Thomas Raufeisen, ein Zeitzeuge zur Geschichte der DDR, besuchte das St. Ursula Gymnasium auf Einladung der Fachschaft Geschichte zu einem Zeitzeugengespräch mit der Jahrgangsstufe 9.
Herr Daniel Meyer (Vorsitzender Fachschaft Geschichte) und Herr Coloman Frantzen (stellv. Vorsitzender der Fachschaft Geschichte) haben Herrn Raufeisen im Februar im Zuge einer Berlin-Exkursion mir Schüler/innen der Q2 in der Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen kennen gelernt und nach Brühl eingeladen. Dort führt für gewöhnlich er Besuchergruppen als Besucherreferent durch die Gedenkstätte. Der Förderverein ermöglichte durch seine finanzielle Unterstützung diese Veranstaltung.
Im Geschichtsunterricht der Stufe 9 ist die Geschichte der BRD und der DDR nach 1949 bis hin zur Wiedervereinigung 1990 ein wesentliches Thema. Besonders die SED-Diktatur und deren innerstaatliche Struktur gibt Anlass dies zum Unterrichtsthema zu machen. Die Bedeutung und die uneingeschränkte Macht des Ministeriums für Staatssicherheit (Stasi) sind besonders deutlich zu greifen, wenn ein Zeitzeuge seine persönliche Gesichte in den Kontext der komplexen deutsch-deutschen Geschichte stellt.
Das schockierende Schicksal von Thomas Raufeisen ist hierfür ein bewegendes Beispiel. Eine solche Form des Geschichtsunterrichts jenseits des Geschichtsbuchs ist in jedem Fall nachhaltig und wird den Schüler/innen im Gedächtnis bleiben und hoffentlich langfristig zu einem reflektierten Geschichtsbewusstsein beitragen.
Die Schüler/innen der Jahrgangsstufe 9 hatten zuvor mit ihren Geschichtslehrern/innen die wesentlichen Stationen der Geschichte der Bundesrepublik und der DDR seit der doppelten Staatsgründung 1949 in den Blick genommen: Demokratie vs. Sozialismus, soziale Marktwirtschaft vs. Planwirtschaft, Adenauers Westintegration, Volksaufstand am 17. Juni 1953, Mauerbau 1961 und die Ostpolitik von Willy Brandt. Somit wurde eine Grundlage geschaffen um die Arbeitsweise der Stasi nachzuvollziehen und deren Untersuchungsgefängnis in Berlin-Höhenschönhausen zu begreifen.
Durch die sehr persönlichen Lebenserinnerungen von Thomas Raufeisen wurde deutlich, dass die Schüler/innen sehr drastisch nachempfinden konnten, was es wohl bedeuten muss, wenn ein 16-jähriger Jugendlicher ohne jegliche Vorahnung gemeinsam mit seiner Familie in die DDR gehen muss und erst nach einer Gefängnishaft von 3 Jahren und insgesamt 5 Jahren alleine ohne Eltern, die immer noch ihre Haftstrafen verbüßen müssen, in die Bundesrepublik zurückkehren darf. Die Schüler/innen stellten viele Fragen um zu verstehen, wie Thomas Raufeisen sich gefühlt haben mag, wie er diese Zeit im Gefängnis überhaupt überstanden hat und wie er heute mit seinem Schicksal umgeht.
25.6.2017
Herr Meyer, Fachvorsitzender Geschichte