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Wie wir mit unserer Ernährung das Klima positiv beeinflussen können:Tipps und Tricks für klimafreundliche und nachhaltige Ernährung

Gärtnern am Hochbeet mit v.l. Bernadette Jochens und Lizzy Carduck
Datum:
9. Juni 2022
Von:
Newsdesk/dk
Wie wir mit unserer Ernährung das Klima positiv beeinflussen können

Natur­katas­trophen, Hungers­nöte und Arten­sterben – von Jahr zu Jahr wer­den die Fol­gen der glo­balen Klima­krise immer deut­licher sicht­bar. Die Um­welt zu schüt­zen und die Schöp­fung zu be­wahren ist des­halb eine der größ­ten Heraus­forde­rungen der heu­tigen Zeit. Was viele nicht wissen: Unsere Ernährungs­weise spielt dabei eine bedeu­tende Rolle, sagt Bernadette Jochens.

Die Gesund­heits- und Ernährungs­beraterin klärt auf, mit welchen Tipps und Tricks eine nach­haltige Ernäh­rung gelingt, die das Klima positiv beein­flusst, und wie nun auch Kölner Kinder­gärten auf klima­freundliches Kochen setzen. Als Regional­entwick­lerin für das Projekt Stei­gerung von Regiona­lität und Nach­haltig­keit in Kölner Kitas, kurz StErn Kita, des Ernährungs­rats für Köln und Umge­bung e.V. setzt sie sich für emissions­arme und klima­freund­liche Wege der Verpfle­gung sowie für Möglich­keiten der Wissens­vermitt­lung zu den Themen Nach­haltig­keit und Ernäh­rung ein.

Bernadette Jochens - Regionalentwicklung StErn-Kita

Newsdesk: Im Zuge der Klima­krise hat das Thema Nach­haltig­keit massiv an Bedeu­tung ge­wonnen. Inwie­fern spielt unsere Ernährungs­weise eine Rolle für den Klima­schutz?

Bernadette Jochens: Die Agrar­wirtschaft trägt einen erheb­lichen negativen Teil zum Klima­wandel bei. Der hohe CO2 Aus­stoß ist beispiels­weise bedingt durch lange Trans­port­wege, Ein­satz von Dünge­mitteln und Pesti­ziden, Massen­tier­haltung oder auch Brand­rodung, um Flä­chen für den An­bau von Futter­mitteln zu schaffen.

Selbst wenn man den Aus­stoß von Treib­haus­gasen in allen anderen Sek­toren, wie dem Verkehrs- oder Energie­sektor, sofort stoppen wür­de, im Ernäh­rungs­sektor aber alles so be­ließe wie bisher, könnten wir das 1,5-Grad-Ziel des Pariser Klima­ab­kommens nicht ein­halten. Daher ist es so wichtig, zu fragen, wie wir uns denn er­nähren wollen und vor allem sollten, um diesen Pla­neten lebens­wert zu hinter­lassen.

Newsdesk: Was genau be­deutet über­haupt nach­haltige Ernäh­rung?

Bernadette Jochens: Generell bedeutet Nach­haltig­keit, dass wir Ressour­cen nur so nutzen, dass diese auch zukünf­tigen Gene­rationen in der glei­chen Quali­tät und Quanti­tät zur Ver­fügung stehen. Mit an­deren Wor­ten: keine Aus­beutung von Lebe­wesen und Öko­sys­temen.

Auf die Er­nährung be­zogen gibt es da ver­schiedene Ansatz­punkte auf unter­schied­lichen Ebe­nen. Ange­fangen beim regio­nalen Ei­kauf, saiso­nalem Kochen, höhe­rem An­teil von bio­logisch und fair produ­zierten Lebens­mitteln über die Reduk­tion von in Plas­tik ver­packten Waren und Ver­ringerung des Fleisch­konsums bis hin zur Ver­meidung von Lebens­mittel­abfällen gibt es viele Ent­scheidungen für nach­haltige Ernäh­rung, die wir als End­kundinnen und End­kunden treffen können.

Dazu muss man sich natür­lich erst einmal fragen: Wel­chen Weg hat denn mein Essen ge­nommen, bevor es auf dem Teller gelan­det ist? Wer hat es wo ange­baut bzw. produ­ziert und unter wel­chen Bedin­gungen? Und es ist wichtig, sich immer wieder vor Augen zu führen, dass wir mit unserer Nach­frage auch tat­sächlich das Angebot be­stimmen. Wenn niemand mehr Erd­beeren im Winter kauft, ver­schwinden sie auch ganz schnell aus den Rega­len.

