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Den Menschen Mut geben:Projekt GeSA: Geflüchtete Menschen bei der Jobsuche unterstützen

Foto einer Gesprächssituation
Datum:
1. Okt. 2025
Von:
Newsdesk/jst
Geflüchtete Menschen, die in Deutschland arbeiten möchten, stehen vor komplexen Herausforderungen. Der Zugang wird durch Faktoren wie Sprachbarrieren, Asylstatus und fehlende Anerkennung von Qualifikationen erschwert. Das Projekt „GeSA – Gemeinsam Stark auf dem Arbeitsmarkt“ der Aktion Neue Nachbarn setzt hier an.

Im Projekt „GeSA – Gemeinsam Stark auf dem Arbeitsmarkt“ wird bei der Arbeitsmarktintegration von geflüchteten Menschen ein ganzheitlicher Ansatz verfolgt, der auf drei Säulen fußt: Beratung und Job-Coaching, Empowerment- und Bildungsangeboten sowie Peer- und Jobpatenschaften. Professionelle Beratung und Coaching werden mit ehrenamtlicher Begleitung kombiniert, um bedarfsgerechte Unterstützung zu leisten. 

Foto einer Gesprächssituation.

Die Beratungsstellen Arbeit, die katholische Jugendagentur (KJA), ein Fachdienst für Integration und Migration (FIM) der Caritas im Erzbistum Köln und Ehrenamtliche arbeiten dabei eng zusammen.

GeSA im Rhein-Kreis Neuss

Bei der Caritas im Rhein-Kreis Neuss ist die offene Sprechstunde des Fachdienstes für Integration und Migration (FIM) an der Salzstraße die erste Anlaufstelle. Die hier tätigen Fachkräfte beraten, informieren und unterstützen bei der Arbeitsmarktintegration. Jede Situation wird individuell betrachtet: Welcher Schulabschluss liegt vor? Wurde bereits eine Ausbildung oder ein Studium absolviert?

Parallel dazu wird ein strukturiertes Bewerbungstraining angeboten. Die Beraterinnen und Berater unterstützen beim Erstellen beruflicher Profile sowie von Lebenslauf und Anschreiben und bereiten auf Vorstellungsgespräche vor.

Foto der beiden Berater Julia Paltian und Fadi El Abbas.

Fadi El Abbas koordiniert als Integrationsbeauftragter der Aktion Neue Nachbarn die Aufgaben in Neuss: „Das Projekt ist deshalb so wichtig, weil wir die Möglichkeit haben, ganz individuell auf die Menschen und ihre Situation einzugehen.“ Die Berater:innen helfen dabei, den passenden Ansprechpartner oder den besten Weg zu finden. Das ist gar nicht so einfach, wie auch Julia Paltian weiß. Sie ist eine von zwei hauptamtlich Beratenden.

Es sei viel Informationsarbeit notwendig, berichtet sie: „Welche Wege gibt es und welcher davon ist gerade sinnvoll? Was braucht es, um in seinem gelernten Fachgebiet arbeiten zu können oder aber die gewünschte Ausbildung zu beginnen? Die vielen Hürden und Schritte verlangen Geduld und Durchhaltevermögen. Deshalb ist es wichtig, die Menschen auch zu ermutigen“, meint Paltian.

Abdulrahman Al Nassier etwa wartet bereits eine Weile auf die Anerkennung seiner Ausbildung zum Medizinisch-technischen Radiologieassistenten (MTRA). Er stammt aus Syrien und hat in Deutschland bereits ein Praktikum im Krankenhaus absolviert. Hier möchte er auch seine Anerkennung machen. Solange der Status jedoch nicht klar ist, kann er seinen Beruf als Fachkraft  im Gesundheitswesen in Deutschland nicht ausüben – trotz Fachkräftemangel.

Individuelle Begleitung durch Jobpaten

Engagierte, die den deutschen Arbeitsmarkt kennen, bringen als Jobpaten ihre Zeit und gegebenenfalls ihr Netzwerk ein. Der 29-jährige Edris Esmaeilzadeh aus dem Iran etwa hatte bereits ein abgeschlossenes Elektrotechnikstudium und erhielt Unterstützung durch seine Jobpatin Wiebke Sanders, die selbst Elektrotechnik studiert hatte.

Foto von einer Beratungssituation.

