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20 Jahre Nightfever:Nightfever-Initiator Andreas Süß im Interview

Foto von Pfarrer Andreas Süß in Rom
Datum:
27. Okt. 2025
Von:
Newsdesk/jst
Andreas Süß und Katharina Fassler gestalteten nach dem Weltjugendtag 2005 den ersten Nightfever-Abend in Bonn. Im Interview erklärt Andreas Süß, heute Leitender Pfarrer in Neuss und Korschenbroich, was sie damals bewegt hat und wie es heute weitergeht.

Was als spontane Idee begann, hat sich mittlerweile als festes Konzept durchgesetzt und findet weltweit statt: Die Nightfever-Abende. Pfarrer Andreas Süß, der damals Student der Theologie in Bonn war und heute als Leitender Pfarrer in Neuss und Korschenbroich aktiv ist, erklärt im Interview, wie es angefangen hat.

Sie haben gemeinsam mit Katharina Fassler, die damals der Gemeinschaft Emmanuel angehörte, den ersten Nightfever-Abend in St. Remigius in Bonn ins Leben gerufen. Wie kamen Sie zu dieser Idee, was bewegte Sie beide damals?

Das war direkt nach dem internationalen Weltjugendtag 2005 in Köln. 1,2 Millionen Jugendliche aus aller Welt nahmen an der Nachtvigil auf dem Marienfeld teil. Wir hatten die Vigil auf dem Marienfeld im Chor mitgestaltet und erlebt, wie 1, 2 Millionen jungen Menschen aus der ganzen Welt - gemäß dem Leitwort - "wir sind gekommen, um ihn anzubeten" - in einer sehr schönen Atmosphäre so in der Anbetung berührt wurden, dass eine junge Frau später unserem Erzbischof schrieb und ihn fragte, ob auch die anderen Jesus so sehr gefühlt haben könnte, wie es ihr ergangen war. Der Erzbischof konnte ihr antworten, dass Jesus Christus jeden Menschen so tief im berühren kann, wenn der Mensch sein Herz ihm öffnet.  

Die Begeisterung war riesig – und wir dachten: Das darf nicht einfach verpuffen! Wir wollten, dass Menschen auch nach diesem Weljugendtag eine Gelegenheit haben, Gott zu begegnen. Katharina Fassler, die bereits Erfahrungen durch die Feier des Barmherzigkeitsabend der Gemeinschaft Emmanuel hatte, und ich saßen zusammen, überlegten, wie wir als weiterentwicklung mit Studierenden verschiedener Fakultäten, Bistümer, Ordensleuten und Geistlichen Gemeinschaften einen Abend im Geiste des Weltjugendtages feiern könnten: Eine offene Kirche, Kerzenschein, Musik, Gebet – und Menschen auf der Straße persönlich einladen, hereinzukommen, Schritte auf Gott hin zu wagen. Gestaltet von jungen Menschen zwischen 15 und 35 Jahren (Weltjugendtagsalter), die dann alle Menschen aller Generationen einladen.

Die Abenden kamen so gut an, dass es Nightfever bald auch in anderen Städten gab. Dazu gab es aber auch immer ein ganzes Konzept – was war Ihnen daran wichtig und hat es sich bis heute so erhalten?

Nightfever ist mehr als „nur“ ein schöner Abend. Es sollte einen Rahmen geben, der überall funktioniert – von der Musik über die Atmosphäre bis zur persönlichen Einladung auf der Straße. Bewegend ist, dass trotz des feststehenden Konzeptes von Nightfever, der gemeinsamen Haltung im Einladen der Passanten, die den Menschen alle Freiheit gibt, auch unsere Einladung abzulehnen, die Art der Gestaltung des Kirchenraumes, der klar visuell Christus in die Mitte stellt, Bibestellen, Fürbittbox, das Angebot mit Priestern zu sprechen, die Hinführung ins Gebet mit Musik und Gebet etc. ist jeder Nightfever-Abend einzigartig, durch die Menschen, die einladen, die sich einladen lassen, durch die unterschiedlichen Musiker, Priester und Mitwirkenden und natürlich Jesus Christus, der jedem auf ganz unterschiedliche Weise begegnet und jeden wunderbar berührt. Daher gibt es für diejenigen, die Nightfever starten möchten, eine intensive Schulung durch ein überregionales Team, das weltweit schult, begleitet und ansprechbar ist. Wir haben auch eine gemeinsame Webseite, auf der alle Abende eingetragen werden. Sie dient der internationalen Vernetzung.

