Diskussionsabend „Mehr Dialog wagen“:Interreligiöser Dialog stärkt Gesellschaft und Demokratie in Nordrhein-Westfalen

Wie wichtig und wertvoll das Gespräch zwischen den Religionsgemeinschaften und der Gesellschaft gerade angesichts wachsender Konfrontationen ist, haben Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Kirchen und weiteren Glaubensgemeinschaften bei der Diskussion im nordrhein-westfälischen Landtag deutlich gemacht.
„Besonders in einer Zeit, in der Polarisierung, Antisemitismus und religiös motivierte Ausgrenzung weiter zunehmen, brauchen wir diesen Dialog“, betonte Landtagspräsident André Kuper, der gemeinsam mit den katholischen Bistümern in NRW zu diesem Austausch eingeladen hatte. „Es geht darum, Brücken zu bauen zwischen den Glaubensgemeinschaften, zwischen Politik und Religion für die Menschen in unserem Land. Wer den Dialog sucht, stärkt unsere Demokratie und damit auch das friedliche Zusammenleben in Nordrhein-Westfalen“, so Kuper.
Kulturelle und religiöse Vielfalt
Nordrhein-Westfalen sei durch eine kulturelle und religiöse Vielfalt geprägt, betonte Domkapitular Antonius Hamers, Direktor des katholischen Büros NRW. „Auch in einer zunehmend säkularen Gesellschaft sind religiöse Menschen eine Bereicherung, wenn sie mit anderen Menschen im Dialog sind – mit Menschen anderer Religionen und mit areligiösen Menschen.“
Dies hob auch die katholische Theologie-Professorin Anja Middelbeck-Varwick in ihrem Impulsvortrag hervor: „Interreligiöse Bündnisse und Dialoge sind heute wichtiger denn je. Sie stärken den gesellschaftlichen Zusammenhalt und unsere Demokratie.“ Dies gelte insbesondere für die Kommunen, „wo sich Religionsgemeinschaften inzwischen vielfach gemeinsam in konkreten sozialen Projekten engagieren.“
Zeichen setzen gegen Polarisierung
In der anschließenden Podiumsdiskussion zum aktuellen Stand des Dialogs zwischen Religionen und Gesellschaft unterstrich der Minister und Chef der NRW-Staatskanzlei, Nathanael Liminski, dass dem interreligiösen Dialog gerade in Zeiten der Polarisierung eine besondere Bedeutung zukomme: „Vorurteile abzubauen, Gemeinsamkeiten im Glauben zu entdecken und Vertrauen aufzubauen – gerade auch im Austausch zu kritischen Fragen“, so Liminski. Dieser Dialog sei in erster Linie Aufgabe der Religionsgemeinschaften, sollte aber ebenso von der Breite der Gesellschaft getragen und im Alltag gelebt werden. „Das ist eine wichtige Voraussetzung für eine gesunde demokratische Streitkultur.“
SPD-Bildungspolitiker Ott verwies auf weltweite Krisen und Konflikte, die „tief in unsere Gesellschaft hineinwirken. Sie werden in unsere Stadtgesellschaften hineingetragen, ausgetragen, oft instrumentalisiert.“ Umso wichtiger sei es, dass die Politik auf die Achtung des Grundgesetzes bestehe. „Die demokratischen Parteien müssen mit klarer Haltung und Besonnenheit den Frieden in unseren Stadtteilen bewahren helfen. Das erwarten wir auch von allen – wirklich allen! – Religionsgemeinschaften“, betonte Ott.
Abraham Lehrer, Vorstandsmitglied der Kölner Synagogen-Gemeinde, hält das Miteinandersprechen als basale und zugleich sehr wichtige Grundform des interreligiösen Dialogs. Als Beispiele für eine gelingende interreligiöse Perspektive nannte Lehrer Projekte wie die Initiative „Weißt du, wer ich bin?“ zur Förderung interreligiöser Projekte und die Denkfabrik „Schalom Aleikum“, die als Einrichtung des Zentralrats der Juden soziopolitisch relevante Themen aus jüdischer, muslimischer und christlicher Perspektive erforscht und vermittelt.
Birgül Karaarslan, Gymnasiallehrerin für Englisch, Deutsch, Türkisch und Islamischen Religionsunterricht berichtete aus ihrer Praxis: „Als muslimische Lehrkräfte erleben wir täglich, wie bereichernd der Austausch über Werte, Traditionen und gemeinsame ethische Grundlagen sein kann – gerade in einer Zeit, in der Polarisierung und Misstrauen zunehmen.“ Wenn junge Menschen lernen, Unterschiede respektvoll zu verstehen und Gemeinsamkeiten zu erkennen, wachse die Grundlage für ein friedliches, solidarisches Miteinander. Der interreligiöse Dialog sei daher nicht nur eine Aufgabe für religiöse Gemeinschaften, sondern ein wesentlicher Beitrag zum gesellschaftlichen Zusammenhalt, so Karaarslan.
Zum Hintergrund: Das Dokument „Nostra Aetate“
Vor 60 Jahren bestimmte die katholische Kirche mit dem Dokument „Nostra Aetate“ ein neues Verhältnis zu anderen Religionsgemeinschaften und zur Gesellschaft. Neben den aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen stand die Diskussion „Mehr Dialog wagen“ vor einem historischen Hintergrund, der vor allem für das Verhältnis der katholischen Kirche zu anderen Religionsgemeinschaften und zur Gesellschaft maßgebend wurde: Vor 60 Jahren – am 28. Oktober 1965 – veröffentlichte das Zweite Vatikanische Konzil die Erklärung „Nostra Aetate“ („In unserer Zeit“), die ein Verhältnis der Wertschätzung und des Dialogs der katholischen Kirche mit anderen Religionen beschreibt.
Das Konzil anerkennt und würdigt, dass „in allen Religionen Wahres und Heiliges zu finden ist.“ Erstmalig erkennt die katholische Kirche die Heilsmöglichkeit anderer Religionen an und sucht den Austausch mit ihnen. Damit wurde das Dokument die Basis für den interreligiösen Dialog der katholischen Kirche, dem sich die evangelischen Landeskirchen mit eigenen Beschlüssen anschlossen, die den Blick auf andere Religionen ebenfalls wesentlich gewandelt haben.
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