Ihre Kenntnisse und ihr Netzwerk trugen dazu bei, dass die Jobsuche an der richtigen Stelle ansetzen konnte. Aber ihm ist auch klar: „Wenn man ein Ziel hat, dann muss man auch dranbleiben!“

Wiebke Sanders engagiert sich seit 2023 bei der Caritas und ist als Jobpatin sowohl per Zoom als auch vor Ort ansprechbar. Der Austausch unterstützt dabei auch das Sprachenlernen, ein weiterer Vorteil des Jobpatenprogramms. Sie hatte ursprünglich als Sprachcoach angefangen, bald aber für sich erkannt, dass Sprache und Jobsuche eng verknüpft sind. Wichtig sei auch, so Wiebke Sanders, dass man eine vertrauensvolle Bindung aufbaue, um gemeinsam auf ein Ziel hinarbeiten zu können.

Auch Gholam Farooq Osmani, der aus Afghanistan stammt und seit zwei Jahren in Deutschland ist, steht im Austausch mit einem Jobpaten. Der 28-Jährige möchte hier eine Ausbildung im Bereich Sanitär- und Heizung machen und wird bei den Bewerbungen durch seinen Jobpaten unterstützt, der ihm mit seinem Know-how zur Seite steht.

FB24: GeSA - Neuss

Das Projekt GeSA am Standort Neuss

„Stark im Job“ für Frauen

Speziell für Frauen gibt es die Workshop-Reihe „Stark im Job“, die unter anderem in Neuss angeboten wird. Kursleiterin Zehra Akinci kennt die Herausforderungen, vor denen gerade Frauen stehen. Denn sie sind oftmals mit zusätzlichen Belastungen bei der beruflichen Integration konfrontiert – wie etwa bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf. 

Foto von Kursleiterin Zehra Akinci, die Empowerment-Workshops für Frauen anbietet.

In ihrer Workshopreihe geht es um Resilienz, Selbstwirksamkeit oder ein entsprechendes Mindset: Was will ich? Für viele Frauen bleibt im Alltag wenig Raum, um sich überhaupt einmal selbst diese Frage zu stellen. Tatsächlich gestalten sich so aber die nachfolgenden Prozesse nachhaltiger, weil die Teilnehmerinnen lernen, bei einem Misserfolg nicht gleich aufzugeben, sondern ihr Ziel zu verfolgen.  

Der Workshop ist niedrigschwellig und interaktiv gestaltet. „Das Format wird gut von den Frauen angenommen“, sagt Zehra Akinci. „Es geht ja nicht nur um die Sprache. Die Frauen müssen auch an sich glauben!“

Ein Blick nach Köln-Höhenhaus

Eine, die gelernt hat, an sich zu glauben, ist Jennifer Osazee. Die 21-Jährige aus Nigeria kam am Standort Köln-Höhenhaus mit dem GeSA-Projekt in Berührung. Hier ist es beim ABC Höhenhaus (ArbeitslosenBürgerCentrum) angesiedelt, wo man sich auf die Beratung und Unterstützung von Menschen spezialisiert hat, die von Arbeitslosigkeit betroffen oder bedroht sind.

Foto einer Projektteilnehmerin.

Jennifer Osazee hatte nach einem Erstorientierungskurs durch ihre ehemalige Lehrerin Natalie Linke von dem Beratungsangebot im Projekt GeSA erfahren. Gemeinsam schaute man im ABC Höhenhaus auf das, was die 21-Jährige an Stärken und Erfahrungen mitbrachte und welchen Weg sie einschlagen wollte. Mittlerweile hat sie durch den Besuch einer Abendschule den Hauptschulabschluss der 9. Klasse erreicht und strebt an, bis Februar 2026 auch die 10. Klasse erfolgreich abzuschließen. Nebenbei arbeitet sie in Teilzeit als Pflegehelferin bei der Caritas, und das schon mit dem Blick auf ihr eigentliches Ziel: Jennifer Osazee möchte Krankenschwester werden. Genauer gesagt, Krankenschwester mit einer Weiterbildung zur operationstechnischen Assistentin (OTA). Nach ihrem Schulabschluss möchte sie ihre Ausbildung anfangen.