Nightfever möchte in zwei Richtungen wirken: einmal junge Menschen zwischen 16 und 35 Jahren in eine Beziehung mit Jesus Christus einladen, in diesem Glauben zu wachsen (dazu gibt es Glaubensangebote, Exerzitien und Nightfever-Wochenenden) und die andere Richtung ist Menschen zu erreichen, die wir sonst über unsere Gottesdienstangebote nicht erreichen, Passanten mit einer anderen Abendplanung.

Es gibt aber natürlich auch Menschen, die immer wieder zu Nightfever-Abenden kommen. Ehemalige Nightfever-Aktive motivieren wir, sich weiter in ihren Gemeinden einzusetzen und dort eine lebendige Willkommenskultur und Glaubensangebote mitzuermöglichen, wie sie die bei Nightfever erleben durften. Wie hoffen also auch zur Verlebendigung der Gemeinden mit beizutragen. Herzstück von Nightfever – Einladen auf der Straße, zentrale Kirche, an der abends auch Menschen eingeladen werden können, Jesus Christus als der Einladende durch die Lichtgestaltung und Deko betont in der Mitte, Musik, die ins Gebet führt, Bibelstellen, Fürbitt-Box, Gespräche mit Priestern, Segen, Sakrament der Versöhnung, Beichtgelegenheit, Begegnung, mögliche Katechese im Nebenraum, für die, die Vertiefen möchten, Exerzitien und Glaubenswochenenden für die Aktiven – ist bis heute gleich geblieben.

Seit 20 Jahren werden nun Nightfever-Abende gefeiert – weltweit. Waren Sie selbst auch schon einmal woanders mit dabei?

Ja, und das ist ein großes Geschenk! Ich durfte neben meiner Kaplanstätigkeit in vielen deutschen Städten dabei sein, aber auch in London, Rom und Madrid. Mittlerweile gibt es Nightfever in 27 Ländern in Australien, Indien, Kanada, USA, Mexiko und Brasilien…  Es ist beeindruckend, wie unterschiedlich die Kulturen sind – und trotzdem spürt man überall dieselbe Atmosphäre: Offenheit, Frieden, ein spürbares Willkommen und Jesus Christus, der uns einlädt, die Barmherzigkeit Gottes zu erfahren. Wir leben ein Stück Weltkirche auch durch Nightfever.

Was glauben Sie: Was macht die Abende so besonders, warum kommen junge Menschen auch heute noch?

Ich glaube, es ist die in Musik und Atmosphäre erlebbare Schönheit in dem von den jungen Menschen gestalteten Kirchenraum, die gefühlte Verbundenheit in einer großen Gebetsgemeinschaft, Stille, um zu sich und zu Gott zu kommen und die Freiheit, kommen und gehen zu können, wann man möchte. Die Musik und das Licht schaffen eine Atmosphäre, die das Herz öffnet. Und niemand muss irgendetwas leisten oder vorzeigen – jeder darf einfach so da sein. Gerade junge Menschen spüren, dass es um eine echte Begegnung mit Jesus Christus geht.

Gab es besondere Highlights, an die Sie sich gerne erinnern? Vielleicht Begegnungen, die Ihnen im Gedächtnis geblieben sind, oder Momente, in denen Sie gemerkt haben: Ja, genau dafür machen wir das?

