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Service

Domschweizerinnen – Aufsichtspersonal – Dompropst Gerd Bachner:Weibliche Verstärkung für die Domschweizer

Domschweizerinnen
Datum:
14. Mai 2019
Von:
Kölner Dom
Domschweizerinnen – Aufsichtspersonal – Dompropst Gerd Bachner

Dompropst Gerd Bachner hat am Dienstag, 14. Mai, die ersten vier Domschweizerinnen am Kölner Dom vorgestellt.Claudia Drolshagen und Andrea Petzenhauser verstärken das Team der Aufsichtskräfte seit dem 15. April, Hedi Michels hatte ihren Arbeitsbeginn am 1. Mai. Susanne Rückes stößt zum 1. Juni dazu.

„Die Formulierung ‚Heute ist ein historischer Tag‘ sollte man nicht leichtfertig gebrauchen – aber auf den heutigen Tag trifft sie wirklich zu“, so Dompropst Bachner auf einer heutigen Pressekonferenz. Nach mehreren Jahrhunderten, in denen der Aufsichtsdienst am Kölner Dom ausschließlich von Männern, den sogenannten ‚Domschweizern‘ ausgeübt worden ist, bekleiden nun auch die ersten Frauen dieses Amt. „Wir möchten, dass der Dom als ein Ort des Willkommens und der Zuwendung wahrgenommen wird“, so Bachner. „Die Domschweizer bereiten dafür das Entrée: Sie gelten als Visitenkarten und zentrale Wegweiser in unserer Kathedrale. Dass in diesem Amt nun auch Frauen im Einsatz sind, bereichert und erfrischt unseren Dom ungemein.“

Bachner zeigte sich überzeugt, dass mit Claudia Drolshagen, Andrea Petzenhauser, Hedi Michels und Susanne Rückes vier Domschweizerinnen gefunden seien, die ihren Dienst mit großem Enthusiasmus und einem feinen Gespür für Menschen ausübten. „Alle vier bringen wertvolle Lebenserfahrung und viel Persönlichkeit mit an den Dom“, so der Dompropst. „Für ihren Arbeitsbeginn wünsche ich Ihnen Gottes reichen Segen, viele erfüllende Momente und eine ordentliche Portion Gelassenheit.“

Offiziell bereits seit dem 15. April am Dom angestellt sind Claudia Drolshagen (55) und Andrea Petzenhauser (35). Drolshagen ist examinierte Altenpflegerin und war in den vergangenen 25 Jahren als kaufmännische Angestellte im Ingenieurbüro ihres Mannes tätig. Rund 70 Stunden monatlich ist sie nun am Dom im Einsatz. „Der Dom hat mich schon als Kind fasziniert“, sagt sie. „Über all die Jahre ist er für mich Fixpunkt und Ruheoase geblieben. Wenn vor Konzerten auf dem Roncalliplatz die Domglocken läuten, war das für mich immer ein Gänsehautmoment. Ich freue mich, dass es mir meine neue Aufgabe ermöglicht, Teil des Domes zu sein und Menschen aus aller Welt darin zu begrüßen.“ Besonders freue sie sich, wie offen das Team der Domschweizer sie aufgenommen habe: „Das war und ist sehr herzlich. Wir Neuen werden da sehr liebevoll an die Hand genommen.“

Andrea Petzenhauser stammt aus Vilshofen an der Donau und ist als Wirtschaftsjuristin und Übersetzerin tätig. „Der Kölner Dom ist für mich das Symbol meiner neuen Heimat“, sagt sie. „Er grüßt mich schon von Weitem, wenn ich nach einem Besuch in Bayern nach Köln zurückkomme. Im Dom-Innenraum wiederum sind die Bayernfenster ein ganz besonderer Ort für mich, weil sie eine Brücke zu meiner Heimat schlagen.“ Wenn es ihr mal nicht so gut gehe, sagt sie, steige sie gerne auf den Südturm des Domes. „Dieser Perspektivwechsel tut mir gut: Die Aussicht überrascht mich jedes Mal aufs Neue, aber auch der Dom selbst und seine unglaubliche Größe – im tatsächlichen, wie auch übertragenen Sinn. Da sieht manches Problem gleich viel kleiner aus.“ Ihre neue Aufgabe als Domschweizerin, die sie in geringfügiger Beschäftigung nachgeht, erfülle sie mit Stolz. „Vor allem ist es mir eine Ehre, als eine der ersten Frauen Teil dieser alten Tradition am Dom zu sein.“

