bewahre ihre Kraft und sei noch nach langer Zeit der Entfaltung fähig.

 

Benjamin: „Sie ähnelt den Samenkörnern, die jahrtausendelang luftdicht verschlossen in den Kammern der Pyramiden gelegen und ihre Keimkraft bis auf den heutigen Tag bewahrt haben“.

 

Es gebe, so Benjamin,  nichts, was Geschichten, denen man lausche,  dem Gedächtnis nachhaltiger anhafte als jene keusche Gedrungenheit, welche sie psychologischer Analyse entziehe.

 

Dieser Assimilationsprozess bedürfe  eines Zustandes der Entspannung, der seltener und seltener werde.

 

Benjamin: „Wenn der Schlaf der Höhepunkt der körperlichen Entspannung ist, so die Langeweile der geistigen.. Die Langeweile ist der Traumvogel, der das Ei der Erfahrung ausbrütet. Seine Nester sind fast ausgestorben. Damit verliert sich die Gabe des Lauschens und die Gemeinschaft der Lauschenden“.

„So betrachtet geht der Erzähler unter die Lehrer und Weisen ein. Er weiß Rat – nicht wie das Sprichwort : für manche Fälle, sondern wie der Weise : für viele. Der Erzähler – das ist der Mann, der den Docht seines Lebens an der sanften Flamme seiner Erzählung sich vollkommen könnte verzehren lassen“.

-gru-

 

Textgrundlage:

Walter Benjamin: Der Erzähler. Betrachtungen zum Werk Michail Lesskows (1936/37)