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Tagebucheinträge unseres Korrespondenten Nadim K. Ammann:Papst Franziskus besucht Ägypten

27. April: Anba Boula, Koptischer Bischof von Tanta, bei der internationalen Friedesnkonferenz
Datum:
28. Apr. 2017
Von:
Erzbistum Köln/Weltkirche/Ammann
Tagebucheinträge unseres Korrespondenten Nadim K. Ammann

Papst Franziskus besucht als zweiter Papst Ägypten, nachdem Papst Johannes Paul II. Jahr 2000 Ägypten besucht hatte, will. Das ist eine Solidaritätsreise. Seit einiger Zeit erleben die Christen in Ägypten immer wieder Anschläge auf Kirchen. Besonders schlimm haben sie die Attentatsversuche auf ihren Papst Tawadros an Weihnachten und am Palmsonntag erlebt.

 

Papst Tawadros hatte im Jahr 2013 Papst Franziskus im Vatikan besucht und vier Tage mit ihm im Gästehaus des Vatikans gewohnt. Nun also soll Franziskus nach Ägypten. Für die Christen ist das ein tolles Ereignis.

Der Papst ist aber nicht nur von der Kirche sondern auch vom ägyptischen Präsidenten Al Sisi und dem Großimam der Azhar Universität eingeladen worden. Dieser hat eine große internationale Friedenskonferenz mit über 400 Teilnehmern organisiert. Gemeinsam mit Papst Franziskus will er diese abschließen.

 

Da die Erzbistum Köln seit vielen Jahren sehr gute Beziehungen zu den Kirchen in Ägypten unterhält, nimmt Nadim K. Ammann für das Erzbistum an den Veranstaltungen teil. Mit Tagebucheinträgen schildert er seine Erlebnisse aus Ägypten

 

Samstag, 29. April

Der zweite Tag des Papstes in Ägypten galt den Katholiken. Nach den offiziellen Terminen am Vortag fand heute die Hl. Messe im Stadion der Armee statt. Die Armee hatte aus Sicherheitsgründen ihr eigenes Stadion zur Verfügung gestellt.

 

Die Gläubigen waren zum Teil schon am Vorabend mit Bussen aus Oberägypten angereist, die Christen in Kairo mussten um 5:00 zu ihren Bussen, die sie zum Stadion bringen würden. Mir war das zu früh und ich war nicht sicher, ob ich rechtzeitig vom Stadion zum Priesterseminar kommen würde. Also guckte ich mir die Messe im Fernsehen an.

 

Es war eine sehr schöne Messe, die von koptischen Gesängen begleitet wurde. Als Zeichen des Friedens wurden Tauben in den blauen Himmel geworfen. Der Papst machte den Katholiken Mut, sie sollten keine Angst haben, weil in der Liebe die Kraft des Glaubens liegen würde.

 

Nach der Messe fuhr ich mit den Dominikanern zum Priesterseminar. Handys und Kameras mussten im Bus bleiben, daher konnten wir keine Fotos machen. Wir mussten zwei Stunden unter spärlichen Sonnenschirmen auf den Papst warten. Auf dem großen Platz vor dem Seminar waren die Seminaristen, Priester und Ordensleute versammelt.

 

Als der Papst dann endlich kam, riefen alle „Viva il Papa“. Die Freude war groß! Im offenen Papamobil fuhr der Papst um die Menge herum und reichte vielen die Hand. In seiner Ansprache ermahnte er die Verantwortlichen in der Kirche sich nicht von Versuchungen verleiten zu lassen. So nannte er Neid und Geschwätzigkeit und die Versuchung sich mit anderen zu vergleichen. Dem Hl. Vater gelang es mit Bedacht die machen.

 

Auf dem Weg zum Flughafen fragte ich die Taxifahrer wie sie den Papstbesuch empfunden haben. Die Begeisterung ist bei den Muslimen genauso groß. Sie freuen sich, dass in dieser Zeit der Papst gekommen ist und sich solidarisch mit ihnen zeigt. Und sie freuen sich auch für ihre christlichen Mitbürger. Dabei betonen sie, dass die Trennung der muslimischen und christlichen Bevölkerung den Ägyptern fremd ist.

 

Zum Abschluss sitze ich noch mit Christen in einer Bar, sie feiern die gelungene Reise des Papstes. Der Besuch wird in guter Erinnerung bleiben.

 

Freitag, 28. April

Der Papst kommt nach Ägypten. Die Aufregung ist zu spüren. Man erreicht keinen Verantwortlichen mehr. Die Bischöfe müssen rechtzeitig zum Flughafen, um den Heiligen Vater zu empfangen. Da die Straßen gesperrt werden, muss jeder auch rechtzeitig nach Hause.

 

Ich hatte noch Freunde besucht, die glücklicherweise hinter dem Tagungshotel wohnten. Von dort wurden die Tagungsteilnehmer mit Bussen zum Konferenzzentrum der Al Azhar Universität gefahren.

 

Um die Kopfhörer für die Übersetzung zu bekommen, muss man einen Pass oder Ausweis hinterlegen, außerdem dürfen keine Kameras reingenommen werden. Da ich anschl. sofort ins koptische Patriarchat muss, mache ich mir Sorgen, ob ich alles rechtzeitig wiederbekomme.