Oh ja, da gibt es ganz viele Momente! Am Ende des Abends kommen wir mit den jungen Nightfever-Aktiven zusammen und erzählen einander, wo Gott an diesem Abend gewirkt hat. Einige besonders schöne Momente tragen wir immer zusammen und gehen dann immer sehr froh und dankbar nach Hause.

Einmal kam ein junger Mann, der eigentlich nur auf dem Weg zur Bahn war. Er ließ sich von den jungen Nightfever-Aktiven einladen, wollte eigentlich nur zwei Minuten bleiben, setzte sich in die Bank und blieb lange still sitzen. Später sagte er, er habe seit Jahren nicht gebetet – und hier gespürt, dass Gott ihn nicht vergessen hat. Besonders habe er dies auch im Gespräch mit einem der Priester gespürt bei der Lossprechung. Da wäre eine richtige Last von ihm abgefallen, die er Jahre mit sich herumgeschleppt habe. Das Sakrament der Versöhnung habe er zum letzten Mal vor der Erstkommunion erlebt. Er war total begeistert.

Solche Momente kommen häufig vor, sind für das Team pures Geschenk, Gnade und genau der Grund, warum wir Nightfever Monat für Monat in unseren Städten in den zentralen Kirchen anbieten. Wir möchten, dass viele Menschen, die Liebe und Barmherzigkeit Gottes erfahren. Uns freut natürlich auch sehr, wenn junge Menschen auch Nightfever ihre Berufung finden. Einige Paare haben sich schon bei Nightfever gefunden. Gerade in Rom bei der Audienz mit Papst Leo, hat sich ein Paar segnen lassen, die sich bei Nightfever-Glaubenswochenende kennengelernt haben und nun beide im Erzbistum Köln arbeiten. Da gibt es schon einige Kinder, die nun auch schon bei Nightfever bald einsteigen! Andere Städteleiter sind inzwischen Ordensleute oder Diözensanpriester.

20 Jahre – das ist schon etwas. Hätten Sie gedacht, dass es sich so durchsetzt?

Nightfever war als einmaliger Abend geplant, aber da die Priester uns gebeten haben, dass wir weiterhin Nightfever feiern, da trotz acht Priestern sich immer noch Schlangen bildeten, waren wir ermutigt, weiterhin Nightfever zu feiern.

Foto von Pfarrer Andreas Süß mit dem Nightfever-Logo im Vatikan

Am Anfang spürten wird  den Wunsch, nach dem Leitwort des Weltjugendtags „Wir sind gekommen, um IHN anzubeten!“ Mt 2,2 Jesus in die Mitte zu stellen. Dass daraus eine weltweite Bewegung geworden ist, zeigt mir: Wenn Gott etwas will, dann kann er durch die Kraft des Heiligen Geistes Menschen weltweit inspirieren und zusammenführen, die ihre Kraft, Zeit und Kreativität einbringen, dass Gottes Liebe und Barmherzigkeit allen Menschen erfahrbar wird.

Über die überwältigende Unterstützung von so vielen jungen Menschen, weltweit, den Sehnsucht Gottes, SEINE Barmherzigkeit berührbar zu machen, zu unterstützen, bin ich sehr sehr dankbar! Wir dürfen bei Nightfever erleben, dass Gott mit jedem Menschen in einer Beziehung ist, ob er es weiß oder nicht und dass er jeden Menschen einlädt, neu das Beziehungsangebot anzunehmen. Er kopft an unser Herz! Gerade im Heiligen Jahr haben wir das beim Nightfever im Rom wieder erleben dürfen, als mit rund 2000 Jugendlichen in der Kirche Santa Maria dell’Anima ein großartiger internationaler Nightfever-Abend in der Woche der Jugend gefeiert werden konnte. Insgesamt haben wohl bereits rund 5000 Nightfever-Abende weltweit stattgefunden.

Hinweis

Nightfever ist ein festes geschütztes Konzept. Wer Nightfever beginnen möchte, melde sich bitte über info@nightfever.org beim überregionalen Schulungsteam der Nightfever-Initiative, damit überall im gleichen Geist Nightfever gefeiert wird.

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