„Ich steige für die Athleten in den Ring“:Im Gespräch mit der Olympiaseelsorgerin
Die Bochumerin Elisabeth Keilmann ist Geistliche Bundesbeirätin des Sportverbandes DJK (Deutsche Jugendkraft). Martin Mölder traf die Sport- und Olympiaseelsorgerin der Deutschen Bischofskonferenz zu einem Interview in Köln.
Frau Keilmann, wir sitzen hier im Sport- und Olympiamuseum in Köln auf den Originalsitzen des Münchener Olympiastadions aus dem Jahr 1972. Was macht für Sie die Faszination von Olympia aus?
Ich selbst habe 1972 als Kind vor dem Fernseher gesessen und mit großen Augen die Olympischen Spiele angeschaut. Für mich haben die Spiele wirklich etwas Völkerverbindendes. Ich erlebe die Begeisterung der Menschen, die Leidenschaft der Athletinnen und Athleten, den Teamgeist und spannende Wettkämpfe. Und für mich besonders wichtig: Olympia soll ein friedensstiftendes Ereignis sein, so wie es der „Vater“ der modernen Olympischen Spiele, Pierre de Coubertin, bereits Ende des 19. Jahrhunderts wollte – und dieser Gedanke der Fairness und des Friedens ist in der aktuellen politischen Situation vielleicht wichtiger denn je.
Sportseelsorge, Sportethik, Sportpastoral – das sind die drei Säulen Ihrer Arbeit als Sport- und Olympiaseelsorgerin. Was bedeuten die in der Praxis?
Das sind in der Tat drei wichtige Säulen dieses pastoralen Handlungsfelds. Seelsorge heißt, dass ich für die jeweils komplette deutsche Mannschaft bei den Olympischen Winter- und Sommerspielen, den Paralympics, den World University Games und seit 2022 erfreulicherweise auch bei den Special Olympics, an denen Sportler mit geistiger und mehrfacher Behinderung teilnehmen, da bin. Zusammen mit meinem evangelischen Kollegen sind wir als ökumenisches Seelsorgeteam Ansprechpartner für alle Themen, die den Sportlerinnen und Sportlern, aber auch den gesamten Teams, also auch den Trainerinnen und Trainern, Ärztinnen und Ärzten, Physiotherapeutinnen und -therapeuten und Betreuerinnen und Betreuern, auf dem Herzen liegen. Das wird geschätzt. Eine Sportlerin hat mir mal gesagt: „Ihr seid unsere Trainer für die Seelen, ihr sprecht uns Mut zu, ihr tröstet uns, das hilft uns sehr. Es ist wirklich toll, dass ihr dabei seid.“ Es geht um eine Seelsorge als Sorge um den ganzen Menschen.
Ich bin qua Amt auch Leiterin des Arbeitskreises Kirche und Sport der katholischen Kirche in Deutschland. In dieser Funktion ist die zweite Säule „Sportethik“ von Bedeutung. Mit allen Vertreterinnen und Vertretern der verschiedenen Bistümer Deutschlands, die für Kirche und Sport zuständig sind, besprechen wir aus christlicher Verantwortung Themen rund um den Sport wie Doping, Fair Play, Respekt, aber zum Beispiel auch die Problematik von Sportwetten.
Im Bereich der dritten Säule, der Sportpastoral, geht es um Planung und Entwicklung der konkreten Zusammenarbeit mit den Sportverantwortlichen auf Bundes- und Regionalebene. Dazu gehört sowohl die Entwicklung von praxisorientierten Modellen wie Sportexerzitien oder Wallfahrten und Ausbildungen oder Konzepten als auch die Koordinierung des kirchlichen Engagements im Sport, wie beim Gottesdienst zum DFB-Pokalfinale. Dort feiern wir seit 2012 jedes Jahr einen ökumenischen Gottesdienst in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche in Berlin. Auch im Hinblick auf die kommende Europameisterschaft haben wir einiges vor.
Welche Bedeutung hat denn Ihrer Meinung nach Sport für die Gesellschaft und auch für die Kirche heute?
Wir haben als Kirche ein ganzheitliches biblisches Menschenbild, sehen den Menschen mit all seinen Freuden und Leiden, mit Niederlagen und Siegen. Sport und Kirche können gemeinsam Großartiges bewirken, gerade wenn es um die Umsetzung von Werten wie Respekt, Gerechtigkeit und Frieden geht. Kirche sollte weiterhin Menschen in allen Lebensbereichen begleiten und auch im Sport pastoral und spirituell am Ball bleiben.
Wie funktioniert die ökumenische Zusammenarbeit mit Ihrem evangelischen Kollegen?
Thomas Weber ist ja schon seit 2006 dabei. Er kommt aus Gevelsberg, ich lebe in Bochum. Wir kennen uns schon sehr lange aus dem Arbeitskreis Kirche und Sport in Nordrhein-Westfalen und arbeiten in ökumenischer Verbundenheit hervorragend und sehr vertrauensvoll zusammen. Wir sprechen alles ab, sowohl jetzt in der Vorbereitung als auch bei den sportlichen Großereignissen selbst. Wir sind ein eingespieltes Team.
Welche Angebote planen Sie konkret für die Olympischen Spiele in Paris?
Wir haben das große Glück, dass es jeweils eine evangelische und eine katholische deutschsprachige Gemeinde in Paris gibt. Wir haben uns bereits in einer Videokonferenz kennengelernt und erste Dinge abgesprochen. Wir werden dort ökumenische Gottesdienste feiern und zu Themenabenden einladen.
Für das „Team D“, aber auch für ihre Familien und Freunde sind wir jederzeit ansprechbar und werden kurze Gottesdienste und Meditationen als „Auszeiten“ im Religiösen Zentrum des Athletendorfs anbieten, aber auch im Deutschen Haus. Und in Krisenfällen stehen wir als „Notfallseelsorger“ zur Verfügung. Wir bieten auch an, die Mitarbeitenden des Deutschen Olympischen Sportbunds tatkräftig zu unterstützen.
Gab es ein Erlebnis, an das Sie sich besonders erinnern?
Bei den World University Games 2019 in Neapel war es zum Beispiel so, dass ein Sportler drei Wochen zuvor seine Mutter verloren hatte, und er sprach uns an, um aus christlicher Sicht zu hören, wie unser Umgang damit ist, wie wir das sehen. Und dann haben wir gefragt, mit wem er denn sprechen möchte, mit Thomas, also dem evangelischen Seelsorger, oder mir? Und er sagte: „Mit euch beiden.“ Es war dann ein sehr bewegendes Gespräch.
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