Gemeinschaftsverpflegung der Kitas durch Feldling - Logistikpartner für regionale Verpflegung
v.l. Johannes Decker, Daniel Neumann, Sonja de Günther (Kitaleiterin Quäker Nachbarschaftsheim), Lizzy Carduck, Bernadette Jochens

Newsdesk: Viele Kon­sumenten glau­ben, dass nur Bio­produkte nach­haltig sind. Stimmt das? Und woran er­kenne ich nach­haltige Pro­dukte?

Bernadette Jochens: Es gibt sehr viel, was man an seinem Konsum­verhalten ändern kann, um sich nach­haltiger zu ernäh­ren. Wie man nach dem Kauf der Waren damit um­geht, ist ge­nauso wichtig, wie das, was man ein­kauft. Auf Bio­produkte zu achten ist sicher­lich ein wirkungs­voller Schritt, aber nicht der ein­zige. Außer­dem ist das für viele Men­schen oft auch eine Frage des finan­ziellen Spiel­raums.

Hinzu kommt, dass es auch land­wirtschaft­liche Be­triebe gibt, die sich um Nach­haltig­keit be­mühen – z.B. auf Dünge­mittel und Pesti­zide ver­zichten, Blüh­streifen ste­hen lassen, etc. – aber nicht bio­zertifi­ziert sind. Wer es genau wissen will, kann in der Regel bei den Be­trieben nach­fragen. Unserer Er­fahrung nach sind die Land­wirtinnen und Land­wirte für Ge­spräche offen.

Gene­rell gilt: je we­niger Trans­port­wege und Ver­arbeitungs­schritte ein Pro­dukt hinter sich hat, umso nach­haltiger ist es. Kar­toffeln aus dem Rhein­land sind nach­haltiger als aus Ägyp­ten und selbst­gemachtes Kartoffel­püree ist viel nach­haltiger, als aus der Tüte angerühr­tes.

Newsdesk: Viele Men­schen glau­ben, dass ein nach­haltiger Lebens­stil teuer ist. Geht Nach­haltig­keit auch kosten­günstig?

Bernadette Jochens: Auf jeden Fall! Oft­mals sind Waren, die gerade sai­sonal in Deutsch­land erhält­lich sind, auch kosten­günstiger, daher lohnt sich die Um­stellung auf saiso­nale Rezep­te gleich doppelt. Laut einer Studie des Bundes­minis­teriums für Ernäh­rung und Land­wirt­schaft ent­steht zudem über die Hälf­te der in Deutsch­land wegge­worfenen Lebens­mittel­abfälle in Privat­haus­halten – auch da ist ein deut­liches Spar­potential zu er­kennen.

Und um beim Thema Abfall­reduktion zu blei­ben: Es gibt in Deutsch­land immer mehr Ange­bote aus dem Be­reich Food­sharing/Food­saving, auch in Köln. Dort werden Lebens­mittel kurz vor oder nach dem Mindest­halt­barkeits­datum vor der Tonne ge­rettet und sehr kosten­günstig – manch­mal auch kosten­frei – ange­boten. Jede Packung, die man so vor der Entsor­gung rettet, spart auch Emissionen beim ei­genen Ressourcen­ver­brauch.

Nachhaltigkeitsbildung mit Kindern im Rahmen des StErn-Kita-Projekts

Newsdesk: Als aus­gebil­dete Gesund­heits- und Ernäh­rungs­berate­rin sind Sie in der Regional­entwick­lung des Pro­jekts StErn-Kita tätig. Wie genau sieht Ihre Ar­beit aus? Was ist das Ziel des Pro­jekts?

Bernadette Jochens: Im StErn Kita Pro­jekt werden Gemein­schafts­ver­pflegung und Er­nährungs­bildung mitein­ander ver­knüpft. Wir haben in enger Zu­sammen­arbeit mit den betei­ligten Ein­rich­tungen und land­wirt­schaft­lichen Betrie­ben emissions­arme und klima­freund­liche Wege der Essens­ver­pfle­gung getes­tet und eta­bliert. Durch den beglei­tenden Bildungs­ansatz konnten wir zudem junge Men­schen für eine bewuss­te und zukunfts­orien­tierte Handlungs­weise sensi­bili­sieren und ihnen so er­mög­lichen, eines Tages aktiv das Leben in der Region mit­zugestal­ten.

Die Kin­der wiede­rum tra­gen die Ideen oft in ihre eige­nen Fami­lien und so wächst es selbst­ständig weiter. Ich berate die Kitas bedarfs­orientiert, um eine indivi­duelle Um­setzung der Kon­zepte zu ermög­lichen. Flexibi­lität und Anpass­barkeit der Ansätze sind Grund­voraus­setzungen für das Gelin­gen meiner Arbeit.
Am Ende der 30-mona­tigen Projekt­lauf­zeit wird ba­sierend auf den erho­benen Daten und ge­sammelten Erkennt­nissen ein Gesamt­konzept er­stellt, das auf andere Ein­richtun­gen in der Region über­tragen werden soll.

