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Ein sommerlicher Samstagabend, viertel vor sechs in Velbert. Lieselotte, 83 Jahre alt, betritt den kleinen, begrünten Kirchhof vor St. Joseph. Kurz hält sie inne, wendet ihren Blick nach rechts und erinnert sich: ‚Ach, in dem kleinen, schönen Gärtchen da drüben habe ich am Mittwoch, als es so heiß war, meinen Nachmittag verbracht. Da war es so herrlich schattig. Die jungen Leute, die sich kümmern, haben mir gesagt, dass sie die Lokalität ‚Oasengarten‘ genannt haben.“
Langsam geht Lieselotte auf den Eingang der Kirche zu. Dort steht die 19-Jährige Kira – und hinter ihr ein Tisch mit frischen Salatköpfen, Tomaten, Möhren und Zucchinis. Ein ungewöhnlicher Anblick in einer Kirche? Nicht in Velbert. „Guten Abend, Lieselotte! Darf ich dir heute wieder etwas von unserem frisch geernteten Gemüse anbieten?“, fragt Kira. „Ach Kind, gerne etwas von dem Salat, aber du weißt doch, ich bin alleine, da ist so ein großer Salatkopf für mich viel zu viel…“ Kein Problem für Kira: da sie bis zum Beginn ihres Messdienerdienstes in der Vorabendmesse noch einige Minuten Zeit hat, verschwindet sie um die linke Ecke der Kirche und erntet einen kleinen Salatkopf, passend für Lieselotte – und beide Frauen beginnen die Messe mit einem Lächeln im Gesicht.
Dass es um St. Joseph einen Oasengarten, Hochbeete und Apfelbäume gibt, ist Kiras Verdienst. Als sie 15 Jahre alt war, kontaktierte sie die lokale Engagementfördererin Julia Wilhelm mit der Idee, auf Grundlage der damals recht kargen Wiese rund um die Kirche ein Gartenprojekt zu starten. „Klimaschutz war mir schon immer ein wichtiges Anliegen“, erzählt Kira. „Als ich unterwegs war, zum Beispiel im Urlaub mit meinen Eltern, habe ich Kloster und Burgen, deren Garten wunderschön angelegt war, gesehen und mir gewünscht, dass wir so etwas doch auch haben müssten – die Kirchen sind hier nämlich sehr wenig begrünt.“
Als Kira und Julia Wilhelm dann vom Nachhaltigkeitspreis des Erzbistums Köln hörten, der im Jahr 2021 ausgeschrieben wurde, war die Motivation, zu starten, noch weiter gesteigert. Gemeinsam mit der lokalen Kirchenjugend und engagierten Gemeindemitgliedern wurden Beete und Wildblumenwiesen angelegt. Kurz darauf wurde die Kirchgemeinde Teilnehmerin des Projektes „BiodiversitätsCheck in Kirchengemeinden“, das von der Abteilung Schöpfungsverantwortung im Erzbischöflichen Generalvikariat angeboten wird und seit 2021 bis Anfang des Jahres 2026 60 Kirchengemeinden dabei unterstützt, auf ihren Flächen und Gebäuden Maßnahmen zum Erhalt der biologischen Vielfalt umzusetzen.
Im Rahmen einer engen Begleitung durch eine Expertin der lokalen Biologischen Station lernten die interessierten Gemeindemitglieder viel über Biodiversität und erarbeiteten mit ihr gemeinsam auf ihre Flächen zugeschnittene Maßnahmen zum Schutz der Umwelt. Es entstanden Wildblumenwiesen, Obstbäume wurden gepflanzt und Nistkästen für Fledermäuse und Turmfalken installiert. Besonders stolz sind die Velberter auf ihren von einem kleinen Wäldchen umrandeten Oasengarten, für den ein lokaler Steinmetz Figuren gespendet hat.
Regelmäßig gepflegt wird der grüne Fleck Erde durch eine kleine Gruppe von Engagierten rund um Kira, zu der zum Beispiel die 7-jährige Nele und der 73-jährige Georg zählen. Wenn der Garten geöffnet ist, freuen sich Kinder aus der Gemeinde über einen neuen, weitläufigen Bereich zum Spielen, Entdecken und Mithelfen, Erwachsene sowie Senioren über einen Ort zum gemütlichen Beisammensein im Garten rund um die Veranstaltungen im Kirchenjahr.
Und Kira? Die sprüht auch nach vier Jahren immer noch so vor Begeisterung für das Gartenprojekt. „Mich macht es einfach sehr, sehr glücklich, gleichzeitig der Umwelt und den Menschen hier etwas Gutes zu tun“. Und so ist der frische Beilagensalat für Lieselottes Sonntagsessen wohl auch noch für viele weitere Jahre gesichert.
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