 

Papst Franziskus ist Botschafter des Friedens in Ägypten

Im Saal treffe ich die ägyptischen Bischöfe. Auch ihnen ist die Anspannung anzusehen. Dann geht es los, Papst Franziskus kommt in Begleitung des Großimam Ahmed al Tayeb. Vor der Begrüßung lädt er alle zu einer Schweigeminute für die Opfer von Terror ein. Dann begrüßt er den Heiligen Vater, der als Botschafter des Friedens nach Ägypten gekommen ist.

 

In seinen Ansprachen wird deutlich wieso diese Reise so wichtig ist. Papst Franziskus hebt die Bedeutung Ägyptens für die Region hervor. Er lobt das Engagement des Präsidenten, der sich für die Einheit des Landes einsetzt. Er lobt das Engagement der Religionen, sich für den Frieden einzusetzen und die Gewalt verurteilen.

 

Sein Besuch ist ein Besuch der Solidarität. Er möchte alle Bemühungen unterstützen, er möchte dass die Welt sieht, dass die Ägypter kein Volk der Gewalt sind und dass dieses Land, das die Heilige Familie aufgenommen hat, auch weiterhin ein Land der Gastfreundschaft ist. Daher kommt er gerne als Gast.

 

Weil es dann tatsächlich länger dauert bis ich meinen Pass bekomme, die Busse mit den Bischöfen sind dann schon weg und das mit zugesagte Auto gibt es nicht. Ich nehme mir ein Taxi und komme auch pünktlich an. Da meine Zulassung aber mit der Delegation ist, und der Dominikaner nicht mehr raus darf, komme ich nicht rein.

 

Ich höre die Ansprachen der beiden Päpste im Radio des Taxis das mich nach Zamalek fährt. Ich bin schon etwas enttäuscht. Die Begegnung ist sehr wichtig. Ich kenne Papst Tawadros, konnte ihm zwei Mal privat begegnen und weiß daher, wie sehr sich die beiden Päpste schätzen.

 

Das gemeinsame Gebet am Ort des Anschlags von Weihnachten ist dann auch sehr wichtig. Alle Ägypter verfolgen die Begegnungen des Papstes mit großer Aufmerksamkeit. Der Papst ist als Botschafter des Friedens in Ägypten.

 

Donnerstag, 27. April

Dass Ägypten sich auf den Besuch freut, kann man schon auf dem Weg zum Flughafen in die Stadt sehen. Große Plakate zieren die Straße. „The Pope of Peace in Egypt of Peace“ steht darauf. Der Papst kommt als Friedenspapst nach Ägypten und zwar zu allen Ägyptern. Auch die Muslime freuen sich auf seinen Besuch.

 

Internationale Friedenskonferenz

Die Christen sind mit etlichen Würdenträgern an der internationale Friedenskonferenz beteiligt. Höchster Würdenträger ist der ökumenische Patriarch von Konstantinopel, S. Allheiligkeit Bartholomäus. Die katholische Kirche ist auch gut vertreten. So nehmen S.S. Gregorios III. Laham, Patriarch der Griechisch-katholischen Kirche, S.S. Louis Sako, Patriarch der Chaldäer und S.S. Ibrahim Sedrak, Patriarch der Koptisch-katholischen Kirche teil. Außerdem sind auch Bischöfe der maronitischen und armenisch-katholischen Kirche anwesend. Die Dominikaner sind mit sechs Priestern dabei. Ich gehe mit den Dominikanern, weil der Direktor des IDEO, dem Institut der Dominikaner für orientalische Studien mich eingeladen hat, bei ihnen zu wohnen.

 

Das ist hilfreich, weil das IDEO über sehr gute Kontakte zur Azhar Universität verfügt. Ich kann mit den Brüdern mitfahren und mich mit ihnen über die Redebeiträge austauschen.

 

Die Konferenz beeindruckt mich. Weil die Azhar Universität dazu eingeladen hat und weil so viele daran teilnehmen. Es scheint allen wichtig zu sein. Fazit des langen Tages mit 22 Wortbeiträgen ist dass man gemeinsam mehr für den Frieden machen möchte und dass Religionen nicht für den Terror manipuliert werden dürfen.

 

Die Familie meiner Frau stammt aus Tanta und so freue ich mich auch, dass der Koptisch-Orthodoxe Bischof von Tanta, Anba Boula, als Stellvertreter des Koptischen Papstes Tawadros auf der Konferenz spricht. Trotz des schlimmen Anschlags spricht er von Liebe, weil Gott die Quelle der Liebe sei. Seine Botschaft ist toll.

 

Vorfreude auf Ansprache des Papstes

Ich bin gespannt wie der morgige Tag wird, wenn dann endlich Papst Franziskus zu den Konferenzteilnehmern spricht. Bei den Organisatoren in der katholischen Kirche kann man die Nervosität spüren. Vieles ist noch unklar, vor allem wie man angesichts des Verkehrs rechtzeitig zu den Veranstaltungsorten kommt.

 

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