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Governance und Compliance – Was dahinter steckt und wie sie die Kirche voranbringen

Handreichung - Kirchliche-Corporate-Governance
Datum:
11. Nov. 2021
Überblick über die Konzepte Good Governance und Compliance.

Hintergrundinformationen zu den Themen Governance und Compliance

Eine Broschüre der Deutschen Bischofskonferenz als Lesetipp? Diese neue Veröffentlichung hat tatsächlich große Aufmerksamkeit verdient: Hinter dem auf den ersten Blick sperrigen Titel „ Kirchliche Corporate Governance – Grundsätze guter Finanzwirtschaft in deutschen (Erz-)Bistümern“ verbirgt sich eine kleine Revolution. Vertreter der 27 deutschen Bistümer, darunter auch das Erzbistum Köln, haben sich im Auftrag der Deutschen Bischofskonferenz erstmals auf gemeinsame Empfehlungen für Standards bei den Themen Governance und Compliance geeinigt. Am 11.11.2021 wurden sie veröffentlicht.

Das 107 Seiten starke Werk stellt neben den Grundlagen ganz praktische Tools vor, mit denen sich der Weg hin zu einer kirchlichen Good Governance ebnen lässt. Gleichzeitig ermöglicht es Verantwortlichen, anhand von Leitfragen den Entwicklungsstand der eigenen Organisation zu bewerten und darauf aufbauend deren Entwicklung voranzutreiben. Perspektivisch sollen so Fragen und Haltungen der Good Governance in alle Bereiche kirchlicher Organisationsführung hineingetragen werden.

Doch was steckt eigentlich hinter den großen Begriffen Good Governance und Compliance? Alles nur Managment-Sprech? Es lohnt sich genauer hinzuschauen:

Was versteht man unter Corporate Governance? 

Corporate Governance beschreibt, innerhalb welches Ordnungsrahmens ein Unternehmen oder eine Organisation geleitet bzw. geführt werden. Dazu gehören gesetzliche Vorschriften und untergesetzlichen Governance-Standards. Untergesetzliche Vorschriften sind beispielsweise Verfahrensvorgaben. Sie entfalten ihre Wirksamkeit dadurch, dass sich die Organisation selbst verpflichtet, sich daran zu halten. Diese Bindung entsteht nicht primär als „von außen auferlegt“ sondern aus Erkenntnis und Überzeugung.

Spannend wird es insbesondere dann, wenn man die Frage nach der so genannten Good Governance betrachtet: Was gehört eigentlich zu den Grundsätzen einer guten Unternehmensführung? 

Good Governance legt großen Wert auf Transparenz. Es soll sichergestellt werden, dass diejenigen, die an der Leitung des Unternehmens mitwirken, in ihrer Tätigkeit möglichst keinen Interessenkonflikten ausgesetzt sind. Wenn Führungskräfte zum Beispiel sowohl Aufsicht als auch Geschäftsführung verantworten, ist es wahrscheinlich, dass dies ihre unternehmerischen Entscheidungen maßgeblich beeinflusst. Deshalb sind nach Good Governance-Standards Aufsichtsgremium und operative Geschäftsführung organisatorisch getrennt. 

Ergänzend dazu zielen Good Governance Standards darauf ab, die fachliche Qualifikation der Führungskräfte sicherzustellen und wertorientiertes Verhalten zu fördern. Angesichts anstehender Entscheidungen sollen sie sich beispielsweise fragen: Wie gehe ich sorgsam und effizient mit den mir anvertrauten Ressourcen um? Wie kann ich in meinem Verantwortungsbereich eine angemessene Transparenz für Handlungen und Entscheidungen herstellen? Wie kann ich durch meine Haltung als Führungskraft die Basis für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit legen?

Was bedeutet Compliance?

Beim Thema Compliance geht es streng genommen darum, dass ein Unternehmen oder eine Organisation sowie die Mitarbeitenden interne und externe Regeln korrekt befolgen. Dazu gehören sowohl staatliche Gesetze als auch interne Vorgaben, wie zum Beispiel die Verfahren zur Kontrolle und Anweisung von Rechnungen. Die entscheidende Frage für Organisationen ist: Durch welche Maßnahmen können sie dieses regelkonforme Verhalten absichern bzw. dauerhaft etablieren? Hier setzen die sogenannten Compliance-Management-Systeme (CMS) an. Diese beinhalten meist einen ganzen Katalog von Maßnahmen, die dazu dienen, Verstöße zu verhindern oder zumindest frühzeitig aufzudecken.