Hedi Michels (58) hat ihren Dienst als Krankenschwester am Vinzenz-Pallotti-Hospital in Bergisch-Gladbach zum 1. Mai reduziert, um rund 24 Stunden im Monat am Dom im Einsatz zu sein. „ Durch den täglichen Umgang mit Patientinnen und Patienten bin ich es gewöhnt, sensibel und hellhörig für Anliegen und Bedürfnisse zu sein“, sagt sie. „So möchte ich auch den Besucherinnen und Besuchern im Kölner Dom mit offenen Augen und Ohren begegnen.“ Mit ihrer Anstellung als Domschweizerin tritt sie in die Fußstapfen ihres Urgroßvaters, der als Kirchenschweizer in Oberhausen tätig war. „Für mich geht ein Kindheitstraum in Erfüllung“, so Michels. „Im Dom spüre ich, dass ich in meinem Glauben angekommen bin – und vielleicht gelingt es mir, etwas von dieser Begeisterung weiterzutragen.“

Zum 1. Juni wird Susanne Rückes (52) ihren Dienst als Domschweizerin antreten. Vorher war sie in Teilzeit als Mitarbeiterin im Sekretariat des Caritasverbandes der Stadt Köln tätig. „Ich möchte mich beruflich verändern – weg vom Schreibtisch, hin zu direkten menschlichen Kontakten“, sagt sie. „Der Dom bedeutet für mich Heimat. Wenn ich mit eigenen Besuchern im Dom unterwegs bin, erfreue ich mich immer an deren Begeisterung für dieses Bauwerk. Ich freue mich schon sehr, Besucher aus aller Welt als Domschweizerin begrüßen zu dürfen und für ihre Fragen und Anliegen zur Verfügung zu stehen.“

Eingearbeitet werden die neuen Aushilfskräfte von Domschweizer-Schichtführern wie Marco Felgenheuer. „Wir freuen uns sehr über die weibliche Verstärkung unseres Teams“, sagt der 27-Jährige. „Nachdem wir sie in die verschiedenen Aufgaben eingewiesen haben, werden die Kolleginnen vollständig in unseren Laufplan integriert. Ihr Dienst am Dom unterscheidet sich also in keiner Weise vom Dienst ihrer männlichen Kollegen.“ Auch die Dienstkleidung der Domschweizerinnen entspricht jener der Domschweizer: Sie tragen – am heutigen Tag erstmals – rote, mit schwarzem Samt besetzte Talare.

Aktuell gibt es am Kölner Dom 29 Domschweizerinnen und Domschweizer: 26 Männer und drei Frauen (Susanne Rückes tritt als vierte Domschweizerin ihren Dienst am 1. Juni an). Zu ihren Aufgaben gehört es, für Ordnung und Ruhe im Dom zu sorgen und den Besuchern als Ansprechpartner zur Verfügung zu stehen. Sie schließen den Dom auf und ab, läuten die Glocken, füllen die Schriftenstände auf und entsorgen abgebrannte Kerzen.

Der Begriff Kirchenschweizer hat tatsächlich mit dem Land Schweiz zu tun, denn im 17. und 18. Jahrhundert waren es oft ehemalige Soldaten aus der Schweiz, die ins Ausland gingen und sich unter anderem als Soldaten oder als Wachpersonal Geld verdienten. Ein sogenannter Türhüter oder Hausmeister eines reichen Privathauses wurde zu dieser Zeit auf Französisch „Suisse“ (Schweizer) genannt. Der Name hat sich für das heutige Aufsichtspersonal in Kathedralen erhalten. Domschweizer gibt es zum Beispiel an den Domen in Tier, Bamberg, Mainz und Salzburg. Am Kölner Dom waren bislang mit dieser Aufgabe traditionell Männer betraut.

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