Kunst-Kurs-Klasse am Marienberg-Gymnsium

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Kunst mit Kurs & Klasse

Auftakt 160 Jahre

Das Marienberg-Gymnasium feiert sein 160-jähriges Bestehen und hatte sich dafür zum Auftakt eine besondere Aktion ausgedacht.

Das Romaneum an der Brückstraße ist der Ort, an dem das Mädchengymnasium, genauer viele Schülerinnen, jene Werke zeigen, die sie im Kunstunterricht erarbeitet haben. "Kunst mit Kurs & Klasse" nennt sich die Ausstellung, die Arbeiten aus dem Leistungskursus Kunst und Klassen der Unter- und Mittelstufe zeigt. Die schwarz-weißen Acrylbilder des Leistungskurses treffen dabei auf die quirlig farbenfrohe Vielfalt künstlerischer Arbeiten aus den Stufen fünf bis neun sowie der Einführungsphase. Zeichnung, Malerei und Plastiken trumpfen dabei in kaleidoskopischer Präsenz auf, die von der Modenschau mit selbst entworfenen Kreationen geradezu geadelt wird.

Papier & Mode

Was Papier so alles kann – zeigten die Schülerinnen des Marienberg-Gymnasiums bei ihrem Catwalk mit eigens hierfür entworfenen, modischen Unikaten aus Papier.

„Eine Jacke aus Post-it-Zetteln, im futuristischen Design oder mit einem an Spitze erinnernden (geschnittenen) Muster, ein Pullover aus buntem Bastelpapier, jedes zu einer Schleife gefaltet, ein Minikleid mit Volants und Backförmchen, ein Rock aus Weltkarten, Maoam-Einpackstreifen oder Teebeuteln samt Verpackung - der Fantasie der Achtklässerinnen war keine Grenze gesetzt. Außer der, dass alles handwerklich hohen Maßstäben gerecht werden muss. Das zumindest legte die "Modenschau" nahe, bei der 60 Schülerinnen ihre Kreationen zur Eröffnung der Ausstellung "Kunst mit Kurs und Klasse" im Romaneum präsentierten“. ( Helga Bittner in der NGZ am 04.02.17)

Gezeigt wurden Unikate im ursprünglichsten Sinn, die sich dem Schicksal des Kunstwerks im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit verweigerten, lediglich die Option möglicher Realisation wahrten. Was sie zeigten, so Helga Bittner in der NGZ, könnte so manchen Modeschöpfer inspirieren und sei - aus Stoff gemacht - als neuer Trend auf dem Modemarkt denkbar.

Die sensationellen Modewerke aus Papier wurden im Kunstunterricht entworfen und realisiert. Kurz vor der Show im Rahmen der Eröffnung der Kunstausstellung wurden dann die letzten stabilisierenden Arbeiten an den fragilen Entwürfen vorgenommen.

Aura, Kult und Ausstellung

Die Frage, ob der Modenschau Kult- oder Ausstellungswert zukomme, ist mit Walter Benjamin schlank zu beantworten. Es ist die Aura des Kultwerts, die das Romaneum erfüllte. Die modischen Entwürfe überstanden kaum die Einmaligkeit des Catwalks, wurden von den Schülerinnen für die eigene Präsentation über einen langen Zeitraum erarbeitet und bewiesen sich fernab standardisierter Stangenware.

Wollte man dem Augenblick noch zurufen: „Verweile doch! Du bist so schön!.….war der Catwalk mit 50 Entwürfen auch schon zu Ende.

Was blieb war die spürbare Aura einmaliger Präsentation, an die man sich nur noch gerne erinnern konnte.

Das totgesagte Bild

Die Schülerinnen des Kunstleistungskurses erstellten auf der Basis historischer Fotografien ihrer Schule großformatige Acrylinterpretationen, die nicht Abbild, sondern Kunstbild sein wollen. Dabei wurden historische Fotografien und Malerei in Graustufen dialektisch gekreuzt. In der schulischen Auseinandersetzung mit dem Maler Gerhard Richter erarbeiteten die Schülerinnen die Basis ihrer malerischen Arbeit. Im Zentrum weiterer Arbeiten finden sich Malobjekte zu den Themen Arche Noah, Bewegung und Landschaftsmalereien. Schulleiter Josef Burdich eröffnete die Ausstellung. Nach einer Präsentation eigener Modeentwürfe der Schülerinnen galt für die Besucher: "Komm und schau das totgesagte Bild". Historische Schulfotografien zeigen sich in der malerischen Interpretation der Leistungskursschülerinnen Kunst im Jahre 2017.

Das Wissen um die Lüge

Die von den Schülerinnen des Leistungskurses Kunst gezeigten Bilder entspringen keiner Tradition im Sinne des Rituals, folglich sind sie keinem Kultwert verpflichtet, haben keinen Kultwert, sondern vielmehr Ausstellungswert und im Sinne von Friedrich Nietzsche weiß hier die Kunst, dass sie lügt, und gibt nicht vor, die Wahrheit zu wissen. Ähnliches formulierte Picasso 1923: "Wir wissen alle, dass Kunst nicht Wahrheit ist. Kunst ist eine Lüge, die uns die Wahrheit begreifen lehrt, wenigstens die Wahrheit, die wir als Menschen begreifen können. Der Künstler muss wissen, auf welche Art er die anderen von der Wahrhaftigkeit seiner Lügen überzeugen kann." (1923)

Im Wissen um die ihr genuine Lüge entledigt sich die Kunst des Dogmas, wahre Sätze produzieren zu müssen und berichtet ungehemmt vom allem, was ihr gefällt und erstellt einen Bedeutungsüberschuss, der poesieaffin lediglich asymptotische Annäherungen erlaubt.

Kult- und Ausstellungswert treffen in dieser Ausstellung aufeinander und zeugen von einer gelungenen Arbeit an der Sache und der Bedeutung des Faches Kunst.

Die unzähligen Besucher der Ausstellungseröffnung zeigten sich begeistert. Die Ausstellung im Romaneum – Neuss, Brückstraße 1 ist noch bis zum 14.02.2017 zu sehen.

Olaf Gruschka