Newsdesk: Wie können Kin­der alters­gerecht über das Thema nach­haltige Ernäh­rung aufge­klärt werden?

Bernadette Jochens: Kinder nehmen das Thema meiner Er­fahrung nach sehr offen und voller Begeis­terung an. Natur­erleben, der Anbau von Gemüse und ess­baren Pflan­zen – das alles sind wich­tige Bestand­teile unseres Kon­zepts der Ernährungs­bil­dung. Der Effekt der nach­haltigen Ernäh­rung ist dabei eher das Ergeb­nis als die Methode.

An erster Stelle steht die spie­lerische und alters­gerechte Ausein­ander­setzung, die bei den pädago­gischen Fach­kräften liegt. Aber ein Kind, das ein­mal erfah­ren hat, wie lange es dauert, bis eine Salat­gurke reift und wie viel Wasser und Pflege sie benö­tigt, ent­wickelt eine beson­dere Wert­schätzung für Lebens­mittel. Ich habe schon oft von den Kitas das Feed­back be­kommen, dass die Kinder den Salat­teller leer essen, wenn sie die Kräu­ter dafür selbst ern­ten dür­fen oder der Roh­kost­teller belieb­ter ist, seit die Kinder wissen, dass das Ge­müse im Zuge unse­res Pro­jektes frisch geern­tet wurde. Es sind oft­mals ganz kleine Verän­derungen, die eine große Wir­kung zeigen.

Ein an­derer Ansatz­punkt ist die Inte­gration der Kinder in die viel­fältigen As­pekte des nach­haltigen Kochens. Ob das Brot­backen in der Gruppe ist oder die Ver­mittlung von Wissen über Halt­barkeits­machung von Lebens­mitteln: auch das sind wich­tige Erfah­rungen, die viele nicht mehr im Eltern­haus machen. Wir im StErn Kita Pro­jekt können die Ein­richtun­gen, die das auf­fangen wollen, bei der Um­setzung unter­stützen.

Schulung zum nachhaltigen Kochen 
v.l. Bernadette Jochens, Stefan Brandt, Lizzy Carduck

Tipps und Best Practice Beispiele für nachhaltige Ernährung

Für eine nach­haltige Ernäh­rung sind aus Sicht von Bernadette Jochens zwei Be­reiche im ei­genen Ver­halten wichtig, die mit ein paar Tipps und Tricks leicht selber ver­ändert wer­den können:

  • Ei­genes Kon­sumver­halten hinter­fragen
    • Worauf lege ich Wert?
    • Achte ich beim Ein­kauf auf das Her­kunfts­land der Waren?
    • Achte ich darauf, wie meine Waren pro­duziert werden?
    • Wie häufig esse ich Fleisch und Fisch?
    • Wie stark sind die Lebens­mittel verar­beitet, die regel­mäßig im Einkaufs­wagen landen?
  • Zube­reitung der Lebens­mittel
    • Selber kochen oder kochen lernen
    • Sich Zeit zum Kochen nehmen
    • Pro­bieren, beim Kochen mög­lichst alles zu verar­beiten
    • Pla­nung, damit nichts weg­geworfen werden muss
    • Gibt es nach­haltige Alter­native, mit denen ich Dinge, die ich regelmäßig esse, aus­tauschen kann, z.B. im Rhein­land ange­bauter „Kinoa“ (Quinoa) als Ersatz für Reis
    • „gerettete“ Lebens­mittel ver­wenden
    • Regio­nale Pro­dukte kaufen und die Land­wirtschaft in der Region unter­stützen

Viele Kanäle auf Social Media be­schäftigen sich mit dem Thema nach­haltige Ernäh­rung und liefern Infor­mationen und Inspira­tionen. Und auch in der ei­genen Stadt oder Region gibt es Initia­tiven und Ver­eine, die nach­haltige Ernäh­rung fördern oder bei denen der Ver­braucher direkt selber zum Erzeu­ger wird.

StErn Kita Projekt: www.stern-kita.koeln

Ernährungs­rat Köln: www.ernaehrungsrat-koeln.de

Zero Waste Köln: zerowastekoeln.de

Fairteiler: www.foodsharing.de

The Good Food: www.the-good-food.de

Soli­darische Land­wirt­schaft: www.solidarische-landwirtschaft.org

Messe für nach­haltige Ernährungs­bildung: www.stern-kita.koeln/messe-ernaehrungsbildung/ 

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