Die Liebfrauenschule Bonn betritt Neuland - seit Mitte November besuchen 16 geflohene Mädchen aus verschiedenen Herkunftsländern und mit unterschiedlicher Religionszugehörigkeit den Unterricht der erzbischöflichen Schule.
Die jungen Frauen erhielten zunächst Unterricht in Deutsch als Zweitsprache, der von ehrenamtlichen Kräften wie Praktikanten und Eltern geplant und durchgeführt wurde. Darüber hinaus konnten die Mädchen von Anfang an am Unterricht in altersgleichen Klassen der Jahrgangsstufen 7 bis 10 (EF) teilnehmen. Intensiv betreut wurden sie dabei von den Koordinatoren des Flüchtlingsprojekts aus der Lehrerschaft sowie von Eltern und Schülerinnen. Durch deren ehrenamtlichen Einsatz wurde schon kurz nach Ankunft der Flüchtlinge ein „virtueller Kleiderschrank“ gefüllt, um die Neuankömmlinge mit Schulsachen, passender Kleidung und Hygieneartikeln zu versorgen. Außerdem organisierte die Eine-Welt-AG der Liebfrauenschule gemeinsame Freizeitaktivitäten wie Gitarrenunterricht und einen Backnachmittag.
Ab dem 1. Februar 2016 richtet die Liebfrauenschule nun eine eigene Internationale Vorbereitungsklasse für Geflohene ein, in der sich die 16 Mädchen und jungen Frauen für die Dauer von maximal zwei Jahren auf einen Bildungsgang an einer weiterführenden Schule vorbereiten können. Die Schirmherrschaft für dieses Projekt übernimmt Frau Prof. Dr. Ursula Lehr, Bundesministerin a.D. In dieser Internationalen Vorbereitungsklasse erhalten die Schülerinnen täglich Unterricht in Deutsch als Zweitsprache durch eine eigens eingestellte Fachkraft. Beim Spracherwerb wird ein besonderer Fokus auf die individuelle Förderung der Einzelnen gelegt, u.a. gestützt durch eine Kooperation mit der Universität Bonn und dem Katholischen Bildungswerk.
Neben dem Unterricht in altersentsprechenden Regelklassen werden zudem außerunterrichtliche Projekte verschiedener Fachbereiche angeboten. Hierbei steht der lebensweltliche Bezug klar im Vordergrund, wenn es z.B. um „Sich orientieren in Bonn“ im Fach Erdkunde geht.
Unterstützung und Beratung bieten auch außerschulische Partner wie die Stadt Bonn (Schulamt; Dolmetscherpool), die Universität Bonn, das Katholische Bildungswerk sowie Projekte wie „Aktion Neue Nachbarn“ des Erzbistums Köln und die Evangelische Migrations- und Flüchtlingsarbeit (EM-FA).
Das Ziel aller Bemühungen hat Frau Wolber, Schulleiterin an der LFS, fest vor Augen: „Spätestens am Ende der zweijährigen Vorbereitungsklasse werden die Mädchen ihrer individuellen Entwicklung und ihrem Leistungsstand entsprechend Schülerinnen regulärer Klassen sein.“ Und Dr. Dominik Schultheis, Schulpfarrer an der LFS, fügt hinzu: "Mit unserer Vorbereitungsklasse schärfen wir unser 'katholisches' Profil im ursprünglichen, konfessionsübergreifenden Wortsinn: Denn wir sind 'offen' und 'weit' auch und insbesondere für solche Schülerinnen, die bei uns in Deutschland eine neue Heimat suchen."
Festliche Eröffnung der Internationalen Vorbereitungsklasse
Unter Schirmherrschaft von Prof. Dr. Ursula Lehr, Bundesministerin a.D., wurde am 15.2.2016 in einem Festakt die Internationale Vorbereitungsklasse für geflohene Mädchen und junge Frauen an der LFS eröffnet. Schülerinnen, Lehrer und geladene Gäste tanzten zu den Songs "Ich bin wie du" und "Break the Chain" und lieferten damit ein schwungvolles Statement gegen Gewalt und für Toleranz. Schulleiterin Mechthild Wolber brachte in ihrer Willkommensrede für die 16 neuen Schülerinnen die Erfahrungen der letzten Wochen auf den Punkt: „Ihr seid ein nicht mehr wegzudenkender Teil unserer Schulgemeinschaft geworden.“
LFS - Bonn