Natalie Linke ist inzwischen selbst Beraterin beim ABC Höhenhaus und auch für GeSA im Einsatz. Generell, so Linke, kommen Menschen ganz unterschiedlicher Altersgruppen zum ABC Höhenhaus. Und natürlich hat jemand mit 40 andere Bedarfe als jemand, der noch am Anfang seiner beruflichen Karriere steht, Menschen mit internationaler Familiengeschichte andere als jemand, der hier aus anderen Gründen arbeitslos geworden ist.

Netzwerke nutzen

Neben Einzelberatungen bietet man in Höhenhaus auch Gruppenworkshops und Bewerbertraining an. Manche wissen gar nicht so genau, was sie machen wollen, und benötigen daher eine Berufsorientierung. Für andere wiederum steht die Anerkennung ihrer Zeugnisse im Vordergrund oder die Frage, was man sich von einer vorherigen Ausbildung anrechnen lassen kann.

Dass man im Einzelfall auf das Netz der Caritas zurückgreifen kann, hat sich hier als sehr hilfreich erwiesen, wie sie berichtet: „Das Netzwerk ist der Vorteil eines großen Verbandes.“ So konnte Jennifer Osazee von ihr in ein Praktikum vermittelt werden, das in einem ersten Schritt zur ihrer Teilzeitstelle als Pflegehelferin führte und in ihrer Berufswahl sehr bestärkt hat.

FB24: GeSA - Köln

GeSA am Standort Köln-Höhenhaus

Eine Herausforderung sieht Natalie Linke übrigens in den Sprachkursen: Gefördert, berichtet sie, werden vom Bundesministerium für Migration und Flüchtlinge oft nur noch Kurse bis zum Level B1. Potentielle Arbeitgeber fordern aber wiederum oft das Level B2. Diese Lücke ließ sich im Fall von Jennifer Osazee durch ihren Schulbesuch schließen, für viele andere ist das jedoch eine zusätzliche Hürde.

Gruppenbild von drei Frauen vor dem ABC Höhenhaus.

„Es gibt Arbeitgeber, die finanzieren ihren Arbeitnehmern diesen Sprachkurs. Ich würde mir wünschen, dass mehr Unternehmen dafür sensibilisiert würden und etwas offener für Menschen mit internationaler Familiengeschichte wären“.

Natalie Linke sieht hier noch einiges Potential, geflüchteten Menschen den Weg auf den deutschen Arbeitsmarkt zu erleichtern. Umso mehr freut sie sich, dass Jennifer Osazee ihren Weg macht und zielstrebig auf ihr Ziel hinarbeitet.

Dass der Schritt auf den Arbeitsmarkt am Ende gelingen kann, dafür wird im Projekt GeSA sehr viel getan. 

Zum Projekt GeSA

Das Projekt GeSA der Aktion Neue Nachbarn im Erzbistum Köln startete im Juli 2023 und läuft noch bis einschließlich Juni 2026. Im Jahr 2024 standen 175.900 Euro für das Projekt zur Verfügung.

An vier Standorten – ABC Höhenhaus/CV Köln (Beratungsstelle Arbeit), CaritasSozialdienste Rhein-Kreis Neuss (FIM), KJA OJB Leverkusen und Caritasverband Wuppertal/Solingen – ermöglichen insgesamt vier Hauptamtliche sowie mehrere Ehrenamtliche, Geflüchteten einen besseren Zugang zum deutschen Arbeitsmarkt.

Im Projekt wird ein ganzheitlicher Ansatz verfolgt, der auf drei Säulen fußt: der Beratung und dem Job-Coaching, den Empowerment- und Bildungsangeboten sowie den Peer- und Jobpatenschaften. Professionelle Beratung und Coaching werden mit ehrenamtlicher Begleitung kombiniert, um bedarfsgerechte Unterstützung zu leisten.

Über die Aktion Neue Nachbarn

Seit November 2014 setzt sich die von Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki initiierte Aktion Neue Nachbarn für eine Willkommens- und Integrationskultur von geflüchteten Menschen ein. Im Fokus stehen nicht nur die Geflüchteten und ihre Bedarfe, sondern auch Ehrenamtliche, die sich freiwillig für Geflüchtete einsetzen und ihnen – den neuen Nachbarn – beim Ankommen und der sprachlichen, schulischen und beruflichen Integration helfen. 2024 wurde das 10-jährige Jubiläum im KSI in Siegburg gefeiert.

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