Welche Vorteile bieten Compliance-Management-Systeme für Organisationen?

Dass Regeln eingehalten werden, ist eine Grundvoraussetzung für eine gut funktionierende Organisation. Es geht nicht nur darum zu vermeiden, dass durch Regelverletzungen straf- oder zivilrechtliche Folgen drohen, sondern auch um das Miteinander im Unternehmen. Regeln dienen der Transparenz und der Sicherheit in der Zusammenarbeit. Ein Compliance-Management-System sorgt dafür, dass jeder Mitarbeitende genau weiß, bis wohin der eigene Ermessensspielraum geht und an welche Regeln sich alle Kolleginnen und Kollegen halten müssen.

Proaktiv Lösungen für eine Regelverletzung zu suchen ist viel eher möglich, wenn Verstöße entsprechend des Systems gemeldet werden. Die klare Benennung von Sanktionen insbesondere bei absichtlichen Regelverstößen führt außerdem dazu, dass jedem die Konsequenzen seines Handelns schon im Vorfeld klar vor Augen geführt werden.

Wichtig ist dabei, dass Menschen sich nur dann dauerhaft an Regeln halten, wenn sie diese nachvollziehen können. Dies gilt für Mitarbeitende ebenso wie für Führungskräfte, die Compliance entsprechend vorleben müssen, wenn die Organisation erfolgreich und von ihrem Umfeld akzeptiert sein will.

Wie hängen Governance und Compliance zusammen?

Sowohl bei Governance als auch bei Compliance geht es grundsätzlich darum sicherzustellen, dass die Organisation gut arbeitet. Während die Governance sich vor allem auf die Definition der Rahmenbedingungen des Handelns innerhalb und außerhalb einer Organisation konzentriert und den Blick insbesondere auf die Leitung der Organisation richtet, schaut Compliance auf die konkrete Einhaltung des Regelwerks. Damit gehört Compliance zu den Instrumentarien, die auf eine gute Governance einzahlen.

Gemeinsam ist beiden, dass ihnen zentrale Werte zugrunde liegen. Dazu gehören einerseits Transparenz und Sicherheit durch regelbasiertes Handeln, andererseits wird aber auch großes Gewicht auf die Haltung derjenigen gelegt, die für die Organisation arbeiten.

Warum sind gute Governance-Standards und ein gut funktionierendes Compliance-Management-System auch für die Kirche relevant?

Kirchliche Einrichtungen sind in vielschichtigen wirtschaftlichen Zusammenhängen aktiv. Für sie gelten grundsätzlich dieselben Haftungsrisiken wie für weltliche Unternehmen. Insofern ist es naheliegend abzusichern, dass gerade im finanziellen und rechtlichen Bereich geltende Normen befolgt werden.

Die Relevanz geht allerdings noch deutlich über diesen konkreten Nutzen hinaus: Kirche ist nicht einfach nur irgendein Unternehmen. Ihre Verpflichtung ist, dass sie ihr Handeln an christlichen Werten ausrichtet. Das soll in der gesamten Organisation spürbar sein, selbstverständlich auch im Finanzbereich. In der Wirtschaft zeigt sich zunehmend, dass Kunden und andere Bezugsgruppen immer stärker gute Governance- und Compliance-Strukturen einfordern. Die Sicherheit, die dadurch entsteht, dass die Organisation konsequent transparent und wertebasiert agiert und die Einhaltung von Regeln aufmerksam verfolgt, ist eine wichtige Basis um Vertrauen wachsen zu lassen. Dies gilt umso mehr in einer von zunehmender Unsicherheit geprägten Welt.

Vertrauen und Transparenz sind gerade im kirchlichen Bereich eine zentrale Währung. Beides wird gestärkt indem die Kirche gegenüber der Basis bzw. Öffentlichkeit Rechenschaft darüber ablegt, in welchen Strukturen sie agiert, wie sie die Aufsicht über ihr wirtschaftliches Handeln organisiert und wie sie ganz praktisch ihre Mittel verwendet.

Parallel tragen gute Governance und Compliance-Standards dazu bei, sicherzustellen, dass Organisationen in sich gut funktionieren. Für den kirchlichen Kontext bedeutet das, dass wirtschaftliches und finanzielles Handeln möglichst konsequent auf die Verwirklichung des kirchlichen Sendungsauftrags ausgerichtet ist und die vorhandenen Ressourcen effizient zu diesem Zweck eingesetzt werden. Dies gilt in Zukunft nicht nur für die kirchliche Finanzwirtschaft sondern für alle Bereiche kirchlicher Organisationsführung.

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